grossen Werth auf ihre alten Bronzen, zahlen hohe Preise dafür und lassen besonders kostbare Gefässe sogar in Prachtwerken abbilden. Das Metall ist von sehr verschiedener Mischung; die Bronzebereitung war von jeher eine Stärke der Japaner und man kennt viele uns ganze fremde Arten. In älterer Zeit scheint häufig Gold und Silber hinein gemengt worden zu sein; man findet ganz unscheinbare Gefässe, für die nur der Masse wegen unglaubliche Preise gefordert werden. Farbe und Klang der älteren Bronze sind durchweg schöner als bei der heutigen, das verwendete Kupfer war an sich schon edeler, goldhaltiger. Jetzt soll man auch in Japan verstehen die edelen Metalle aus den Kupfererzen auszuscheiden.
Man sieht in den Bronzeläden neben einfachem unverziertem Hausrath grosse Vasen und Kannen, Feuerbecken und Aschenge- fässe, ferner Leuchter, Lampen, Rauchgefässe, Glocken, Theekessel in unendlichster Mannichfaltigkeit, und kleine Luxusgegenstände wie Papierbeschwerer u. dgl. Auch das im Gürtel getragene Schreib- zeug ist von Bronze und oft zierlich mit Silber eingelegt. Es enthält ausser dem Dintenfass eine Abtheilung für den Pinsel, denn nur solcher bedienen sich die Japaner zum Schreiben.
Tuschläden finden sich in vielen Strassen; dort werden auch Schreibepinsel jeder Grösse und Reibenäpfe aus Schiefer, Marmor und anderen harten Steinen verkauft. Die letzteren sind so ein- gerichtet dass die geriebene Tusche in eine Vertiefung abläuft, manche reich verziert und sehr kostbar. Die Pinsel haben sehr leichte glatte Rohrstiele; nur die Spitze wird gebraucht, der obere Theil der Haare ist fest zusammengekleistert. Tusche giebt es die verschiedensten Arten, solche die wenige Pfennige das Pfund, und feine Sorten die mehrere Thaler das Loth kosten; die Grösse und Form der Stücke und die in Gold und Farben aufgepressten Muster und Verse von zahlloser Abwechselung. Die besten Arten haben einen feinen Moschusgeruch. Der Stoff ist derselbe wie der der chinesischen, wahrscheinlich Russ aus verschiedenen Holzarten, aber die feinsten japanischen Sorten sind den besten chinesischen noch vorzuziehen. Ueber die Zubereitung ist man merkwürdiger Weise noch heute im Unklaren; die in neuster Zeit aufgestellte Behaup- tung, die chinesische Tusche werde aus einem Tintenfisch, einer Art Sepia gemacht, widerlegt sich schon durch das alte chinesische Schriftzeichen, einen Rauchfang mit einem Rost und Feuerflammen darunter, eines der wenigen Zeichen in welchen das ursprüngliche
V. Tusche.
grossen Werth auf ihre alten Bronzen, zahlen hohe Preise dafür und lassen besonders kostbare Gefässe sogar in Prachtwerken abbilden. Das Metall ist von sehr verschiedener Mischung; die Bronzebereitung war von jeher eine Stärke der Japaner und man kennt viele uns ganze fremde Arten. In älterer Zeit scheint häufig Gold und Silber hinein gemengt worden zu sein; man findet ganz unscheinbare Gefässe, für die nur der Masse wegen unglaubliche Preise gefordert werden. Farbe und Klang der älteren Bronze sind durchweg schöner als bei der heutigen, das verwendete Kupfer war an sich schon edeler, goldhaltiger. Jetzt soll man auch in Japan verstehen die edelen Metalle aus den Kupfererzen auszuscheiden.
Man sieht in den Bronzeläden neben einfachem unverziertem Hausrath grosse Vasen und Kannen, Feuerbecken und Aschenge- fässe, ferner Leuchter, Lampen, Rauchgefässe, Glocken, Theekessel in unendlichster Mannichfaltigkeit, und kleine Luxusgegenstände wie Papierbeschwerer u. dgl. Auch das im Gürtel getragene Schreib- zeug ist von Bronze und oft zierlich mit Silber eingelegt. Es enthält ausser dem Dintenfass eine Abtheilung für den Pinsel, denn nur solcher bedienen sich die Japaner zum Schreiben.
Tuschläden finden sich in vielen Strassen; dort werden auch Schreibepinsel jeder Grösse und Reibenäpfe aus Schiefer, Marmor und anderen harten Steinen verkauft. Die letzteren sind so ein- gerichtet dass die geriebene Tusche in eine Vertiefung abläuft, manche reich verziert und sehr kostbar. Die Pinsel haben sehr leichte glatte Rohrstiele; nur die Spitze wird gebraucht, der obere Theil der Haare ist fest zusammengekleistert. Tusche giebt es die verschiedensten Arten, solche die wenige Pfennige das Pfund, und feine Sorten die mehrere Thaler das Loth kosten; die Grösse und Form der Stücke und die in Gold und Farben aufgepressten Muster und Verse von zahlloser Abwechselung. Die besten Arten haben einen feinen Moschusgeruch. Der Stoff ist derselbe wie der der chinesischen, wahrscheinlich Russ aus verschiedenen Holzarten, aber die feinsten japanischen Sorten sind den besten chinesischen noch vorzuziehen. Ueber die Zubereitung ist man merkwürdiger Weise noch heute im Unklaren; die in neuster Zeit aufgestellte Behaup- tung, die chinesische Tusche werde aus einem Tintenfisch, einer Art Sepia gemacht, widerlegt sich schon durch das alte chinesische Schriftzeichen, einen Rauchfang mit einem Rost und Feuerflammen darunter, eines der wenigen Zeichen in welchen das ursprüngliche
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V. Tusche.
grossen Werth auf ihre alten Bronzen, zahlen hohe Preise dafür
und lassen besonders kostbare Gefässe sogar in Prachtwerken
abbilden. Das Metall ist von sehr verschiedener Mischung; die
Bronzebereitung war von jeher eine Stärke der Japaner und man
kennt viele uns ganze fremde Arten. In älterer Zeit scheint häufig
Gold und Silber hinein gemengt worden zu sein; man findet ganz
unscheinbare Gefässe, für die nur der Masse wegen unglaubliche
Preise gefordert werden. Farbe und Klang der älteren Bronze sind
durchweg schöner als bei der heutigen, das verwendete Kupfer war
an sich schon edeler, goldhaltiger. Jetzt soll man auch in Japan
verstehen die edelen Metalle aus den Kupfererzen auszuscheiden.
Man sieht in den Bronzeläden neben einfachem unverziertem
Hausrath grosse Vasen und Kannen, Feuerbecken und Aschenge-
fässe, ferner Leuchter, Lampen, Rauchgefässe, Glocken, Theekessel
in unendlichster Mannichfaltigkeit, und kleine Luxusgegenstände
wie Papierbeschwerer u. dgl. Auch das im Gürtel getragene Schreib-
zeug ist von Bronze und oft zierlich mit Silber eingelegt. Es enthält
ausser dem Dintenfass eine Abtheilung für den Pinsel, denn nur
solcher bedienen sich die Japaner zum Schreiben.
Tuschläden finden sich in vielen Strassen; dort werden auch
Schreibepinsel jeder Grösse und Reibenäpfe aus Schiefer, Marmor
und anderen harten Steinen verkauft. Die letzteren sind so ein-
gerichtet dass die geriebene Tusche in eine Vertiefung abläuft,
manche reich verziert und sehr kostbar. Die Pinsel haben sehr
leichte glatte Rohrstiele; nur die Spitze wird gebraucht, der obere
Theil der Haare ist fest zusammengekleistert. Tusche giebt es
die verschiedensten Arten, solche die wenige Pfennige das Pfund,
und feine Sorten die mehrere Thaler das Loth kosten; die Grösse
und Form der Stücke und die in Gold und Farben aufgepressten
Muster und Verse von zahlloser Abwechselung. Die besten Arten
haben einen feinen Moschusgeruch. Der Stoff ist derselbe wie der
der chinesischen, wahrscheinlich Russ aus verschiedenen Holzarten,
aber die feinsten japanischen Sorten sind den besten chinesischen
noch vorzuziehen. Ueber die Zubereitung ist man merkwürdiger
Weise noch heute im Unklaren; die in neuster Zeit aufgestellte Behaup-
tung, die chinesische Tusche werde aus einem Tintenfisch, einer
Art Sepia gemacht, widerlegt sich schon durch das alte chinesische
Schriftzeichen, einen Rauchfang mit einem Rost und Feuerflammen
darunter, eines der wenigen Zeichen in welchen das ursprüngliche
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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien01_1864/339>, abgerufen am 16.02.2025.
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