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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864.

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Die Umgebung von Yeddo. V.
immer grüner; aus den üppigen Laubmassen sehen Tempel und
ländliche Wohnungen hervor, man kommt an den Grundstücken
mehrerer Daimio's vorbei, wo hinter den schwarzen Bretterzäunen
die Soldaten auf schattigen Rasenplätzen exercieren und nach der
Scheibe schiessen. Pfahlbrücken von gewölbtem Bau führen über
das immer kleiner werdende Flüsschen; über eine derselben gewinnt
man das jenseitige Ufer und tritt in einen von Bambus und dichtem
Grün beschatteten Hohlweg. Es geht bergan, die enge Strasse
bietet kaum Platz zum Ausweichen. Auf der Höhe liegen rechts
und links im Grünen ländliche Theehäuser, deren halb verwilderte
Anlagen sich nach dem jenseitigen Thalgrunde senken. Ein hoher
rasenbedeckter Erdkegel -- künstlich aufgeschüttet -- den die
Japaner den kleinen Fusiyama nennen, gewährt eine weite Aussicht
nach Süden und Westen. Unten liegt ein ebenes, mit Reis bebautes
Thal, durch das sich breite Wege schlängeln; jenseit steigt der
Boden allmälich an. Heimische Strohdächer winken drüben aus
frühlingsgrünem Bambusgefieder, aber der rothglühende Ahorn mahnt
an den Herbst. Ein glitzender Bach rieselt durch das dichte Ge-
büsch, aus welchem hohe Gruppen dunkeler Cryptomerien und
Tannen emporstreben. -- Weiter erheben sich niedrige Hügelreihen
mit Busch und Feld und herrlichen Waldprofilen, dahinter die
Fakone-Berge und der grosse Fusiyama.

Der Weg führt abschüssig in das Thal hinab; drüben gelangt
man wieder in enge Hohlwege, aus denen der Blick sich ab und
zu auf die lieblichsten Gründe öffnet: überall liegen Bauernhäuser
im Grünen zerstreut, und an hervorragenden Puncten ländliche
Tempel und Friedhöfe; bemooste Grabsteine schimmern durch den
tiefen duftigen Schatten des Gehölzes, wo Epheu und Immergrün
den Boden decken. Hier und da steht ein Heiligenbild am Wege,
der segnende Budda auf der Lotosblume, alterthümliche Bildsäulen
aus Stein oder Bronze. Bei den grösseren Dörfern findet man
imposante Tempelanlagen und Friedhöfe mit ehrwürdigen Riesen-
bäumen. -- Aehnlich ist der Charakter der Landschaft im Nordwesten
und Norden der Stadt, wellenförmiges wasserreiches Hügelland mit
Busch und Feld in unerschöpflicher Abwechselung, reich bevölkert
und angebaut.

Die Höhenzüge, welche im südlichen Theile von Yeddo
das Meer berühren und hier nur einen schmalen Streifen flachen
Uferlandes frei lassen, treten allmälich von der Küste zurück;

Die Umgebung von Yeddo. V.
immer grüner; aus den üppigen Laubmassen sehen Tempel und
ländliche Wohnungen hervor, man kommt an den Grundstücken
mehrerer Daïmio’s vorbei, wo hinter den schwarzen Bretterzäunen
die Soldaten auf schattigen Rasenplätzen exercieren und nach der
Scheibe schiessen. Pfahlbrücken von gewölbtem Bau führen über
das immer kleiner werdende Flüsschen; über eine derselben gewinnt
man das jenseitige Ufer und tritt in einen von Bambus und dichtem
Grün beschatteten Hohlweg. Es geht bergan, die enge Strasse
bietet kaum Platz zum Ausweichen. Auf der Höhe liegen rechts
und links im Grünen ländliche Theehäuser, deren halb verwilderte
Anlagen sich nach dem jenseitigen Thalgrunde senken. Ein hoher
rasenbedeckter Erdkegel — künstlich aufgeschüttet — den die
Japaner den kleinen Fusiyama nennen, gewährt eine weite Aussicht
nach Süden und Westen. Unten liegt ein ebenes, mit Reis bebautes
Thal, durch das sich breite Wege schlängeln; jenseit steigt der
Boden allmälich an. Heimische Strohdächer winken drüben aus
frühlingsgrünem Bambusgefieder, aber der rothglühende Ahorn mahnt
an den Herbst. Ein glitzender Bach rieselt durch das dichte Ge-
büsch, aus welchem hohe Gruppen dunkeler Cryptomerien und
Tannen emporstreben. — Weiter erheben sich niedrige Hügelreihen
mit Busch und Feld und herrlichen Waldprofilen, dahinter die
Fakone-Berge und der grosse Fusiyama.

Der Weg führt abschüssig in das Thal hinab; drüben gelangt
man wieder in enge Hohlwege, aus denen der Blick sich ab und
zu auf die lieblichsten Gründe öffnet: überall liegen Bauernhäuser
im Grünen zerstreut, und an hervorragenden Puncten ländliche
Tempel und Friedhöfe; bemooste Grabsteine schimmern durch den
tiefen duftigen Schatten des Gehölzes, wo Epheu und Immergrün
den Boden decken. Hier und da steht ein Heiligenbild am Wege,
der segnende Budda auf der Lotosblume, alterthümliche Bildsäulen
aus Stein oder Bronze. Bei den grösseren Dörfern findet man
imposante Tempelanlagen und Friedhöfe mit ehrwürdigen Riesen-
bäumen. — Aehnlich ist der Charakter der Landschaft im Nordwesten
und Norden der Stadt, wellenförmiges wasserreiches Hügelland mit
Busch und Feld in unerschöpflicher Abwechselung, reich bevölkert
und angebaut.

Die Höhenzüge, welche im südlichen Theile von Yeddo
das Meer berühren und hier nur einen schmalen Streifen flachen
Uferlandes frei lassen, treten allmälich von der Küste zurück;

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[332/0362] Die Umgebung von Yeddo. V. immer grüner; aus den üppigen Laubmassen sehen Tempel und ländliche Wohnungen hervor, man kommt an den Grundstücken mehrerer Daïmio’s vorbei, wo hinter den schwarzen Bretterzäunen die Soldaten auf schattigen Rasenplätzen exercieren und nach der Scheibe schiessen. Pfahlbrücken von gewölbtem Bau führen über das immer kleiner werdende Flüsschen; über eine derselben gewinnt man das jenseitige Ufer und tritt in einen von Bambus und dichtem Grün beschatteten Hohlweg. Es geht bergan, die enge Strasse bietet kaum Platz zum Ausweichen. Auf der Höhe liegen rechts und links im Grünen ländliche Theehäuser, deren halb verwilderte Anlagen sich nach dem jenseitigen Thalgrunde senken. Ein hoher rasenbedeckter Erdkegel — künstlich aufgeschüttet — den die Japaner den kleinen Fusiyama nennen, gewährt eine weite Aussicht nach Süden und Westen. Unten liegt ein ebenes, mit Reis bebautes Thal, durch das sich breite Wege schlängeln; jenseit steigt der Boden allmälich an. Heimische Strohdächer winken drüben aus frühlingsgrünem Bambusgefieder, aber der rothglühende Ahorn mahnt an den Herbst. Ein glitzender Bach rieselt durch das dichte Ge- büsch, aus welchem hohe Gruppen dunkeler Cryptomerien und Tannen emporstreben. — Weiter erheben sich niedrige Hügelreihen mit Busch und Feld und herrlichen Waldprofilen, dahinter die Fakone-Berge und der grosse Fusiyama. Der Weg führt abschüssig in das Thal hinab; drüben gelangt man wieder in enge Hohlwege, aus denen der Blick sich ab und zu auf die lieblichsten Gründe öffnet: überall liegen Bauernhäuser im Grünen zerstreut, und an hervorragenden Puncten ländliche Tempel und Friedhöfe; bemooste Grabsteine schimmern durch den tiefen duftigen Schatten des Gehölzes, wo Epheu und Immergrün den Boden decken. Hier und da steht ein Heiligenbild am Wege, der segnende Budda auf der Lotosblume, alterthümliche Bildsäulen aus Stein oder Bronze. Bei den grösseren Dörfern findet man imposante Tempelanlagen und Friedhöfe mit ehrwürdigen Riesen- bäumen. — Aehnlich ist der Charakter der Landschaft im Nordwesten und Norden der Stadt, wellenförmiges wasserreiches Hügelland mit Busch und Feld in unerschöpflicher Abwechselung, reich bevölkert und angebaut. Die Höhenzüge, welche im südlichen Theile von Yeddo das Meer berühren und hier nur einen schmalen Streifen flachen Uferlandes frei lassen, treten allmälich von der Küste zurück;

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien01_1864/362>, abgerufen am 22.11.2024.