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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864.

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Geschichtsquellen.
dem Sonnengenius und dessen Ahnen, den himmlischen Göttern her.
Deshalb ist sein Geschlecht unverletzlich und über alle Menschen
erhaben 12).



Die folgenden Nachrichten gründen sich zumeist auf die
von Professor Hoffmann in Leyden übersetzten Geschichtstabellen
Wa Nen Kei, theils auch auf die von Klaproth durchgesehene und
herausgegebene Uebertragung der im Jahre 1652 erschienenen Kaiser-
annalen Nippon O Dai Itsi Ran 13). Letzteres Werk ist ein Auszug
aus den grösseren Geschichtswerken in Form einer Chronik. Unter
einem Wust bedeutungsloser Hofnachrichten werden auch die politisch
wichtigen Begebenheiten ohne Verknüpfung und Zusammenhang in
trockenen Worten kurz berichtet. Nur selten findet sich ein allge-
meiner Satz. Wer es aber unternimmt die Fäden zu verfolgen, die
Thatsachen aneinander zu reihen, den geschichtlichen Stoff zu
sichten und zu ordnen, der erhält nicht nur einen Ueberblick über
den Gang der äusseren Ereignisse, sondern auch ein Bild von
den inneren Eigenthümlichkeiten der verschiedenen Entwickelungs-
perioden. Diese Eigenschaft der Kaiserannalen, dass sich aus der
einfachen Aufzählung der Thatsachen allgemeine Begriffe von selbst
ergeben, ist das beste Zeichen für ihre Glaubwürdigkeit. Selbst
die Berichte aus den frühesten Zeiten tragen ein bestimmtes Gepräge

12) Ausführliches über die japanische Götterlehre ist in v. Siebold's Nippon (Bd. V.)
zu finden. Bei Kämpfer und in anderen Werken ist vieles zerstreut. Die meisten
Namen und die langen unverständlichen Ehrentitel der Gottheiten sind für den
Laien leere, schwer auf das Gehör fallende Klänge und deshalb in diesem Umrisse
weggelassen. -- Siebold hat der japanischen Mythologie eine besondere Abtheilung
seines grossen Werkes gewidmet, in welchem freilich das von Professor Hoffmann
übersetzte und mit vielen vortrefflichen Abbildungen begleitete Buddapantheon den
grössten Raum einnimmt. -- Gedrängte Darstellungen geben Klaproth in der Ein-
leitung zu den Kaiserannalen und Leon de Rosny in seinem Memoire sur la
Chronologie japonaise. (Paris 1858.)
13) Dieses Werk ist ausführlicher als die von Professor Hoffmann übersetzten
und im grossen v. Sieboldschen Werke abgedruckten Tabellen. Wenn auch nach dem
Urtheil dieses ausgezeichneten Kenners der japanischen Litteratur der Klaprothschen
Uebertragung im Einzelnen nicht vollkommen zu trauen ist, so glaubt sich der
Verfasser durch Vergleichung mit den Geschichtstabellen und mit der Abhandlung
desselben Gelehrten über Japans Bezüge zu Korea vor wesentlichen Fehlern bewahrt
zu haben. Es handelt sich bei der vorliegenden Darstellung nur um das Charak-
teristische der geschichtlichen Entwickelung im Ganzen, nicht um Einzelnheiten.

Geschichtsquellen.
dem Sonnengenius und dessen Ahnen, den himmlischen Göttern her.
Deshalb ist sein Geschlecht unverletzlich und über alle Menschen
erhaben 12).



Die folgenden Nachrichten gründen sich zumeist auf die
von Professor Hoffmann in Leyden übersetzten Geschichtstabellen
Wa Nen Keï, theils auch auf die von Klaproth durchgesehene und
herausgegebene Uebertragung der im Jahre 1652 erschienenen Kaiser-
annalen Nippon O Daï Itsi Ran 13). Letzteres Werk ist ein Auszug
aus den grösseren Geschichtswerken in Form einer Chronik. Unter
einem Wust bedeutungsloser Hofnachrichten werden auch die politisch
wichtigen Begebenheiten ohne Verknüpfung und Zusammenhang in
trockenen Worten kurz berichtet. Nur selten findet sich ein allge-
meiner Satz. Wer es aber unternimmt die Fäden zu verfolgen, die
Thatsachen aneinander zu reihen, den geschichtlichen Stoff zu
sichten und zu ordnen, der erhält nicht nur einen Ueberblick über
den Gang der äusseren Ereignisse, sondern auch ein Bild von
den inneren Eigenthümlichkeiten der verschiedenen Entwickelungs-
perioden. Diese Eigenschaft der Kaiserannalen, dass sich aus der
einfachen Aufzählung der Thatsachen allgemeine Begriffe von selbst
ergeben, ist das beste Zeichen für ihre Glaubwürdigkeit. Selbst
die Berichte aus den frühesten Zeiten tragen ein bestimmtes Gepräge

12) Ausführliches über die japanische Götterlehre ist in v. Siebold’s Nippon (Bd. V.)
zu finden. Bei Kämpfer und in anderen Werken ist vieles zerstreut. Die meisten
Namen und die langen unverständlichen Ehrentitel der Gottheiten sind für den
Laien leere, schwer auf das Gehör fallende Klänge und deshalb in diesem Umrisse
weggelassen. — Siebold hat der japanischen Mythologie eine besondere Abtheilung
seines grossen Werkes gewidmet, in welchem freilich das von Professor Hoffmann
übersetzte und mit vielen vortrefflichen Abbildungen begleitete Buddapantheon den
grössten Raum einnimmt. — Gedrängte Darstellungen geben Klaproth in der Ein-
leitung zu den Kaiserannalen und Léon de Rosny in seinem Mémoire sur la
Chronologie japonaise. (Paris 1858.)
13) Dieses Werk ist ausführlicher als die von Professor Hoffmann übersetzten
und im grossen v. Sieboldschen Werke abgedruckten Tabellen. Wenn auch nach dem
Urtheil dieses ausgezeichneten Kenners der japanischen Litteratur der Klaprothschen
Uebertragung im Einzelnen nicht vollkommen zu trauen ist, so glaubt sich der
Verfasser durch Vergleichung mit den Geschichtstabellen und mit der Abhandlung
desselben Gelehrten über Japans Bezüge zu Korea vor wesentlichen Fehlern bewahrt
zu haben. Es handelt sich bei der vorliegenden Darstellung nur um das Charak-
teristische der geschichtlichen Entwickelung im Ganzen, nicht um Einzelnheiten.
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[15/0045] Geschichtsquellen. dem Sonnengenius und dessen Ahnen, den himmlischen Göttern her. Deshalb ist sein Geschlecht unverletzlich und über alle Menschen erhaben 12). Die folgenden Nachrichten gründen sich zumeist auf die von Professor Hoffmann in Leyden übersetzten Geschichtstabellen Wa Nen Keï, theils auch auf die von Klaproth durchgesehene und herausgegebene Uebertragung der im Jahre 1652 erschienenen Kaiser- annalen Nippon O Daï Itsi Ran 13). Letzteres Werk ist ein Auszug aus den grösseren Geschichtswerken in Form einer Chronik. Unter einem Wust bedeutungsloser Hofnachrichten werden auch die politisch wichtigen Begebenheiten ohne Verknüpfung und Zusammenhang in trockenen Worten kurz berichtet. Nur selten findet sich ein allge- meiner Satz. Wer es aber unternimmt die Fäden zu verfolgen, die Thatsachen aneinander zu reihen, den geschichtlichen Stoff zu sichten und zu ordnen, der erhält nicht nur einen Ueberblick über den Gang der äusseren Ereignisse, sondern auch ein Bild von den inneren Eigenthümlichkeiten der verschiedenen Entwickelungs- perioden. Diese Eigenschaft der Kaiserannalen, dass sich aus der einfachen Aufzählung der Thatsachen allgemeine Begriffe von selbst ergeben, ist das beste Zeichen für ihre Glaubwürdigkeit. Selbst die Berichte aus den frühesten Zeiten tragen ein bestimmtes Gepräge 12) Ausführliches über die japanische Götterlehre ist in v. Siebold’s Nippon (Bd. V.) zu finden. Bei Kämpfer und in anderen Werken ist vieles zerstreut. Die meisten Namen und die langen unverständlichen Ehrentitel der Gottheiten sind für den Laien leere, schwer auf das Gehör fallende Klänge und deshalb in diesem Umrisse weggelassen. — Siebold hat der japanischen Mythologie eine besondere Abtheilung seines grossen Werkes gewidmet, in welchem freilich das von Professor Hoffmann übersetzte und mit vielen vortrefflichen Abbildungen begleitete Buddapantheon den grössten Raum einnimmt. — Gedrängte Darstellungen geben Klaproth in der Ein- leitung zu den Kaiserannalen und Léon de Rosny in seinem Mémoire sur la Chronologie japonaise. (Paris 1858.) 13) Dieses Werk ist ausführlicher als die von Professor Hoffmann übersetzten und im grossen v. Sieboldschen Werke abgedruckten Tabellen. Wenn auch nach dem Urtheil dieses ausgezeichneten Kenners der japanischen Litteratur der Klaprothschen Uebertragung im Einzelnen nicht vollkommen zu trauen ist, so glaubt sich der Verfasser durch Vergleichung mit den Geschichtstabellen und mit der Abhandlung desselben Gelehrten über Japans Bezüge zu Korea vor wesentlichen Fehlern bewahrt zu haben. Es handelt sich bei der vorliegenden Darstellung nur um das Charak- teristische der geschichtlichen Entwickelung im Ganzen, nicht um Einzelnheiten.

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien01_1864/45>, abgerufen am 23.11.2024.