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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864.

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Der Aufstand in Arima.
vor, welcher mit dem unter dem Namen der Christenverfolgung
von Simabara bekannten Blutbade endete. Wir haben über diese
Begebenheiten nur dürftige Nachrichten; aus den Aufzeichnungen
der Holländer scheint ungefähr Folgendes hervorzugehn 99).

Jener Fürst von Arima, der seinen Vater verrathen, den
Glauben abgeschworen und die Christen so grausam verfolgt hatte,
war wegen anderer Missethaten vom Siogun degradirt und mit seiner
Familie verbannt worden. Der neu eingesetzte Landesherr brachte
nach japanischer Sitte alle seine Beamten mit; die des vertriebenen
Fürsten, zugleich auch alle seine Soldaten, sahen sich dem Elende
Preis gegeben. Diese Unzufriedenen, wahrscheinlich lauter ehe-
malige Christen, vereinigten sich mit den Landbewohnern, welche
der neue Herr hart bedrückte, im December 1637 zum offenen Auf-
stande. Sie griffen, verstärkt durch Zuzüge von Gleichgesinnten
aus der Insel Amaksa, wo ähnliche Verhältnisse obwalteten, das
Castell von Arima an, wohin sich der Fürst geflüchtet hatte, wurden
aber zurückgeworfen und zogen nun, in drei Horden vertheilt, unter
dem Panier des Kreuzes und mit dem Feldgeschrei San Jago
sengend und plündernd durch das Land. So standen die Sachen, als
kaiserliche Commissare an der Spitze eines Heeres von 40,000 Mann
auf Kiusiu erschienen. Ihre Instruction soll dahin gelautet haben,
den Fürsten von Arima und Amaksa den Befehl zur Unterdrückung
des Aufstandes zu ertheilen, eine beobachtende Stellung einzunehmen
und nur dann einzuschreiten, wenn die Landesherren die Rebellen
nicht bezwingen könnten oder wenn das Lager des kaiserlichen
Heeres angegriffen würde.

Die Aufständischen sahen dieser Streitmacht gegenüber die
Nothwendigkeit ein, ihre Kräfte zu concentriren, und warfen sich
in das am Meere gelegene verlassene Castell von Simabara, von wo
sie den kaiserlichen Bevollmächtigten ihre Bereitwilligkeit anzeigten,
sich dem Siogun auf Gnade und Ungnade zu ergeben und jede
Strafe zu dulden, ausser der Unterwerfung an ihre Fürsten, gegen
welche sie sich bis auf den letzten Mann vertheidigen würden. Da
der Siogun aber den nach japanischen Begriffen unwiderruflichen
Befehl zur Vertilgung der Rebellen gegeben hatte, so konnte ihr
Erbieten nicht angenommen werden. Sie hatten sich unterdessen
im Schlosse von Simabara regelrecht verschanzt und erhielten

99) Der "Krieg von Simabara" bildet den Gegenstand eines japanischen Special-
werkes, welches noch nicht übersetzt worden zu sein scheint.

Der Aufstand in Arima.
vor, welcher mit dem unter dem Namen der Christenverfolgung
von Simabara bekannten Blutbade endete. Wir haben über diese
Begebenheiten nur dürftige Nachrichten; aus den Aufzeichnungen
der Holländer scheint ungefähr Folgendes hervorzugehn 99).

Jener Fürst von Arima, der seinen Vater verrathen, den
Glauben abgeschworen und die Christen so grausam verfolgt hatte,
war wegen anderer Missethaten vom Siogun degradirt und mit seiner
Familie verbannt worden. Der neu eingesetzte Landesherr brachte
nach japanischer Sitte alle seine Beamten mit; die des vertriebenen
Fürsten, zugleich auch alle seine Soldaten, sahen sich dem Elende
Preis gegeben. Diese Unzufriedenen, wahrscheinlich lauter ehe-
malige Christen, vereinigten sich mit den Landbewohnern, welche
der neue Herr hart bedrückte, im December 1637 zum offenen Auf-
stande. Sie griffen, verstärkt durch Zuzüge von Gleichgesinnten
aus der Insel Amaksa, wo ähnliche Verhältnisse obwalteten, das
Castell von Arima an, wohin sich der Fürst geflüchtet hatte, wurden
aber zurückgeworfen und zogen nun, in drei Horden vertheilt, unter
dem Panier des Kreuzes und mit dem Feldgeschrei San Jago
sengend und plündernd durch das Land. So standen die Sachen, als
kaiserliche Commissare an der Spitze eines Heeres von 40,000 Mann
auf Kiusiu erschienen. Ihre Instruction soll dahin gelautet haben,
den Fürsten von Arima und Amaksa den Befehl zur Unterdrückung
des Aufstandes zu ertheilen, eine beobachtende Stellung einzunehmen
und nur dann einzuschreiten, wenn die Landesherren die Rebellen
nicht bezwingen könnten oder wenn das Lager des kaiserlichen
Heeres angegriffen würde.

Die Aufständischen sahen dieser Streitmacht gegenüber die
Nothwendigkeit ein, ihre Kräfte zu concentriren, und warfen sich
in das am Meere gelegene verlassene Castell von Simabara, von wo
sie den kaiserlichen Bevollmächtigten ihre Bereitwilligkeit anzeigten,
sich dem Siogun auf Gnade und Ungnade zu ergeben und jede
Strafe zu dulden, ausser der Unterwerfung an ihre Fürsten, gegen
welche sie sich bis auf den letzten Mann vertheidigen würden. Da
der Siogun aber den nach japanischen Begriffen unwiderruflichen
Befehl zur Vertilgung der Rebellen gegeben hatte, so konnte ihr
Erbieten nicht angenommen werden. Sie hatten sich unterdessen
im Schlosse von Simabara regelrecht verschanzt und erhielten

99) Der »Krieg von Simabara« bildet den Gegenstand eines japanischen Special-
werkes, welches noch nicht übersetzt worden zu sein scheint.
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[93/0123] Der Aufstand in Arima. vor, welcher mit dem unter dem Namen der Christenverfolgung von Simabara bekannten Blutbade endete. Wir haben über diese Begebenheiten nur dürftige Nachrichten; aus den Aufzeichnungen der Holländer scheint ungefähr Folgendes hervorzugehn 99). Jener Fürst von Arima, der seinen Vater verrathen, den Glauben abgeschworen und die Christen so grausam verfolgt hatte, war wegen anderer Missethaten vom Siogun degradirt und mit seiner Familie verbannt worden. Der neu eingesetzte Landesherr brachte nach japanischer Sitte alle seine Beamten mit; die des vertriebenen Fürsten, zugleich auch alle seine Soldaten, sahen sich dem Elende Preis gegeben. Diese Unzufriedenen, wahrscheinlich lauter ehe- malige Christen, vereinigten sich mit den Landbewohnern, welche der neue Herr hart bedrückte, im December 1637 zum offenen Auf- stande. Sie griffen, verstärkt durch Zuzüge von Gleichgesinnten aus der Insel Amaksa, wo ähnliche Verhältnisse obwalteten, das Castell von Arima an, wohin sich der Fürst geflüchtet hatte, wurden aber zurückgeworfen und zogen nun, in drei Horden vertheilt, unter dem Panier des Kreuzes und mit dem Feldgeschrei San Jago sengend und plündernd durch das Land. So standen die Sachen, als kaiserliche Commissare an der Spitze eines Heeres von 40,000 Mann auf Kiusiu erschienen. Ihre Instruction soll dahin gelautet haben, den Fürsten von Arima und Amaksa den Befehl zur Unterdrückung des Aufstandes zu ertheilen, eine beobachtende Stellung einzunehmen und nur dann einzuschreiten, wenn die Landesherren die Rebellen nicht bezwingen könnten oder wenn das Lager des kaiserlichen Heeres angegriffen würde. Die Aufständischen sahen dieser Streitmacht gegenüber die Nothwendigkeit ein, ihre Kräfte zu concentriren, und warfen sich in das am Meere gelegene verlassene Castell von Simabara, von wo sie den kaiserlichen Bevollmächtigten ihre Bereitwilligkeit anzeigten, sich dem Siogun auf Gnade und Ungnade zu ergeben und jede Strafe zu dulden, ausser der Unterwerfung an ihre Fürsten, gegen welche sie sich bis auf den letzten Mann vertheidigen würden. Da der Siogun aber den nach japanischen Begriffen unwiderruflichen Befehl zur Vertilgung der Rebellen gegeben hatte, so konnte ihr Erbieten nicht angenommen werden. Sie hatten sich unterdessen im Schlosse von Simabara regelrecht verschanzt und erhielten 99) Der »Krieg von Simabara« bildet den Gegenstand eines japanischen Special- werkes, welches noch nicht übersetzt worden zu sein scheint.

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien01_1864/123>, abgerufen am 24.11.2024.