Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Benner, Johann Hermann: Hernhuterey in ihrer Schalckheit. Bd. 4. Gießen, 1748.

Bild:
<< vorherige Seite
vierter Theil.
gehet, welche in einer Zeit von vier Jahren, auf
Reisen und bey herumschweifen vollendet werden
können: so wäre seine Schuldigkeit zwiefach.
Erstlich, er müste von der Rechtmäsigkeit und
Göttlichkeit dieser so enge gefaßten und sogleich
bei der Annahme, in seinem Hertzen so vest ge-
setzten Absicht, auch göttlich überzeuget seyn.
Zweitens er müste seiner Gemeine dieses kund
machen, damit sie an plötzlicher berufungswie-
driger Abdanckung keinen billigen Anstos neh-
men dürfte. Die Gemeine muß diese ausseror-
dentliche Bedingungen wissen, auf welche ihr
Vorsteher will angenommen seyn. Sie muß
dieselbe prüfen nach dem Wort des HErrn.
Sonst setzet sie die gewöhnliche, und dem Amt
wesentliche Bedingungen billig voraus. Und
der Berufene verschweiget etwas, welches auf
eine vorsetzliche Hintergehung hinauslaufet. Man
nennet es in einer gewissen aber unbelobten Mo-
ral, den heimlichen Vorbehalt (reseruationes
mentales
). Summa, es ist eine gleich Anfangs
im Sin behaltene Absicht samt dem Entschlus,
unrechtmäsig, und solche Ubernehmung des Bi-
schofamtes ein offenbarer Betrug an GOtt, an
der Obrigkeit und an der Kirche.
§. 5.

Daß aber was die zweite Frage betrifft, die
Brüder ihren Bischof in dieser gestükelten Ab-
sicht keines weges berufen haben müssen, (die je-
doch Wundergaben von sich rühmen) das erhel-
let daraus, weil sie in dem sogenanten zweiten

Beru-
vierter Theil.
gehet, welche in einer Zeit von vier Jahren, auf
Reiſen und bey herumſchweifen vollendet werden
koͤnnen: ſo waͤre ſeine Schuldigkeit zwiefach.
Erſtlich, er muͤſte von der Rechtmaͤſigkeit und
Goͤttlichkeit dieſer ſo enge gefaßten und ſogleich
bei der Annahme, in ſeinem Hertzen ſo veſt ge-
ſetzten Abſicht, auch goͤttlich uͤberzeuget ſeyn.
Zweitens er muͤſte ſeiner Gemeine dieſes kund
machen, damit ſie an ploͤtzlicher berufungswie-
driger Abdanckung keinen billigen Anſtos neh-
men duͤrfte. Die Gemeine muß dieſe auſſeror-
dentliche Bedingungen wiſſen, auf welche ihr
Vorſteher will angenommen ſeyn. Sie muß
dieſelbe pruͤfen nach dem Wort des HErrn.
Sonſt ſetzet ſie die gewoͤhnliche, und dem Amt
weſentliche Bedingungen billig voraus. Und
der Berufene verſchweiget etwas, welches auf
eine vorſetzliche Hintergehung hinauslaufet. Man
nennet es in einer gewiſſen aber unbelobten Mo-
ral, den heimlichen Vorbehalt (reſeruationes
mentales
). Summa, es iſt eine gleich Anfangs
im Sin behaltene Abſicht ſamt dem Entſchlus,
unrechtmaͤſig, und ſolche Ubernehmung des Bi-
ſchofamtes ein offenbarer Betrug an GOtt, an
der Obrigkeit und an der Kirche.
§. 5.

Daß aber was die zweite Frage betrifft, die
Bruͤder ihren Biſchof in dieſer geſtuͤkelten Ab-
ſicht keines weges berufen haben muͤſſen, (die je-
doch Wundergaben von ſich ruͤhmen) das erhel-
let daraus, weil ſie in dem ſogenanten zweiten

Beru-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <list>
                <item><pb facs="#f0025" n="13"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">vierter Theil.</hi></fw><lb/>
gehet, welche in einer Zeit von vier Jahren, auf<lb/>
Rei&#x017F;en und bey herum&#x017F;chweifen vollendet werden<lb/>
ko&#x0364;nnen: &#x017F;o wa&#x0364;re &#x017F;eine Schuldigkeit zwiefach.<lb/>
Er&#x017F;tlich, er mu&#x0364;&#x017F;te von der Rechtma&#x0364;&#x017F;igkeit und<lb/>
Go&#x0364;ttlichkeit die&#x017F;er &#x017F;o enge gefaßten und &#x017F;ogleich<lb/>
bei der Annahme, in &#x017F;einem Hertzen &#x017F;o ve&#x017F;t ge-<lb/>
&#x017F;etzten Ab&#x017F;icht, auch go&#x0364;ttlich u&#x0364;berzeuget &#x017F;eyn.<lb/>
Zweitens er mu&#x0364;&#x017F;te &#x017F;einer Gemeine die&#x017F;es kund<lb/>
machen, damit &#x017F;ie an plo&#x0364;tzlicher berufungswie-<lb/>
driger Abdanckung keinen billigen An&#x017F;tos neh-<lb/>
men du&#x0364;rfte. Die Gemeine muß die&#x017F;e au&#x017F;&#x017F;eror-<lb/>
dentliche Bedingungen wi&#x017F;&#x017F;en, auf welche ihr<lb/>
Vor&#x017F;teher will angenommen &#x017F;eyn. Sie muß<lb/>
die&#x017F;elbe pru&#x0364;fen nach dem Wort des HErrn.<lb/>
Son&#x017F;t &#x017F;etzet &#x017F;ie die gewo&#x0364;hnliche, und dem Amt<lb/>
we&#x017F;entliche Bedingungen billig voraus. Und<lb/>
der Berufene ver&#x017F;chweiget etwas, welches auf<lb/>
eine vor&#x017F;etzliche Hintergehung hinauslaufet. Man<lb/>
nennet es in einer gewi&#x017F;&#x017F;en aber unbelobten Mo-<lb/>
ral, <hi rendition="#fr">den heimlichen Vorbehalt</hi> (<hi rendition="#aq">re&#x017F;eruationes<lb/>
mentales</hi>). Summa, es i&#x017F;t eine gleich Anfangs<lb/>
im Sin behaltene Ab&#x017F;icht &#x017F;amt dem Ent&#x017F;chlus,<lb/>
unrechtma&#x0364;&#x017F;ig, und &#x017F;olche Ubernehmung des Bi-<lb/>
&#x017F;chofamtes ein offenbarer Betrug an GOtt, an<lb/>
der Obrigkeit und an der Kirche.</item>
              </list>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 5.</head><lb/>
              <p>Daß aber was die <hi rendition="#fr">zweite Frage</hi> betrifft, die<lb/>
Bru&#x0364;der ihren Bi&#x017F;chof in die&#x017F;er ge&#x017F;tu&#x0364;kelten Ab-<lb/>
&#x017F;icht keines weges berufen haben mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, (die je-<lb/>
doch Wundergaben von &#x017F;ich ru&#x0364;hmen) das erhel-<lb/>
let daraus, weil &#x017F;ie in dem &#x017F;ogenanten zweiten<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Beru-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[13/0025] vierter Theil. gehet, welche in einer Zeit von vier Jahren, auf Reiſen und bey herumſchweifen vollendet werden koͤnnen: ſo waͤre ſeine Schuldigkeit zwiefach. Erſtlich, er muͤſte von der Rechtmaͤſigkeit und Goͤttlichkeit dieſer ſo enge gefaßten und ſogleich bei der Annahme, in ſeinem Hertzen ſo veſt ge- ſetzten Abſicht, auch goͤttlich uͤberzeuget ſeyn. Zweitens er muͤſte ſeiner Gemeine dieſes kund machen, damit ſie an ploͤtzlicher berufungswie- driger Abdanckung keinen billigen Anſtos neh- men duͤrfte. Die Gemeine muß dieſe auſſeror- dentliche Bedingungen wiſſen, auf welche ihr Vorſteher will angenommen ſeyn. Sie muß dieſelbe pruͤfen nach dem Wort des HErrn. Sonſt ſetzet ſie die gewoͤhnliche, und dem Amt weſentliche Bedingungen billig voraus. Und der Berufene verſchweiget etwas, welches auf eine vorſetzliche Hintergehung hinauslaufet. Man nennet es in einer gewiſſen aber unbelobten Mo- ral, den heimlichen Vorbehalt (reſeruationes mentales). Summa, es iſt eine gleich Anfangs im Sin behaltene Abſicht ſamt dem Entſchlus, unrechtmaͤſig, und ſolche Ubernehmung des Bi- ſchofamtes ein offenbarer Betrug an GOtt, an der Obrigkeit und an der Kirche. §. 5. Daß aber was die zweite Frage betrifft, die Bruͤder ihren Biſchof in dieſer geſtuͤkelten Ab- ſicht keines weges berufen haben muͤſſen, (die je- doch Wundergaben von ſich ruͤhmen) das erhel- let daraus, weil ſie in dem ſogenanten zweiten Beru-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey04_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey04_1748/25
Zitationshilfe: Benner, Johann Hermann: Hernhuterey in ihrer Schalckheit. Bd. 4. Gießen, 1748, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey04_1748/25>, abgerufen am 23.11.2024.