Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Benner, Johann Hermann: Hernhuterey in ihrer Schalckheit. Bd. 4. Gießen, 1748.

Bild:
<< vorherige Seite

Herrnhuterey in ihrer Schalkheit
wo die Gestalt des fremden Bischofs ihn mehr

gehin-
die Bischofskappe zu Ausführung seines
arglistigen Plans die gewünschte Würckung
nicht thun wolte. Er hat das Land gantz
anders keunen gelernet, als er zuvor ge-
dachte. Kurtz, die Hofnung hatte ihn be-
trogen. Das Land oder vielmehr eine ge-
wisse Religion dieses Landes, vor welcher
er die meiste Scheu tragen muste, war gar
zu Lutherisch und Schwedisch. Ein Herrn-
hutischer Bischof war bey den Lutheranern
wieder alles Vermuthen, das lange nicht,
was er bey seinen Leibeigenen bedeutet. Er
war ein leerer Poppantz in ihren Augen.
Man fragte nicht: Bistu ein Bischof? ein
Graf? sondern es hiese: Freund! wie
bistu hereingekommen, einen Lehrer abzu-
geben und bist doch weder ein Religions-
man, noch ein bestelter Prediger? Das
nöthigte den Bischof wieder heimzugehen,
und sich umzukleiden. Er dachte, ich muß
mich in einen andern Engel metamorphosi-
ren, wann ich in diesem Lande glücklich ca-
pern, und einen Anhang aufbtingen soll,
welcher der Mühe lohnet. Nun verstehen
wir seine Worte: Jch habe das Bischofs-
amt sogleich wieder niedergeleget/ als
ich nach Pensylvanien gieng.
Warum
dieses so plötzlich? warum gerade zu der
Zeit,

Herrnhuterey in ihrer Schalkheit
wo die Geſtalt des fremden Biſchofs ihn mehr

gehin-
die Biſchofskappe zu Ausfuͤhrung ſeines
argliſtigen Plans die gewuͤnſchte Wuͤrckung
nicht thun wolte. Er hat das Land gantz
anders keunen gelernet, als er zuvor ge-
dachte. Kurtz, die Hofnung hatte ihn be-
trogen. Das Land oder vielmehr eine ge-
wiſſe Religion dieſes Landes, vor welcher
er die meiſte Scheu tragen muſte, war gar
zu Lutheriſch und Schwediſch. Ein Herrn-
hutiſcher Biſchof war bey den Lutheranern
wieder alles Vermuthen, das lange nicht,
was er bey ſeinen Leibeigenen bedeutet. Er
war ein leerer Poppantz in ihren Augen.
Man fragte nicht: Biſtu ein Biſchof? ein
Graf? ſondern es hieſe: Freund! wie
biſtu hereingekommen, einen Lehrer abzu-
geben und biſt doch weder ein Religions-
man, noch ein beſtelter Prediger? Das
noͤthigte den Biſchof wieder heimzugehen,
und ſich umzukleiden. Er dachte, ich muß
mich in einen andern Engel metamorphoſi-
ren, wann ich in dieſem Lande gluͤcklich ca-
pern, und einen Anhang aufbtingen ſoll,
welcher der Muͤhe lohnet. Nun verſtehen
wir ſeine Worte: Jch habe das Biſchofs-
amt ſogleich wieder niedergeleget/ als
ich nach Penſylvanien gieng.
Warum
dieſes ſo ploͤtzlich? warum gerade zu der
Zeit,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0042" n="30"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Herrnhuterey in ihrer Schalkheit</hi></fw><lb/>
wo die Ge&#x017F;talt des fremden Bi&#x017F;chofs ihn mehr<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gehin-</fw><lb/><note next="#seg2pn_8_3" xml:id="seg2pn_8_2" prev="#seg2pn_8_1" place="foot" n="(*)">die Bi&#x017F;chofskappe zu Ausfu&#x0364;hrung &#x017F;eines<lb/>
argli&#x017F;tigen Plans die gewu&#x0364;n&#x017F;chte Wu&#x0364;rckung<lb/>
nicht thun wolte. Er hat das Land gantz<lb/>
anders keunen gelernet, als er zuvor ge-<lb/>
dachte. Kurtz, die Hofnung hatte ihn be-<lb/>
trogen. Das Land oder vielmehr eine ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;e Religion die&#x017F;es Landes, vor welcher<lb/>
er die mei&#x017F;te Scheu tragen mu&#x017F;te, war gar<lb/>
zu Lutheri&#x017F;ch und Schwedi&#x017F;ch. Ein Herrn-<lb/>
huti&#x017F;cher Bi&#x017F;chof war bey den Lutheranern<lb/>
wieder alles Vermuthen, das lange nicht,<lb/>
was er bey &#x017F;einen Leibeigenen bedeutet. Er<lb/>
war ein leerer Poppantz in ihren Augen.<lb/>
Man fragte nicht: Bi&#x017F;tu ein Bi&#x017F;chof? ein<lb/>
Graf? &#x017F;ondern es hie&#x017F;e: Freund! wie<lb/>
bi&#x017F;tu hereingekommen, einen Lehrer abzu-<lb/>
geben und bi&#x017F;t doch weder ein Religions-<lb/>
man, noch ein be&#x017F;telter Prediger? Das<lb/>
no&#x0364;thigte den Bi&#x017F;chof wieder heimzugehen,<lb/>
und &#x017F;ich umzukleiden. Er dachte, ich muß<lb/>
mich in einen andern Engel metamorpho&#x017F;i-<lb/>
ren, wann ich in die&#x017F;em Lande glu&#x0364;cklich ca-<lb/>
pern, und einen Anhang aufbtingen &#x017F;oll,<lb/>
welcher der Mu&#x0364;he lohnet. Nun ver&#x017F;tehen<lb/>
wir &#x017F;eine Worte: <hi rendition="#fr">Jch habe das Bi&#x017F;chofs-<lb/>
amt &#x017F;ogleich wieder niedergeleget/ als<lb/>
ich nach Pen&#x017F;ylvanien gieng.</hi> Warum<lb/>
die&#x017F;es &#x017F;o plo&#x0364;tzlich? warum gerade zu der<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Zeit,</fw></note><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[30/0042] Herrnhuterey in ihrer Schalkheit wo die Geſtalt des fremden Biſchofs ihn mehr gehin- (*) (*) die Biſchofskappe zu Ausfuͤhrung ſeines argliſtigen Plans die gewuͤnſchte Wuͤrckung nicht thun wolte. Er hat das Land gantz anders keunen gelernet, als er zuvor ge- dachte. Kurtz, die Hofnung hatte ihn be- trogen. Das Land oder vielmehr eine ge- wiſſe Religion dieſes Landes, vor welcher er die meiſte Scheu tragen muſte, war gar zu Lutheriſch und Schwediſch. Ein Herrn- hutiſcher Biſchof war bey den Lutheranern wieder alles Vermuthen, das lange nicht, was er bey ſeinen Leibeigenen bedeutet. Er war ein leerer Poppantz in ihren Augen. Man fragte nicht: Biſtu ein Biſchof? ein Graf? ſondern es hieſe: Freund! wie biſtu hereingekommen, einen Lehrer abzu- geben und biſt doch weder ein Religions- man, noch ein beſtelter Prediger? Das noͤthigte den Biſchof wieder heimzugehen, und ſich umzukleiden. Er dachte, ich muß mich in einen andern Engel metamorphoſi- ren, wann ich in dieſem Lande gluͤcklich ca- pern, und einen Anhang aufbtingen ſoll, welcher der Muͤhe lohnet. Nun verſtehen wir ſeine Worte: Jch habe das Biſchofs- amt ſogleich wieder niedergeleget/ als ich nach Penſylvanien gieng. Warum dieſes ſo ploͤtzlich? warum gerade zu der Zeit,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey04_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey04_1748/42
Zitationshilfe: Benner, Johann Hermann: Hernhuterey in ihrer Schalckheit. Bd. 4. Gießen, 1748, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey04_1748/42>, abgerufen am 18.12.2024.