[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864.Zweiter Versuch der Engländer. Blomhoff's Rückkehr nach Desima. des Befehlshabers zur Nachtzeit in die Bucht einlief, so dass dienur Blomhoff bekannten geheimen Signale nicht beobachtet werden konnten. Dieser war nicht an Bord, und es erwies sich, dass Sir Stamford Raffles abermals den zum Nachfolger Doeff's ernannten Cassa mit denselben Forderungen wie im vorhergehenden Sommer nach Nangasaki sandte 169). Doeff aber, der über seinen Bevoll- mächtigten Blomhoff keine genügende Auskunft erhielt, weigerte sich abermals die Factorei auszuliefern; Cassa musste sich zu einem ähnlichen Abkommen wie das erste Mal bequemen, und segelte wieder unverrichteter Sache heim. Vor der japanischen Obrigkeit blieb die Lage der Dinge auch dieses Mal geheim, doch hielt es schwer, triftige Gründe namentlich dafür anzugeben, dass Doeff noch immer nicht abgelöst wurde. Nur seine grosse Kenntniss der Verhältnisse und das in nunmehr sechszehnjährigem Verkehr er- worbene Vertrauen der japanischen Regierung machten es ihm möglich, den Betrug durchzuführen. Die Holländer blieben nun wieder drei Jahre ohne Nachricht So scheiterten die Bemühungen der Engländer, die Nieder- 169) Sir Stamford Raffles redete Doeff diesmal in seinem Schreiben als "Mit- vorsteher" an und meldete die Zahlung des contractlich ihm zugesicherten Antheiles an dessen Bevollmächtigte in Batavia. Doeff behauptet, weder diese, noch die 1814 stipulirte Antheilsumme empfangen zu haben. 170) Die Darstellung dieser Begebenheiten ist aus den Berichten der Holländer
geschöpft, welche gegen England zu jener Zeit äusserst erbittert waren. Zweiter Versuch der Engländer. Blomhoff’s Rückkehr nach Desima. des Befehlshabers zur Nachtzeit in die Bucht einlief, so dass dienur Blomhoff bekannten geheimen Signale nicht beobachtet werden konnten. Dieser war nicht an Bord, und es erwies sich, dass Sir Stamford Raffles abermals den zum Nachfolger Doeff’s ernannten Cassa mit denselben Forderungen wie im vorhergehenden Sommer nach Naṅgasaki sandte 169). Doeff aber, der über seinen Bevoll- mächtigten Blomhoff keine genügende Auskunft erhielt, weigerte sich abermals die Factorei auszuliefern; Cassa musste sich zu einem ähnlichen Abkommen wie das erste Mal bequemen, und segelte wieder unverrichteter Sache heim. Vor der japanischen Obrigkeit blieb die Lage der Dinge auch dieses Mal geheim, doch hielt es schwer, triftige Gründe namentlich dafür anzugeben, dass Doeff noch immer nicht abgelöst wurde. Nur seine grosse Kenntniss der Verhältnisse und das in nunmehr sechszehnjährigem Verkehr er- worbene Vertrauen der japanischen Regierung machten es ihm möglich, den Betrug durchzuführen. Die Holländer blieben nun wieder drei Jahre ohne Nachricht So scheiterten die Bemühungen der Engländer, die Nieder- 169) Sir Stamford Raffles redete Doeff diesmal in seinem Schreiben als »Mit- vorsteher« an und meldete die Zahlung des contractlich ihm zugesicherten Antheiles an dessen Bevollmächtigte in Batavia. Doeff behauptet, weder diese, noch die 1814 stipulirte Antheilsumme empfangen zu haben. 170) Die Darstellung dieser Begebenheiten ist aus den Berichten der Holländer
geschöpft, welche gegen England zu jener Zeit äusserst erbittert waren. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0197" n="167"/><fw place="top" type="header">Zweiter Versuch der Engländer. <persName ref="http://d-nb.info/gnd/122529103">Blomhoff’s</persName> Rückkehr nach <hi rendition="#k"><placeName>Desima</placeName></hi>.</fw><lb/> des Befehlshabers zur Nachtzeit in die Bucht einlief, so dass die<lb/> nur <persName ref="http://d-nb.info/gnd/122529103">Blomhoff</persName> bekannten geheimen Signale nicht beobachtet werden<lb/> konnten. Dieser war nicht an Bord, und es erwies sich, dass Sir<lb/><persName ref="http://d-nb.info/gnd/119049538">Stamford Raffles</persName> abermals den zum Nachfolger <persName ref="http://d-nb.info/gnd/124771955">Doeff’s</persName> ernannten<lb/><persName ref="nognd">Cassa</persName> mit denselben Forderungen wie im vorhergehenden Sommer<lb/> nach <hi rendition="#k"><placeName>Naṅgasaki</placeName></hi> sandte <note place="foot" n="169)">Sir <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119049538">Stamford Raffles</persName> redete <persName ref="http://d-nb.info/gnd/124771955">Doeff</persName> diesmal in seinem Schreiben als »Mit-<lb/> vorsteher« an und meldete die Zahlung des contractlich ihm zugesicherten Antheiles<lb/> an dessen Bevollmächtigte in <placeName>Batavia</placeName>. <persName ref="http://d-nb.info/gnd/124771955">Doeff</persName> behauptet, weder diese, noch die 1814<lb/> stipulirte Antheilsumme empfangen zu haben.</note>. <persName ref="http://d-nb.info/gnd/124771955">Doeff</persName> aber, der über seinen Bevoll-<lb/> mächtigten <persName ref="http://d-nb.info/gnd/122529103">Blomhoff</persName> keine genügende Auskunft erhielt, weigerte<lb/> sich abermals die Factorei auszuliefern; <persName ref="nognd">Cassa</persName> musste sich zu einem<lb/> ähnlichen Abkommen wie das erste Mal bequemen, und segelte<lb/> wieder unverrichteter Sache heim. Vor der japanischen Obrigkeit<lb/> blieb die Lage der Dinge auch dieses Mal geheim, doch hielt es<lb/> schwer, triftige Gründe namentlich <hi rendition="#g">dafür</hi> anzugeben, dass <persName ref="http://d-nb.info/gnd/124771955">Doeff</persName><lb/> noch immer nicht abgelöst wurde. Nur seine grosse Kenntniss der<lb/> Verhältnisse und das in nunmehr sechszehnjährigem Verkehr er-<lb/> worbene Vertrauen der japanischen Regierung machten es ihm<lb/> möglich, den Betrug durchzuführen.</p><lb/> <p>Die Holländer blieben nun wieder drei Jahre ohne Nachricht<lb/> aus der Heimath. Endlich im Sommer 1817 kam <persName ref="http://d-nb.info/gnd/122529103">Blomhoff</persName>, welchen<lb/> Sir <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119049538">Stamford Raffles</persName> vergebens durch glänzende Anerbietungen auf<lb/> seine Seite zu bringen gesucht und dann trotz dem Ehrenworte der<lb/> Commissare als Kriegsgefangenen nach <placeName>England</placeName> geschickt hatte, mit<lb/> dem ersten holländischen Schiffe wieder nach <hi rendition="#k"><placeName>Naṅgasaki</placeName></hi>, um den<lb/> nun seit neunzehn Jahren auf <hi rendition="#k"><placeName>Desima</placeName></hi> eingeschlossenen <persName ref="http://d-nb.info/gnd/124771955">Doeff</persName> als<lb/> Handelsvorsteher abzulösen. <hi rendition="#k"><placeName>Desima</placeName></hi> ist der einzige Fleck der Erde,<lb/> wo die holländische Flagge während der Einverleibung der <placeName>Nieder-<lb/> lande</placeName> in das französische Reich ununterbrochen geweht hat.</p><lb/> <p>So scheiterten die Bemühungen der Engländer, die Nieder-<lb/> länder aus ihrer Stellung in <placeName>Japan</placeName> zu verdrängen <note place="foot" n="170)">Die Darstellung dieser Begebenheiten ist aus den Berichten der <hi rendition="#g">Holländer</hi><lb/> geschöpft, welche gegen <placeName>England</placeName> zu jener Zeit äusserst erbittert waren.</note>. Sie machten<lb/> im Jahre 1818 noch einen Versuch, den Verkehr anzuknüpfen, wahr-<lb/> scheinlich wieder auf Veranlassung von Sir <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119049538">Stamford Raffles</persName>, der<lb/> seinen Landsleuten den japanischen Handel, wie er sich ausdrückt,<lb/> »um jeden Preis« zu verschaffen wünschte. Im genannten Jahre<lb/> erschien im Golfe von <hi rendition="#k"><placeName>Yeddo</placeName></hi> ein kleines englisches Schiff, das<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [167/0197]
Zweiter Versuch der Engländer. Blomhoff’s Rückkehr nach Desima.
des Befehlshabers zur Nachtzeit in die Bucht einlief, so dass die
nur Blomhoff bekannten geheimen Signale nicht beobachtet werden
konnten. Dieser war nicht an Bord, und es erwies sich, dass Sir
Stamford Raffles abermals den zum Nachfolger Doeff’s ernannten
Cassa mit denselben Forderungen wie im vorhergehenden Sommer
nach Naṅgasaki sandte 169). Doeff aber, der über seinen Bevoll-
mächtigten Blomhoff keine genügende Auskunft erhielt, weigerte
sich abermals die Factorei auszuliefern; Cassa musste sich zu einem
ähnlichen Abkommen wie das erste Mal bequemen, und segelte
wieder unverrichteter Sache heim. Vor der japanischen Obrigkeit
blieb die Lage der Dinge auch dieses Mal geheim, doch hielt es
schwer, triftige Gründe namentlich dafür anzugeben, dass Doeff
noch immer nicht abgelöst wurde. Nur seine grosse Kenntniss der
Verhältnisse und das in nunmehr sechszehnjährigem Verkehr er-
worbene Vertrauen der japanischen Regierung machten es ihm
möglich, den Betrug durchzuführen.
Die Holländer blieben nun wieder drei Jahre ohne Nachricht
aus der Heimath. Endlich im Sommer 1817 kam Blomhoff, welchen
Sir Stamford Raffles vergebens durch glänzende Anerbietungen auf
seine Seite zu bringen gesucht und dann trotz dem Ehrenworte der
Commissare als Kriegsgefangenen nach England geschickt hatte, mit
dem ersten holländischen Schiffe wieder nach Naṅgasaki, um den
nun seit neunzehn Jahren auf Desima eingeschlossenen Doeff als
Handelsvorsteher abzulösen. Desima ist der einzige Fleck der Erde,
wo die holländische Flagge während der Einverleibung der Nieder-
lande in das französische Reich ununterbrochen geweht hat.
So scheiterten die Bemühungen der Engländer, die Nieder-
länder aus ihrer Stellung in Japan zu verdrängen 170). Sie machten
im Jahre 1818 noch einen Versuch, den Verkehr anzuknüpfen, wahr-
scheinlich wieder auf Veranlassung von Sir Stamford Raffles, der
seinen Landsleuten den japanischen Handel, wie er sich ausdrückt,
»um jeden Preis« zu verschaffen wünschte. Im genannten Jahre
erschien im Golfe von Yeddo ein kleines englisches Schiff, das
169) Sir Stamford Raffles redete Doeff diesmal in seinem Schreiben als »Mit-
vorsteher« an und meldete die Zahlung des contractlich ihm zugesicherten Antheiles
an dessen Bevollmächtigte in Batavia. Doeff behauptet, weder diese, noch die 1814
stipulirte Antheilsumme empfangen zu haben.
170) Die Darstellung dieser Begebenheiten ist aus den Berichten der Holländer
geschöpft, welche gegen England zu jener Zeit äusserst erbittert waren.
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