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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864.

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nach deren Wunsch zu liefern, und so sank der Handel immer mehr.
1796 kamen gar keine, von da an nur sehr unregelmässig holländische
Schiffe nach Nangasaki; die batavische Regierung miethete meist
amerikanische, zuweilen auch dänische Fahrzeuge, um durch die
neutrale Flagge ihr Eigenthum zu sichern, und setzte auch nach einigen
Schwierigkeiten die Zulassung der fremden Schiffe in Nangasaki
durch. Der Frieden von Amiens gab dem ostindischen Handel eine
kurze Rast -- die niederländische Flagge zeigte sich vorübergehend
wieder in den japanischen Gewässern; von 1806 bis 1809 aber kamen
meist gemiethete amerikanische, von diesem Jahre bis 1813 gar
keine Schiffe nach Japan, weil Holland von Frankreich incorporirt
und Batavia von den Engländern besetzt war. Diese machten
durch mehrere, in den Jahren 1813 und 1815 nach Nangasaki
gesandte Fahrzeuge den Versuch, auch Desima und damit den
japanischen Handel in ihre Hände zu bekommen, scheiterten aber
an der Klugheit und Festigkeit des Handelsvorstehers Doeff, der
so viele Jahre lang mit seinen Unterbeamten ohne Zufuhr, ja ohne
alle Nachrichten aus Europa blieb. Erst 1817 erschien, nach Her-
stellung des Friedens, das erste holländische Schiff; seitdem wurden
die Zufuhren wieder regelmässig, die Waaren konnten nach dem
Geschmack der Japaner geliefert werden und die Vortheile des
Handels waren bedeutend. Die Regierung brachte die Kosten der
Factorei in Einklang mit der Ausdehnung des Verkehrs, sandte
minder werthvolle Geschenke -- was nach der langen Unterbrechung
leichter wurde als früher, -- unterdrückte den Schleichhandel ganz
und gar und duldete überhaupt keine Ungesetzlichkeit von Seiten
ihrer Beamten. Bis zu Ende des vorigen Jahrhunderts war ganz
Niederländisch Indien mit der schmählichsten Unredlichkeit ver-
waltet worden; schaamlose Gewinnsucht herrschte in allen Classen,
und selbst die höheren Beamten trachteten nur, gleichviel durch
welche Mittel, in kürzester Zeit Schätze zu erwerben. So hatten
auch die Handelsvorsteher auf Desima geflissentlich die Rechnungs-
bücher in Unordnung gerathen lassen; sie pflegten die Gelder der
Compagnie zu ihren Privatspeculationen zu benutzen und sich wissent-
lich vielfacher Täuschungen schuldig zu machen; der gesetzwidrige
Schleichhandel, welcher fortwährend vielen Japanern das Leben
kostete, war eine Hauptquelle ihres Reichthumes. Sie scheinen zu
Ende des achtzehnten Jahrhunderts auch mit einigen der Lehns-
fürsten in geheimer Handelsverbindung gestanden zu haben: der

Die Kriegsjahre.
nach deren Wunsch zu liefern, und so sank der Handel immer mehr.
1796 kamen gar keine, von da an nur sehr unregelmässig holländische
Schiffe nach Naṅgasaki; die batavische Regierung miethete meist
amerikanische, zuweilen auch dänische Fahrzeuge, um durch die
neutrale Flagge ihr Eigenthum zu sichern, und setzte auch nach einigen
Schwierigkeiten die Zulassung der fremden Schiffe in Naṅgasaki
durch. Der Frieden von Amiens gab dem ostindischen Handel eine
kurze Rast — die niederländische Flagge zeigte sich vorübergehend
wieder in den japanischen Gewässern; von 1806 bis 1809 aber kamen
meist gemiethete amerikanische, von diesem Jahre bis 1813 gar
keine Schiffe nach Japan, weil Holland von Frankreich incorporirt
und Batavia von den Engländern besetzt war. Diese machten
durch mehrere, in den Jahren 1813 und 1815 nach Naṅgasaki
gesandte Fahrzeuge den Versuch, auch Desima und damit den
japanischen Handel in ihre Hände zu bekommen, scheiterten aber
an der Klugheit und Festigkeit des Handelsvorstehers Doeff, der
so viele Jahre lang mit seinen Unterbeamten ohne Zufuhr, ja ohne
alle Nachrichten aus Europa blieb. Erst 1817 erschien, nach Her-
stellung des Friedens, das erste holländische Schiff; seitdem wurden
die Zufuhren wieder regelmässig, die Waaren konnten nach dem
Geschmack der Japaner geliefert werden und die Vortheile des
Handels waren bedeutend. Die Regierung brachte die Kosten der
Factorei in Einklang mit der Ausdehnung des Verkehrs, sandte
minder werthvolle Geschenke — was nach der langen Unterbrechung
leichter wurde als früher, — unterdrückte den Schleichhandel ganz
und gar und duldete überhaupt keine Ungesetzlichkeit von Seiten
ihrer Beamten. Bis zu Ende des vorigen Jahrhunderts war ganz
Niederländisch Indien mit der schmählichsten Unredlichkeit ver-
waltet worden; schaamlose Gewinnsucht herrschte in allen Classen,
und selbst die höheren Beamten trachteten nur, gleichviel durch
welche Mittel, in kürzester Zeit Schätze zu erwerben. So hatten
auch die Handelsvorsteher auf Desima geflissentlich die Rechnungs-
bücher in Unordnung gerathen lassen; sie pflegten die Gelder der
Compagnie zu ihren Privatspeculationen zu benutzen und sich wissent-
lich vielfacher Täuschungen schuldig zu machen; der gesetzwidrige
Schleichhandel, welcher fortwährend vielen Japanern das Leben
kostete, war eine Hauptquelle ihres Reichthumes. Sie scheinen zu
Ende des achtzehnten Jahrhunderts auch mit einigen der Lehns-
fürsten in geheimer Handelsverbindung gestanden zu haben: der

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[152/0182] Die Kriegsjahre. nach deren Wunsch zu liefern, und so sank der Handel immer mehr. 1796 kamen gar keine, von da an nur sehr unregelmässig holländische Schiffe nach Naṅgasaki; die batavische Regierung miethete meist amerikanische, zuweilen auch dänische Fahrzeuge, um durch die neutrale Flagge ihr Eigenthum zu sichern, und setzte auch nach einigen Schwierigkeiten die Zulassung der fremden Schiffe in Naṅgasaki durch. Der Frieden von Amiens gab dem ostindischen Handel eine kurze Rast — die niederländische Flagge zeigte sich vorübergehend wieder in den japanischen Gewässern; von 1806 bis 1809 aber kamen meist gemiethete amerikanische, von diesem Jahre bis 1813 gar keine Schiffe nach Japan, weil Holland von Frankreich incorporirt und Batavia von den Engländern besetzt war. Diese machten durch mehrere, in den Jahren 1813 und 1815 nach Naṅgasaki gesandte Fahrzeuge den Versuch, auch Desima und damit den japanischen Handel in ihre Hände zu bekommen, scheiterten aber an der Klugheit und Festigkeit des Handelsvorstehers Doeff, der so viele Jahre lang mit seinen Unterbeamten ohne Zufuhr, ja ohne alle Nachrichten aus Europa blieb. Erst 1817 erschien, nach Her- stellung des Friedens, das erste holländische Schiff; seitdem wurden die Zufuhren wieder regelmässig, die Waaren konnten nach dem Geschmack der Japaner geliefert werden und die Vortheile des Handels waren bedeutend. Die Regierung brachte die Kosten der Factorei in Einklang mit der Ausdehnung des Verkehrs, sandte minder werthvolle Geschenke — was nach der langen Unterbrechung leichter wurde als früher, — unterdrückte den Schleichhandel ganz und gar und duldete überhaupt keine Ungesetzlichkeit von Seiten ihrer Beamten. Bis zu Ende des vorigen Jahrhunderts war ganz Niederländisch Indien mit der schmählichsten Unredlichkeit ver- waltet worden; schaamlose Gewinnsucht herrschte in allen Classen, und selbst die höheren Beamten trachteten nur, gleichviel durch welche Mittel, in kürzester Zeit Schätze zu erwerben. So hatten auch die Handelsvorsteher auf Desima geflissentlich die Rechnungs- bücher in Unordnung gerathen lassen; sie pflegten die Gelder der Compagnie zu ihren Privatspeculationen zu benutzen und sich wissent- lich vielfacher Täuschungen schuldig zu machen; der gesetzwidrige Schleichhandel, welcher fortwährend vielen Japanern das Leben kostete, war eine Hauptquelle ihres Reichthumes. Sie scheinen zu Ende des achtzehnten Jahrhunderts auch mit einigen der Lehns- fürsten in geheimer Handelsverbindung gestanden zu haben: der

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien01_1864/182>, abgerufen am 24.11.2024.