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Benner, Johann Hermann: Hernhuterey in ihrer Schalckheit. Bd. 4. Gießen, 1748.

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vierter Theil.
höret doch, wie der Syndicus die Glaubens-
artikel will abgehandelt haben. Er will diese
Sachen erst gnugsam präpariren/ ehe und be-
vor man in der offentlichen Versamlung davon
sprechen darf. Wann er sie zuvor in einer Win-
ckelversamlung nach seinem Kopf und General-
geist geformet, oder wenigstens Ziel und Maaß
gesetzet hat, wieviel, und was man davon sagen
solle, so sind sie ihm nicht mehr gefährlich, sie
gehen ihm nicht zu nahe auf den Leib: sie sind
durchaus so, wie er sie haben will. Darnach
brauchet niemand in die Schrift zu gehen/
dann sonst würde ja das präpariren vergeblich
seyn: und der wahre Schriftgeist würde das tü-
ckische präpariren, oder das Verkehren der
Schrift, als ein Geheimnis der Bosheit in ei-
nem Augenblick vernichten.

§. 56.

Das ist also die Zinzendorfische Kunst, womit
dem wahren Heiland und seinem Wort, aller
gerade Zugang in diese Versamlungen glücklich
verbauet worden. Aber man ist dadurch gleich-
wol vor ihm nicht sicher genug. Er möchte
wohl gewandtsweise (§. 32.) gelegentlich, und
ehe sich die Brüder gegen ihn präpariret haben,
durch einen nicht voraus gesehenen noch gnugsam
verwahrten Gang, hineinkommen, und dort er-
scheinen, um die guten Leute in so was/ das all-
zuklaar in der Schrift lieget, hineinzubringen?

Nun
Herrnh. IV. Theil. M

vierter Theil.
hoͤret doch, wie der Syndicus die Glaubens-
artikel will abgehandelt haben. Er will dieſe
Sachen erſt gnugſam praͤpariren/ ehe und be-
vor man in der offentlichen Verſamlung davon
ſprechen darf. Wann er ſie zuvor in einer Win-
ckelverſamlung nach ſeinem Kopf und General-
geiſt geformet, oder wenigſtens Ziel und Maaß
geſetzet hat, wieviel, und was man davon ſagen
ſolle, ſo ſind ſie ihm nicht mehr gefaͤhrlich, ſie
gehen ihm nicht zu nahe auf den Leib: ſie ſind
durchaus ſo, wie er ſie haben will. Darnach
brauchet niemand in die Schrift zu gehen/
dann ſonſt wuͤrde ja das praͤpariren vergeblich
ſeyn: und der wahre Schriftgeiſt wuͤrde das tuͤ-
ckiſche praͤpariren, oder das Verkehren der
Schrift, als ein Geheimnis der Bosheit in ei-
nem Augenblick vernichten.

§. 56.

Das iſt alſo die Zinzendorfiſche Kunſt, womit
dem wahren Heiland und ſeinem Wort, aller
gerade Zugang in dieſe Verſamlungen gluͤcklich
verbauet worden. Aber man iſt dadurch gleich-
wol vor ihm nicht ſicher genug. Er moͤchte
wohl gewandtsweiſe (§. 32.) gelegentlich, und
ehe ſich die Bruͤder gegen ihn praͤpariret haben,
durch einen nicht voraus geſehenen noch gnugſam
verwahrten Gang, hineinkommen, und dort er-
ſcheinen, um die guten Leute in ſo was/ das all-
zuklaar in der Schrift lieget, hineinzubringen?

Nun
Herrnh. IV. Theil. M
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[177/0189] vierter Theil. hoͤret doch, wie der Syndicus die Glaubens- artikel will abgehandelt haben. Er will dieſe Sachen erſt gnugſam praͤpariren/ ehe und be- vor man in der offentlichen Verſamlung davon ſprechen darf. Wann er ſie zuvor in einer Win- ckelverſamlung nach ſeinem Kopf und General- geiſt geformet, oder wenigſtens Ziel und Maaß geſetzet hat, wieviel, und was man davon ſagen ſolle, ſo ſind ſie ihm nicht mehr gefaͤhrlich, ſie gehen ihm nicht zu nahe auf den Leib: ſie ſind durchaus ſo, wie er ſie haben will. Darnach brauchet niemand in die Schrift zu gehen/ dann ſonſt wuͤrde ja das praͤpariren vergeblich ſeyn: und der wahre Schriftgeiſt wuͤrde das tuͤ- ckiſche praͤpariren, oder das Verkehren der Schrift, als ein Geheimnis der Bosheit in ei- nem Augenblick vernichten. §. 56. Das iſt alſo die Zinzendorfiſche Kunſt, womit dem wahren Heiland und ſeinem Wort, aller gerade Zugang in dieſe Verſamlungen gluͤcklich verbauet worden. Aber man iſt dadurch gleich- wol vor ihm nicht ſicher genug. Er moͤchte wohl gewandtsweiſe (§. 32.) gelegentlich, und ehe ſich die Bruͤder gegen ihn praͤpariret haben, durch einen nicht voraus geſehenen noch gnugſam verwahrten Gang, hineinkommen, und dort er- ſcheinen, um die guten Leute in ſo was/ das all- zuklaar in der Schrift lieget, hineinzubringen? Nun Herrnh. IV. Theil. M

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Zitationshilfe: Benner, Johann Hermann: Hernhuterey in ihrer Schalckheit. Bd. 4. Gießen, 1748, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey04_1748/189>, abgerufen am 23.11.2024.