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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864.

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Rebellische Priester. Entstehung des Lehnsadels.
welchem ein Fürst von Kaoli das alternde Königshaus von Sinra
stürzte. Von da bis zum Jahre 1392 hatte Japan gar keinen Verkehr
mit Korea. Gegen das Ende des neunten und zu Anfang des
zehnten Jahrhunderts verwüsteten Corsaren von Sinra vielfach die
japanischen Küsten und bemächtigten sich auf kurze Zeit der silber-
reichen Insel Tsus-sima.

Die Ruhe im Inneren des Reiches wurde in dieser Blüthe-
periode nur durch die hochmüthigen ränkesüchtigen Priester und
Mönche der Umgegend von Miako zuweilen gestört. In hunderten
reichdotirter Klöster angesiedelt befehdeten sie einander mit Feuer
und Schwert, und zogen oft, mit den zur Schlichtung ihrer Kämpfe
getroffenen Entscheidungen unzufrieden, in hellen Haufen nach der
Hauptstadt, legten Feuer an die Paläste der Kuanbak's und selbst
an die Wohnung der geheiligten Erbkaiser, und mussten mit Waffen-
gewalt vertrieben werden. Die Annalen erzählen viel von der
Unbeugsamkeit und Zügellosigkeit dieser Priester; ihr Reichthum und
Einfluss wuchs noch bedeutend in den folgenden Jahrhunderten.
Sie wohnten in zahlreichen Corporationen zusammen, die sich
später, zur Zeit der inneren Kriege, vielfach an den Kämpfen be-
theiligten und eine politische Macht wurden, welche die Partheien
nicht verachten durften.

Um die Mitte des zehnten Jahrhunderts begegnen wir einer
Rebellion, angestiftet von einem Abkömmling des Kaisers Kuan-mu,
der sich im Osten von Nippon zum Mikado ausrufen liess und eine
zahlreiche Parthei zu gewinnen wusste. Erst nach mehreren Feld-
zügen bewältigten ihn die Heere der Kuanbak's. Dies war die
Blüthezeit ihrer Herrschaft, welche in den Annalen bis zu Ende
des zehnten Jahrhunderts als gerecht und weise gepriesen wird.
Den Erbkaisern gegenüber behaupteten sie ihr Ansehen auch
noch durch die beiden ersten Drittheile des elften Jahrhunderts:
von dem neunundsechszigsten Mikado wird ausdrücklich gesagt,
dass er, obgleich sehr fähig und unterrichtet, sich doch in allen
Regierungsangelegenheiten in den Willen der Kuanbak's habe fügen
müssen; aber ihre Autorität im Lande sank immer mehr. Das
Geschlecht war entkräftet und den inneren Zuständen, die sich im
Laufe der Zeit herangebildet hatten, nicht mehr gewachsen. Die
einzelnen Landschaften wurden ursprünglich von Statthaltern des
Mikado regiert, welche allmälich das Amt in ihren Familien erblich
gemacht zu haben scheinen. Die Souverainetätsrechte, die sie

Rebellische Priester. Entstehung des Lehnsadels.
welchem ein Fürst von Kaoli das alternde Königshaus von Sinra
stürzte. Von da bis zum Jahre 1392 hatte Japan gar keinen Verkehr
mit Korea. Gegen das Ende des neunten und zu Anfang des
zehnten Jahrhunderts verwüsteten Corsaren von Sinra vielfach die
japanischen Küsten und bemächtigten sich auf kurze Zeit der silber-
reichen Insel Tsus-sima.

Die Ruhe im Inneren des Reiches wurde in dieser Blüthe-
periode nur durch die hochmüthigen ränkesüchtigen Priester und
Mönche der Umgegend von Miako zuweilen gestört. In hunderten
reichdotirter Klöster angesiedelt befehdeten sie einander mit Feuer
und Schwert, und zogen oft, mit den zur Schlichtung ihrer Kämpfe
getroffenen Entscheidungen unzufrieden, in hellen Haufen nach der
Hauptstadt, legten Feuer an die Paläste der Kuanbak’s und selbst
an die Wohnung der geheiligten Erbkaiser, und mussten mit Waffen-
gewalt vertrieben werden. Die Annalen erzählen viel von der
Unbeugsamkeit und Zügellosigkeit dieser Priester; ihr Reichthum und
Einfluss wuchs noch bedeutend in den folgenden Jahrhunderten.
Sie wohnten in zahlreichen Corporationen zusammen, die sich
später, zur Zeit der inneren Kriege, vielfach an den Kämpfen be-
theiligten und eine politische Macht wurden, welche die Partheien
nicht verachten durften.

Um die Mitte des zehnten Jahrhunderts begegnen wir einer
Rebellion, angestiftet von einem Abkömmling des Kaisers Kuan-mu,
der sich im Osten von Nippon zum Mikado ausrufen liess und eine
zahlreiche Parthei zu gewinnen wusste. Erst nach mehreren Feld-
zügen bewältigten ihn die Heere der Kuanbak’s. Dies war die
Blüthezeit ihrer Herrschaft, welche in den Annalen bis zu Ende
des zehnten Jahrhunderts als gerecht und weise gepriesen wird.
Den Erbkaisern gegenüber behaupteten sie ihr Ansehen auch
noch durch die beiden ersten Drittheile des elften Jahrhunderts:
von dem neunundsechszigsten Mikado wird ausdrücklich gesagt,
dass er, obgleich sehr fähig und unterrichtet, sich doch in allen
Regierungsangelegenheiten in den Willen der Kuanbak’s habe fügen
müssen; aber ihre Autorität im Lande sank immer mehr. Das
Geschlecht war entkräftet und den inneren Zuständen, die sich im
Laufe der Zeit herangebildet hatten, nicht mehr gewachsen. Die
einzelnen Landschaften wurden ursprünglich von Statthaltern des
Mikado regiert, welche allmälich das Amt in ihren Familien erblich
gemacht zu haben scheinen. Die Souverainetätsrechte, die sie

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[31/0061] Rebellische Priester. Entstehung des Lehnsadels. welchem ein Fürst von Kaoli das alternde Königshaus von Sinra stürzte. Von da bis zum Jahre 1392 hatte Japan gar keinen Verkehr mit Korea. Gegen das Ende des neunten und zu Anfang des zehnten Jahrhunderts verwüsteten Corsaren von Sinra vielfach die japanischen Küsten und bemächtigten sich auf kurze Zeit der silber- reichen Insel Tsus-sima. Die Ruhe im Inneren des Reiches wurde in dieser Blüthe- periode nur durch die hochmüthigen ränkesüchtigen Priester und Mönche der Umgegend von Miako zuweilen gestört. In hunderten reichdotirter Klöster angesiedelt befehdeten sie einander mit Feuer und Schwert, und zogen oft, mit den zur Schlichtung ihrer Kämpfe getroffenen Entscheidungen unzufrieden, in hellen Haufen nach der Hauptstadt, legten Feuer an die Paläste der Kuanbak’s und selbst an die Wohnung der geheiligten Erbkaiser, und mussten mit Waffen- gewalt vertrieben werden. Die Annalen erzählen viel von der Unbeugsamkeit und Zügellosigkeit dieser Priester; ihr Reichthum und Einfluss wuchs noch bedeutend in den folgenden Jahrhunderten. Sie wohnten in zahlreichen Corporationen zusammen, die sich später, zur Zeit der inneren Kriege, vielfach an den Kämpfen be- theiligten und eine politische Macht wurden, welche die Partheien nicht verachten durften. Um die Mitte des zehnten Jahrhunderts begegnen wir einer Rebellion, angestiftet von einem Abkömmling des Kaisers Kuan-mu, der sich im Osten von Nippon zum Mikado ausrufen liess und eine zahlreiche Parthei zu gewinnen wusste. Erst nach mehreren Feld- zügen bewältigten ihn die Heere der Kuanbak’s. Dies war die Blüthezeit ihrer Herrschaft, welche in den Annalen bis zu Ende des zehnten Jahrhunderts als gerecht und weise gepriesen wird. Den Erbkaisern gegenüber behaupteten sie ihr Ansehen auch noch durch die beiden ersten Drittheile des elften Jahrhunderts: von dem neunundsechszigsten Mikado wird ausdrücklich gesagt, dass er, obgleich sehr fähig und unterrichtet, sich doch in allen Regierungsangelegenheiten in den Willen der Kuanbak’s habe fügen müssen; aber ihre Autorität im Lande sank immer mehr. Das Geschlecht war entkräftet und den inneren Zuständen, die sich im Laufe der Zeit herangebildet hatten, nicht mehr gewachsen. Die einzelnen Landschaften wurden ursprünglich von Statthaltern des Mikado regiert, welche allmälich das Amt in ihren Familien erblich gemacht zu haben scheinen. Die Souverainetätsrechte, die sie

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien01_1864/61>, abgerufen am 23.11.2024.