Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864.

Bild:
<< vorherige Seite

Schluss. V.
wäre, -- und durfte bald darauf sein gefährliches Amt niederlegen 14). --
Zur Zeit unserer Anwesenheit ahnte wohl Niemand dass die Sachen
so ständen; die fremden Vertreter wollten noch immer nicht an die
Gefahr innerer Zerwürfnisse glauben und schoben in jenem Augen-
blick den starren Widerstand des Ministers zum Theil auf die
neuesten Nachrichten aus China. Dort hatte man den Krieg durch
die Einnahme von Tientsin und den Taku-Forts beendet geglaubt,
als die Chinesen Verrath übten und man den Feldzug von neuem
beginnen musste. Möglich dass die japanische Regierung von dieser
Lage der Dinge unterrichtet war und an dem Unterliegen der Ver-
bündeten noch nicht verzweifelte.

Der Gesandte wies jedes Anerbieten formeller schriftlicher
Versprechungen als politisch werthlos zurück, und schützte endlich,
um nicht zu einem ungünstigen Abschluss zu gelangen, Ermüdung
vor, mit dem Erbieten, dem Minister seine Entgegnungen schriftlich
zugehen zu lassen, um dann auf Grund derselben weiter mündlich
zu verhandeln. Ando-Tsus-sima wollte wieder einwenden, dass
er zu häufigen Conferenzen zu beschäftigt sei und sein letztes Wort
gesprochen habe; Graf Eulenburg bewies ihm aber, dass mit dem
Amte eines Ministers des Auswärtigen die Verpflichtung verbunden
sei, den fremden Gesandten Rede zu stehen, worauf sich Jener
bequemte ihm eine abermalige Zusammenkunft zuzusagen.


Ende des ersten Bandes.



Berlin, gedruckt in der Königlichen Geheimen Ober-Hofbuchdruckerei
(R. v. Decker).


14) Alle früheren Mordanfälle in Japan wurden mit der blanken Waffe vollführt;
bei dem Angriff auf Ando-Tsus-sima wurden zuerst Schusswaffen gebraucht, ein
Umstand, der ihm vielleicht das Leben rettete. Die Bravo's streckten erst durch
einen Pistolenschuss einen seiner Trabanten nieder, ehe sie einhieben, dadurch ge-
wann der Minister Zeit aus der Sänfte zu springen; er schlug sich mit grosser
Bravour. Von den acht Bravo's blieben sieben auf dem Platze; der achte ist ent-
kommen.

Schluss. V.
wäre, — und durfte bald darauf sein gefährliches Amt niederlegen 14). —
Zur Zeit unserer Anwesenheit ahnte wohl Niemand dass die Sachen
so ständen; die fremden Vertreter wollten noch immer nicht an die
Gefahr innerer Zerwürfnisse glauben und schoben in jenem Augen-
blick den starren Widerstand des Ministers zum Theil auf die
neuesten Nachrichten aus China. Dort hatte man den Krieg durch
die Einnahme von Tientsin und den Taku-Forts beendet geglaubt,
als die Chinesen Verrath übten und man den Feldzug von neuem
beginnen musste. Möglich dass die japanische Regierung von dieser
Lage der Dinge unterrichtet war und an dem Unterliegen der Ver-
bündeten noch nicht verzweifelte.

Der Gesandte wies jedes Anerbieten formeller schriftlicher
Versprechungen als politisch werthlos zurück, und schützte endlich,
um nicht zu einem ungünstigen Abschluss zu gelangen, Ermüdung
vor, mit dem Erbieten, dem Minister seine Entgegnungen schriftlich
zugehen zu lassen, um dann auf Grund derselben weiter mündlich
zu verhandeln. Ando-Tsus-sima wollte wieder einwenden, dass
er zu häufigen Conferenzen zu beschäftigt sei und sein letztes Wort
gesprochen habe; Graf Eulenburg bewies ihm aber, dass mit dem
Amte eines Ministers des Auswärtigen die Verpflichtung verbunden
sei, den fremden Gesandten Rede zu stehen, worauf sich Jener
bequemte ihm eine abermalige Zusammenkunft zuzusagen.


Ende des ersten Bandes.



Berlin, gedruckt in der Königlichen Geheimen Ober-Hofbuchdruckerei
(R. v. Decker).


14) Alle früheren Mordanfälle in Japan wurden mit der blanken Waffe vollführt;
bei dem Angriff auf Ando-Tsus-sima wurden zuerst Schusswaffen gebraucht, ein
Umstand, der ihm vielleicht das Leben rettete. Die Bravo’s streckten erst durch
einen Pistolenschuss einen seiner Trabanten nieder, ehe sie einhieben, dadurch ge-
wann der Minister Zeit aus der Sänfte zu springen; er schlug sich mit grosser
Bravour. Von den acht Bravo’s blieben sieben auf dem Platze; der achte ist ent-
kommen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0382" n="352"/><fw place="top" type="header">Schluss. V.</fw><lb/>
wäre, &#x2014; und durfte bald darauf sein gefährliches Amt niederlegen <note place="foot" n="14)">Alle früheren Mordanfälle in <placeName>Japan</placeName> wurden mit der blanken Waffe vollführt;<lb/>
bei dem Angriff auf <hi rendition="#k"><persName ref="http://id.loc.gov/authorities/names/n84194579">Ando-Tsus-sima</persName></hi> wurden zuerst Schusswaffen gebraucht, ein<lb/>
Umstand, der ihm vielleicht das Leben rettete. Die Bravo&#x2019;s streckten erst durch<lb/>
einen Pistolenschuss einen seiner Trabanten nieder, ehe sie einhieben, dadurch ge-<lb/>
wann der Minister Zeit aus der Sänfte zu springen; er schlug sich mit grosser<lb/>
Bravour. Von den acht Bravo&#x2019;s blieben sieben auf dem Platze; der achte ist ent-<lb/>
kommen.</note>. &#x2014;<lb/>
Zur Zeit unserer Anwesenheit ahnte wohl Niemand dass die Sachen<lb/>
so ständen; die fremden Vertreter wollten noch immer nicht an die<lb/>
Gefahr innerer Zerwürfnisse glauben und schoben in jenem Augen-<lb/>
blick den starren Widerstand des Ministers zum Theil auf die<lb/>
neuesten Nachrichten aus <placeName>China</placeName>. Dort hatte man den Krieg durch<lb/>
die Einnahme von <hi rendition="#k"><placeName>Tientsin</placeName></hi> und den <placeName><hi rendition="#k">Taku</hi>-Forts</placeName> beendet geglaubt,<lb/>
als die Chinesen Verrath übten und man den Feldzug von neuem<lb/>
beginnen musste. Möglich dass die japanische Regierung von dieser<lb/>
Lage der Dinge unterrichtet war und an dem Unterliegen der Ver-<lb/>
bündeten noch nicht verzweifelte.</p><lb/>
          <p>Der Gesandte wies jedes Anerbieten formeller schriftlicher<lb/>
Versprechungen als politisch werthlos zurück, und schützte endlich,<lb/>
um nicht zu einem ungünstigen Abschluss zu gelangen, Ermüdung<lb/>
vor, mit dem Erbieten, dem Minister seine Entgegnungen schriftlich<lb/>
zugehen zu lassen, um dann auf Grund derselben weiter mündlich<lb/>
zu verhandeln. <hi rendition="#k"><persName ref="http://id.loc.gov/authorities/names/n84194579">Ando-Tsus-sima</persName></hi> wollte wieder einwenden, dass<lb/>
er zu häufigen Conferenzen zu beschäftigt sei und sein letztes Wort<lb/>
gesprochen habe; Graf <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119178931">Eulenburg</persName> bewies ihm aber, dass mit dem<lb/>
Amte eines Ministers des Auswärtigen die Verpflichtung verbunden<lb/>
sei, den fremden Gesandten Rede zu stehen, worauf sich Jener<lb/>
bequemte ihm eine abermalige Zusammenkunft zuzusagen.</p>
        </div>
      </div><lb/>
    </body>
    <back>
      <div>
        <p> <hi rendition="#b #c">Ende des ersten Bandes.</hi> </p><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
      <div type="imprint">
        <p> <hi rendition="#c"><placeName>Berlin</placeName>, gedruckt in der Königlichen Geheimen Ober-Hofbuchdruckerei<lb/>
(R. v. Decker).</hi> </p>
      </div><lb/>
    </back>
  </text>
</TEI>
[352/0382] Schluss. V. wäre, — und durfte bald darauf sein gefährliches Amt niederlegen 14). — Zur Zeit unserer Anwesenheit ahnte wohl Niemand dass die Sachen so ständen; die fremden Vertreter wollten noch immer nicht an die Gefahr innerer Zerwürfnisse glauben und schoben in jenem Augen- blick den starren Widerstand des Ministers zum Theil auf die neuesten Nachrichten aus China. Dort hatte man den Krieg durch die Einnahme von Tientsin und den Taku-Forts beendet geglaubt, als die Chinesen Verrath übten und man den Feldzug von neuem beginnen musste. Möglich dass die japanische Regierung von dieser Lage der Dinge unterrichtet war und an dem Unterliegen der Ver- bündeten noch nicht verzweifelte. Der Gesandte wies jedes Anerbieten formeller schriftlicher Versprechungen als politisch werthlos zurück, und schützte endlich, um nicht zu einem ungünstigen Abschluss zu gelangen, Ermüdung vor, mit dem Erbieten, dem Minister seine Entgegnungen schriftlich zugehen zu lassen, um dann auf Grund derselben weiter mündlich zu verhandeln. Ando-Tsus-sima wollte wieder einwenden, dass er zu häufigen Conferenzen zu beschäftigt sei und sein letztes Wort gesprochen habe; Graf Eulenburg bewies ihm aber, dass mit dem Amte eines Ministers des Auswärtigen die Verpflichtung verbunden sei, den fremden Gesandten Rede zu stehen, worauf sich Jener bequemte ihm eine abermalige Zusammenkunft zuzusagen. Ende des ersten Bandes. Berlin, gedruckt in der Königlichen Geheimen Ober-Hofbuchdruckerei (R. v. Decker). 14) Alle früheren Mordanfälle in Japan wurden mit der blanken Waffe vollführt; bei dem Angriff auf Ando-Tsus-sima wurden zuerst Schusswaffen gebraucht, ein Umstand, der ihm vielleicht das Leben rettete. Die Bravo’s streckten erst durch einen Pistolenschuss einen seiner Trabanten nieder, ehe sie einhieben, dadurch ge- wann der Minister Zeit aus der Sänfte zu springen; er schlug sich mit grosser Bravour. Von den acht Bravo’s blieben sieben auf dem Platze; der achte ist ent- kommen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien01_1864
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien01_1864/382
Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien01_1864/382>, abgerufen am 18.11.2024.