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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864.

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Französische Projecte.
Japan Verbindungen anknüpfen sollte, und wünschte zu diesem
Zwecke Holländer in den französischen Dienst zu ziehen, welche
mit den dortigen Verhältnissen bekannt wären. Niemand konnte zu
diesem Unternehmen so geeignet sein als Francois Caron, der sich
im Dienste der holländischen Compagnie in Japan vom Küchen-
jungen zum Handelsvorsteher emporgeschwungen, diesen Posten
wiederholt bekleidet hatte, und mit allen Verhältnissen und mit der
Landessprache vertraut war. Dieser verliess, unzufrieden die ge-
hoffte Beförderung zu den höheren Aemtern nicht zu finden, den
Dienst der holländischen Compagnie und wurde von Colbert an die
Spitze einer französischen Expedition nach Japan gestellt, starb aber
auf der Ueberfahrt -- wodurch das ganze Unternehmen scheiterte.
Caron und Tavernier haben nun, selbst nach den Aussagen fran-
zösischer Katholiken, die Holländer auf das schwärzeste verleumdet;
die Werke des Letzteren strotzen von Ungereimtheiten und Wider-
sprüchen. Auf sie und auf einige Worte Kämpfer's, dessen Autorität
in Dingen, die er nicht selbst beobachtet hat, zu hoch angeschlagen
wird, gründen sich alle späteren Verunglimpfungen der Holländer
und insbesondere die Schmähungen gegen Koekebakker.

Was nun den anderen Punct, die Verleugnung des Christen-
thumes betrifft, so wird dieser widerlegt durch das argwöhnische
Betragen der Japaner und besonders durch den im Jahre 1640 vor
den Holländern in Firando verlesenen Erlass, worin ihnen die Ein-
reissung aller Häuser mit der christlichen Jahreszahl befohlen und
die Sonntagsfeier untersagt wird. Zu Eingang dieses Documentes
heisst es ausdrücklich, es sei dem Siogun bekannt, dass die Hol-
länder, ebenso wie die Portugiesen, Christen seien, dass sie den
Sonntag feierten, die christliche Zeitrechnung, die zehn Gebote,
das Vaterunser, die Taufe, das Glaubensbekenntniss, das Abend-
mal, die Bibel, die Propheten und Apostel hätten, ganz wie die
Portugiesen; den Unterschied der Bekenntnisse achte man gering 103).
Die äussere Ausübung ihrer Religion wurde damals untersagt, die
Ableugnung aber ist niemals von ihnen verlangt worden 104).


103) Diesen Erlass hat Lauts (Japan in zijne staatkundige en burgerlijke inrig-
tingen etc.) aus den Archiven der ostindischen Compagnie mitgetheilt.
104) Die von englischen und amerikanischen Schriftstellern so häufig wiederholte
Erzählung, dass die Holländer auf die Frage, ob sie Christen seien, geantwortet
hätten "nein, wir sind Holländer", beruht auf folgender Thatsache. Im Jahre 1629
kam ein neuer Statthalter nach Nangasaki, der durch unbeugsame Strenge alle

Französische Projecte.
Japan Verbindungen anknüpfen sollte, und wünschte zu diesem
Zwecke Holländer in den französischen Dienst zu ziehen, welche
mit den dortigen Verhältnissen bekannt wären. Niemand konnte zu
diesem Unternehmen so geeignet sein als François Caron, der sich
im Dienste der holländischen Compagnie in Japan vom Küchen-
jungen zum Handelsvorsteher emporgeschwungen, diesen Posten
wiederholt bekleidet hatte, und mit allen Verhältnissen und mit der
Landessprache vertraut war. Dieser verliess, unzufrieden die ge-
hoffte Beförderung zu den höheren Aemtern nicht zu finden, den
Dienst der holländischen Compagnie und wurde von Colbert an die
Spitze einer französischen Expedition nach Japan gestellt, starb aber
auf der Ueberfahrt — wodurch das ganze Unternehmen scheiterte.
Caron und Tavernier haben nun, selbst nach den Aussagen fran-
zösischer Katholiken, die Holländer auf das schwärzeste verleumdet;
die Werke des Letzteren strotzen von Ungereimtheiten und Wider-
sprüchen. Auf sie und auf einige Worte Kämpfer’s, dessen Autorität
in Dingen, die er nicht selbst beobachtet hat, zu hoch angeschlagen
wird, gründen sich alle späteren Verunglimpfungen der Holländer
und insbesondere die Schmähungen gegen Koekebakker.

Was nun den anderen Punct, die Verleugnung des Christen-
thumes betrifft, so wird dieser widerlegt durch das argwöhnische
Betragen der Japaner und besonders durch den im Jahre 1640 vor
den Holländern in Firando verlesenen Erlass, worin ihnen die Ein-
reissung aller Häuser mit der christlichen Jahreszahl befohlen und
die Sonntagsfeier untersagt wird. Zu Eingang dieses Documentes
heisst es ausdrücklich, es sei dem Siogun bekannt, dass die Hol-
länder, ebenso wie die Portugiesen, Christen seien, dass sie den
Sonntag feierten, die christliche Zeitrechnung, die zehn Gebote,
das Vaterunser, die Taufe, das Glaubensbekenntniss, das Abend-
mal, die Bibel, die Propheten und Apostel hätten, ganz wie die
Portugiesen; den Unterschied der Bekenntnisse achte man gering 103).
Die äussere Ausübung ihrer Religion wurde damals untersagt, die
Ableugnung aber ist niemals von ihnen verlangt worden 104).


103) Diesen Erlass hat Lauts (Japan in zijne staatkundige en burgerlijke inrig-
tingen etc.) aus den Archiven der ostindischen Compagnie mitgetheilt.
104) Die von englischen und amerikanischen Schriftstellern so häufig wiederholte
Erzählung, dass die Holländer auf die Frage, ob sie Christen seien, geantwortet
hätten »nein, wir sind Holländer«, beruht auf folgender Thatsache. Im Jahre 1629
kam ein neuer Statthalter nach Naṅgasaki, der durch unbeugsame Strenge alle
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[104/0134] Französische Projecte. Japan Verbindungen anknüpfen sollte, und wünschte zu diesem Zwecke Holländer in den französischen Dienst zu ziehen, welche mit den dortigen Verhältnissen bekannt wären. Niemand konnte zu diesem Unternehmen so geeignet sein als François Caron, der sich im Dienste der holländischen Compagnie in Japan vom Küchen- jungen zum Handelsvorsteher emporgeschwungen, diesen Posten wiederholt bekleidet hatte, und mit allen Verhältnissen und mit der Landessprache vertraut war. Dieser verliess, unzufrieden die ge- hoffte Beförderung zu den höheren Aemtern nicht zu finden, den Dienst der holländischen Compagnie und wurde von Colbert an die Spitze einer französischen Expedition nach Japan gestellt, starb aber auf der Ueberfahrt — wodurch das ganze Unternehmen scheiterte. Caron und Tavernier haben nun, selbst nach den Aussagen fran- zösischer Katholiken, die Holländer auf das schwärzeste verleumdet; die Werke des Letzteren strotzen von Ungereimtheiten und Wider- sprüchen. Auf sie und auf einige Worte Kämpfer’s, dessen Autorität in Dingen, die er nicht selbst beobachtet hat, zu hoch angeschlagen wird, gründen sich alle späteren Verunglimpfungen der Holländer und insbesondere die Schmähungen gegen Koekebakker. Was nun den anderen Punct, die Verleugnung des Christen- thumes betrifft, so wird dieser widerlegt durch das argwöhnische Betragen der Japaner und besonders durch den im Jahre 1640 vor den Holländern in Firando verlesenen Erlass, worin ihnen die Ein- reissung aller Häuser mit der christlichen Jahreszahl befohlen und die Sonntagsfeier untersagt wird. Zu Eingang dieses Documentes heisst es ausdrücklich, es sei dem Siogun bekannt, dass die Hol- länder, ebenso wie die Portugiesen, Christen seien, dass sie den Sonntag feierten, die christliche Zeitrechnung, die zehn Gebote, das Vaterunser, die Taufe, das Glaubensbekenntniss, das Abend- mal, die Bibel, die Propheten und Apostel hätten, ganz wie die Portugiesen; den Unterschied der Bekenntnisse achte man gering 103). Die äussere Ausübung ihrer Religion wurde damals untersagt, die Ableugnung aber ist niemals von ihnen verlangt worden 104). 103) Diesen Erlass hat Lauts (Japan in zijne staatkundige en burgerlijke inrig- tingen etc.) aus den Archiven der ostindischen Compagnie mitgetheilt. 104) Die von englischen und amerikanischen Schriftstellern so häufig wiederholte Erzählung, dass die Holländer auf die Frage, ob sie Christen seien, geantwortet hätten »nein, wir sind Holländer«, beruht auf folgender Thatsache. Im Jahre 1629 kam ein neuer Statthalter nach Naṅgasaki, der durch unbeugsame Strenge alle

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien01_1864/134>, abgerufen am 24.11.2024.