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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864.

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Blühender Zustand des Reiches.
und anerkannt ist. Bei solcher Rechnung würde man die Japaner
trotz manchen uns unbegreiflichen Verirrungen der Anschauung auf
eine hohe Stufe stellen müssen.

Dass sie in hohem Grade intelligent, thätig, energisch und
arbeitsam sind, haben auch ihre Widersacher zu allen Zeiten an-
erkannt. Ueberall im Lande sieht man Leben und Bewegung; auf
den Strassen, den Feldern, in den Werkstätten herrscht unermüd-
liche Rührigkeit. Das Land ist wie ein Garten, jedes Fleckchen
urbar gemacht, der Anbau zieht sich bis hoch auf die Gebirge.
An Körper und Anzug sind alle Japaner auf das äusserste reinlich,
und in Folge des täglichen Badens, der unablässigen Bewegung in
frischer Luft und vielfacher körperlicher Uebungen in hohem Grade
abgehärtet, kräftig und gewandt. Sie sind allem Anscheine nach
ein gesundes und glückliches Volk, das der Fremden sehr wohl
hätte entbehren können.

Ob die japanische Nation den Beruf hat, durch Berührung
mit der europäischen Civilisation sich auf eine neue und höhere
Stufe der Gesittung zu schwingen und eine Stellung in der Welt-
geschichte einzunehmen, muss die Zukunft lehren; die alten Zu-
stände sind mit der Zulassung der Europäer unverträglich, und
werden durch ihren Einfluss eine gründliche Umbildung erfahren,
ob auf friedlichem oder gewaltsamem Wege lässt sich nicht voraus-
sehen. -- Der beste Beweis für das Steigen der Landescultur unter
dem Abschliessungssystem ist, dass, während Japan im Anfange
des siebzehnten Jahrhunderts der Einfuhr vom Auslande bedurfte,
während Jyeyas den Fremdenverkehr durchaus nicht missen wollte,
jetzt das Land alle seine Bedürfnisse selbst erzeugt, und noch grosse
Quantitäten auszuführen fähig ist; dass es den Holländern von Jahr zu
Jahr schwerer wurde, den Handel mit Vortheil zu betreiben; dass,
während früher Waaren importirt, und fast nur Metalle ausgeführt
wurden, jetzt schon seit lange das Verhältniss sich umgekehrt hat,
indem fast nur Landesproducte exportirt und von den Europäern
mit baarem Silber bezahlt werden.



Blühender Zustand des Reiches.
und anerkannt ist. Bei solcher Rechnung würde man die Japaner
trotz manchen uns unbegreiflichen Verirrungen der Anschauung auf
eine hohe Stufe stellen müssen.

Dass sie in hohem Grade intelligent, thätig, energisch und
arbeitsam sind, haben auch ihre Widersacher zu allen Zeiten an-
erkannt. Ueberall im Lande sieht man Leben und Bewegung; auf
den Strassen, den Feldern, in den Werkstätten herrscht unermüd-
liche Rührigkeit. Das Land ist wie ein Garten, jedes Fleckchen
urbar gemacht, der Anbau zieht sich bis hoch auf die Gebirge.
An Körper und Anzug sind alle Japaner auf das äusserste reinlich,
und in Folge des täglichen Badens, der unablässigen Bewegung in
frischer Luft und vielfacher körperlicher Uebungen in hohem Grade
abgehärtet, kräftig und gewandt. Sie sind allem Anscheine nach
ein gesundes und glückliches Volk, das der Fremden sehr wohl
hätte entbehren können.

Ob die japanische Nation den Beruf hat, durch Berührung
mit der europäischen Civilisation sich auf eine neue und höhere
Stufe der Gesittung zu schwingen und eine Stellung in der Welt-
geschichte einzunehmen, muss die Zukunft lehren; die alten Zu-
stände sind mit der Zulassung der Europäer unverträglich, und
werden durch ihren Einfluss eine gründliche Umbildung erfahren,
ob auf friedlichem oder gewaltsamem Wege lässt sich nicht voraus-
sehen. — Der beste Beweis für das Steigen der Landescultur unter
dem Abschliessungssystem ist, dass, während Japan im Anfange
des siebzehnten Jahrhunderts der Einfuhr vom Auslande bedurfte,
während Jyeyas den Fremdenverkehr durchaus nicht missen wollte,
jetzt das Land alle seine Bedürfnisse selbst erzeugt, und noch grosse
Quantitäten auszuführen fähig ist; dass es den Holländern von Jahr zu
Jahr schwerer wurde, den Handel mit Vortheil zu betreiben; dass,
während früher Waaren importirt, und fast nur Metalle ausgeführt
wurden, jetzt schon seit lange das Verhältniss sich umgekehrt hat,
indem fast nur Landesproducte exportirt und von den Europäern
mit baarem Silber bezahlt werden.



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[133/0163] Blühender Zustand des Reiches. und anerkannt ist. Bei solcher Rechnung würde man die Japaner trotz manchen uns unbegreiflichen Verirrungen der Anschauung auf eine hohe Stufe stellen müssen. Dass sie in hohem Grade intelligent, thätig, energisch und arbeitsam sind, haben auch ihre Widersacher zu allen Zeiten an- erkannt. Ueberall im Lande sieht man Leben und Bewegung; auf den Strassen, den Feldern, in den Werkstätten herrscht unermüd- liche Rührigkeit. Das Land ist wie ein Garten, jedes Fleckchen urbar gemacht, der Anbau zieht sich bis hoch auf die Gebirge. An Körper und Anzug sind alle Japaner auf das äusserste reinlich, und in Folge des täglichen Badens, der unablässigen Bewegung in frischer Luft und vielfacher körperlicher Uebungen in hohem Grade abgehärtet, kräftig und gewandt. Sie sind allem Anscheine nach ein gesundes und glückliches Volk, das der Fremden sehr wohl hätte entbehren können. Ob die japanische Nation den Beruf hat, durch Berührung mit der europäischen Civilisation sich auf eine neue und höhere Stufe der Gesittung zu schwingen und eine Stellung in der Welt- geschichte einzunehmen, muss die Zukunft lehren; die alten Zu- stände sind mit der Zulassung der Europäer unverträglich, und werden durch ihren Einfluss eine gründliche Umbildung erfahren, ob auf friedlichem oder gewaltsamem Wege lässt sich nicht voraus- sehen. — Der beste Beweis für das Steigen der Landescultur unter dem Abschliessungssystem ist, dass, während Japan im Anfange des siebzehnten Jahrhunderts der Einfuhr vom Auslande bedurfte, während Jyeyas den Fremdenverkehr durchaus nicht missen wollte, jetzt das Land alle seine Bedürfnisse selbst erzeugt, und noch grosse Quantitäten auszuführen fähig ist; dass es den Holländern von Jahr zu Jahr schwerer wurde, den Handel mit Vortheil zu betreiben; dass, während früher Waaren importirt, und fast nur Metalle ausgeführt wurden, jetzt schon seit lange das Verhältniss sich umgekehrt hat, indem fast nur Landesproducte exportirt und von den Europäern mit baarem Silber bezahlt werden.

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien01_1864/163>, abgerufen am 27.11.2024.