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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864.

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I. Politische Conjuncturen.
Adjutanten, der Oberrichter der Colonie, und bald nachher der
Tumangung mit seinem ältesten Sohne, Herr und Frau Moyer und
der mecklenburgische Consul Cramer an Bord. Nach dem Frühstück
wurde das Schiff besichtigt, und einige Exercitien mit dem Zünd-
nadelgewehr gemacht, welche die Aufmerksamkeit der englischen
Officiere und der malaiischen Fürsten erregten. Der Gouverneur
verliess um zwei Uhr das Schiff unter dem Salutfeuer der Thetis,
welches der englische Kriegsdampfer Assaye mit der preussischen
Flagge im Grosstop erwiederte. Die Arkona salutirte unter den
Klängen des Preussenliedes in dem Augenblick, da das Boot des
Gesandten, -- als das letzte, -- vom Fallrep abstiess.

Ursprünglich war es die Absicht des Gesandten gewesen,
von Singapore aus nach China zu gehen, um dort mit den Vertrags-
verhandlungen zu beginnen. Die Ausführung dieses Planes setzte
aber voraus, dass dort die Engländer und Franzosen ihre Zwecke
erreicht, ihre Verträge ratificirt, ihre Gesandten in Peking einge-
führt hätten. Erschien das preussische Geschwader unter solchen
Verhältnissen in den chinesischen Meeren, so konnte man günstige
Resultate mit Sicherheit erwarten. So lange aber die Differenzen
mit England und Frankreich schwebten, liess sich der Hof von
Peking auf Unterhandlungen mit anderen Mächten wahrscheinlich
gar nicht ein. Der mit Negocirung eines Handelsvertrages beauf-
tragte belgische General-Consul D'Egremont war in diesem Sinne
beschieden worden, und Preussen konnte nichts Besseres erwarten.
Am günstigsten wäre der Augenblick unmittelbar nach dem Siege
der Alliirten oder nach der friedlichen Ausgleichung des Streites
gewesen, aber noch schien die Entscheidung weit hinausgerückt.
Der Untergang des Malabar im Hafen von Point de Galle hatte die
Ankunft der beiden Botschafter Lord Elgin und Baron Gros ver-
zögert, und die Franzosen verloren ein mit nothwendigen Aus-
rüstungsgegenständen beladenes Transportschiff. In Folge dessen
waren, wie in Singapore verlautete, die Streitkräfte noch nicht ein-
mal von Hongkong und Schanghai nach dem Norden aufgebrochen;
die Nachricht von den Fortschritten der chinesischen Rebellen,
welche Sutsau genommen hatten und Schanghai bedrohten, er-
weckte wieder die Hoffnung, dass der Hof von Peking dem Druck
der Verhältnisse weichen und die Forderungen der Alliirten erfüllen
würde, ohne es zum Aeussersten kommen zu lassen, -- kurz, Alles lag
im Ungewissen. Der Gesandte hätte, wenn er in diesem Augenblicke

I. Politische Conjuncturen.
Adjutanten, der Oberrichter der Colonie, und bald nachher der
Tumanguṅg mit seinem ältesten Sohne, Herr und Frau Moyer und
der mecklenburgische Consul Cramer an Bord. Nach dem Frühstück
wurde das Schiff besichtigt, und einige Exercitien mit dem Zünd-
nadelgewehr gemacht, welche die Aufmerksamkeit der englischen
Officiere und der malaiischen Fürsten erregten. Der Gouverneur
verliess um zwei Uhr das Schiff unter dem Salutfeuer der Thetis,
welches der englische Kriegsdampfer Assaye mit der preussischen
Flagge im Grosstop erwiederte. Die Arkona salutirte unter den
Klängen des Preussenliedes in dem Augenblick, da das Boot des
Gesandten, — als das letzte, — vom Fallrep abstiess.

Ursprünglich war es die Absicht des Gesandten gewesen,
von Singapore aus nach China zu gehen, um dort mit den Vertrags-
verhandlungen zu beginnen. Die Ausführung dieses Planes setzte
aber voraus, dass dort die Engländer und Franzosen ihre Zwecke
erreicht, ihre Verträge ratificirt, ihre Gesandten in Pekiṅg einge-
führt hätten. Erschien das preussische Geschwader unter solchen
Verhältnissen in den chinesischen Meeren, so konnte man günstige
Resultate mit Sicherheit erwarten. So lange aber die Differenzen
mit England und Frankreich schwebten, liess sich der Hof von
Pekiṅg auf Unterhandlungen mit anderen Mächten wahrscheinlich
gar nicht ein. Der mit Negocirung eines Handelsvertrages beauf-
tragte belgische General-Consul D’Egremont war in diesem Sinne
beschieden worden, und Preussen konnte nichts Besseres erwarten.
Am günstigsten wäre der Augenblick unmittelbar nach dem Siege
der Alliirten oder nach der friedlichen Ausgleichung des Streites
gewesen, aber noch schien die Entscheidung weit hinausgerückt.
Der Untergang des Malabar im Hafen von Point de Galle hatte die
Ankunft der beiden Botschafter Lord Elgin und Baron Gros ver-
zögert, und die Franzosen verloren ein mit nothwendigen Aus-
rüstungsgegenständen beladenes Transportschiff. In Folge dessen
waren, wie in Singapore verlautete, die Streitkräfte noch nicht ein-
mal von Hongkong und Schanghai nach dem Norden aufgebrochen;
die Nachricht von den Fortschritten der chinesischen Rebellen,
welche Sutšau genommen hatten und Schanghai bedrohten, er-
weckte wieder die Hoffnung, dass der Hof von Pekiṅg dem Druck
der Verhältnisse weichen und die Forderungen der Alliirten erfüllen
würde, ohne es zum Aeussersten kommen zu lassen, — kurz, Alles lag
im Ungewissen. Der Gesandte hätte, wenn er in diesem Augenblicke

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[215/0245] I. Politische Conjuncturen. Adjutanten, der Oberrichter der Colonie, und bald nachher der Tumanguṅg mit seinem ältesten Sohne, Herr und Frau Moyer und der mecklenburgische Consul Cramer an Bord. Nach dem Frühstück wurde das Schiff besichtigt, und einige Exercitien mit dem Zünd- nadelgewehr gemacht, welche die Aufmerksamkeit der englischen Officiere und der malaiischen Fürsten erregten. Der Gouverneur verliess um zwei Uhr das Schiff unter dem Salutfeuer der Thetis, welches der englische Kriegsdampfer Assaye mit der preussischen Flagge im Grosstop erwiederte. Die Arkona salutirte unter den Klängen des Preussenliedes in dem Augenblick, da das Boot des Gesandten, — als das letzte, — vom Fallrep abstiess. Ursprünglich war es die Absicht des Gesandten gewesen, von Singapore aus nach China zu gehen, um dort mit den Vertrags- verhandlungen zu beginnen. Die Ausführung dieses Planes setzte aber voraus, dass dort die Engländer und Franzosen ihre Zwecke erreicht, ihre Verträge ratificirt, ihre Gesandten in Pekiṅg einge- führt hätten. Erschien das preussische Geschwader unter solchen Verhältnissen in den chinesischen Meeren, so konnte man günstige Resultate mit Sicherheit erwarten. So lange aber die Differenzen mit England und Frankreich schwebten, liess sich der Hof von Pekiṅg auf Unterhandlungen mit anderen Mächten wahrscheinlich gar nicht ein. Der mit Negocirung eines Handelsvertrages beauf- tragte belgische General-Consul D’Egremont war in diesem Sinne beschieden worden, und Preussen konnte nichts Besseres erwarten. Am günstigsten wäre der Augenblick unmittelbar nach dem Siege der Alliirten oder nach der friedlichen Ausgleichung des Streites gewesen, aber noch schien die Entscheidung weit hinausgerückt. Der Untergang des Malabar im Hafen von Point de Galle hatte die Ankunft der beiden Botschafter Lord Elgin und Baron Gros ver- zögert, und die Franzosen verloren ein mit nothwendigen Aus- rüstungsgegenständen beladenes Transportschiff. In Folge dessen waren, wie in Singapore verlautete, die Streitkräfte noch nicht ein- mal von Hongkong und Schanghai nach dem Norden aufgebrochen; die Nachricht von den Fortschritten der chinesischen Rebellen, welche Sutšau genommen hatten und Schanghai bedrohten, er- weckte wieder die Hoffnung, dass der Hof von Pekiṅg dem Druck der Verhältnisse weichen und die Forderungen der Alliirten erfüllen würde, ohne es zum Aeussersten kommen zu lassen, — kurz, Alles lag im Ungewissen. Der Gesandte hätte, wenn er in diesem Augenblicke

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien01_1864/245>, abgerufen am 25.11.2024.