Anmelden (DTAQ)

DWDS dlexDB CLARIN-D

Benner, Johann Hermann: Hernhuterey in ihrer Schalckheit. Bd. 4. Gießen, 1748.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

vierter Theil.

gekommene Materien, oder nur über einige/
der Heiland durch das Loos befraget worden?
Sagt man: es seye nur über etliche Materien
geschehen; so läst sich dieses nicht wohl entschul-
digen. Dann die Versamlung, hat angeblich,
des Heilands Antworten in der Gewalt gehabt.
Folglich war sie verbunden ohne diese Antworten
nichts vorzunehmen. Sonsten wäre ihr Begin-
nen ein vorsetzlicher Ungehorsam gegen den Hei-
land gewesen. Warum solte sie in einigen Ma-
terien seine Antwort aus der acht lassen, und in
andern doch dieselbige durch das Loos einhohlen?
Wann dem Heiland dieses versamlungswerck
so nahe am Hertzen gelegen hat, wie fast auf al-
len Blättern der Relation, vorgegeben wird,
und wann er sich anheischig gemacht, durch das
Loos Antwort zu geben: so hat ohne Anfrage
nichts geschehen dürfen, man hätte dann den
Heiland gantz ohnehrerbietig vorbeigehen wollen,
welches dem Grundsatz zuwiederlaufet. Daher
heiset es auch (§. 43.) es habe einjeder Einfall/
ob er reif oder unreif sey/ durch das Loos be-
stimmet werden müssen. Woraus erhellet,
daß der Helland über alles was in der Versam-
lung vorgekommen, seine Befehle durch das Loos
ertheilet haben muß.

§. 45.

Nun wird sich der Greuel des Looses auch in
diesem Stük, was nemlich die geloosete Ma-
terten betrift, etwas näher offenbaren. Zu den

Mate-

vierter Theil.

gekommene Materien, oder nur uͤber einige/
der Heiland durch das Loos befraget worden?
Sagt man: es ſeye nur uͤber etliche Materien
geſchehen; ſo laͤſt ſich dieſes nicht wohl entſchul-
digen. Dann die Verſamlung, hat angeblich,
des Heilands Antworten in der Gewalt gehabt.
Folglich war ſie verbunden ohne dieſe Antworten
nichts vorzunehmen. Sonſten waͤre ihr Begin-
nen ein vorſetzlicher Ungehorſam gegen den Hei-
land geweſen. Warum ſolte ſie in einigen Ma-
terien ſeine Antwort aus der acht laſſen, und in
andern doch dieſelbige durch das Loos einhohlen?
Wann dem Heiland dieſes verſamlungswerck
ſo nahe am Hertzen gelegen hat, wie faſt auf al-
len Blaͤttern der Relation, vorgegeben wird,
und wann er ſich anheiſchig gemacht, durch das
Loos Antwort zu geben: ſo hat ohne Anfrage
nichts geſchehen duͤrfen, man haͤtte dann den
Heiland gantz ohnehrerbietig vorbeigehen wollen,
welches dem Grundſatz zuwiederlaufet. Daher
heiſet es auch (§. 43.) es habe einjeder Einfall/
ob er reif oder unreif ſey/ durch das Loos be-
ſtimmet werden muͤſſen. Woraus erhellet,
daß der Helland uͤber alles was in der Verſam-
lung vorgekommen, ſeine Befehle durch das Loos
ertheilet haben muß.

§. 45.

Nun wird ſich der Greuel des Looſes auch in
dieſem Stuͤk, was nemlich die gelooſete Ma-
terten betrift, etwas naͤher offenbaren. Zu den

Mate-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0167" n="155"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">vierter Theil.</hi></fw><lb/>
gekommene Materien, oder <hi rendition="#fr">nur</hi> u&#x0364;ber <hi rendition="#fr">einige/</hi><lb/>
der Heiland durch das Loos befraget worden?<lb/>
Sagt man: es &#x017F;eye nur u&#x0364;ber <hi rendition="#fr">etliche Materien</hi><lb/>
ge&#x017F;chehen; &#x017F;o la&#x0364;&#x017F;t &#x017F;ich die&#x017F;es nicht wohl ent&#x017F;chul-<lb/>
digen. Dann die Ver&#x017F;amlung, hat angeblich,<lb/>
des Heilands Antworten in der Gewalt gehabt.<lb/>
Folglich war &#x017F;ie verbunden ohne die&#x017F;e Antworten<lb/>
nichts vorzunehmen. Son&#x017F;ten wa&#x0364;re ihr Begin-<lb/>
nen ein vor&#x017F;etzlicher Ungehor&#x017F;am gegen den Hei-<lb/>
land gewe&#x017F;en. Warum &#x017F;olte &#x017F;ie in einigen Ma-<lb/>
terien &#x017F;eine Antwort aus der acht la&#x017F;&#x017F;en, und in<lb/>
andern doch die&#x017F;elbige durch das Loos einhohlen?<lb/>
Wann dem Heiland die&#x017F;es ver&#x017F;amlungswerck<lb/>
&#x017F;o nahe am Hertzen gelegen hat, wie fa&#x017F;t auf al-<lb/>
len Bla&#x0364;ttern der Relation, vorgegeben wird,<lb/>
und wann er &#x017F;ich anhei&#x017F;chig gemacht, durch das<lb/>
Loos Antwort zu geben: &#x017F;o hat ohne Anfrage<lb/>
nichts ge&#x017F;chehen du&#x0364;rfen, man ha&#x0364;tte dann den<lb/>
Heiland gantz ohnehrerbietig vorbeigehen wollen,<lb/>
welches dem Grund&#x017F;atz zuwiederlaufet. Daher<lb/>
hei&#x017F;et es auch (§. 43.) es habe <hi rendition="#fr">einjeder Einfall/<lb/>
ob er reif oder unreif &#x017F;ey/ durch das Loos be-<lb/>
&#x017F;timmet werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</hi> Woraus erhellet,<lb/>
daß der Helland u&#x0364;ber alles was in der Ver&#x017F;am-<lb/>
lung vorgekommen, &#x017F;eine Befehle durch das Loos<lb/>
ertheilet haben muß.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 45.</head><lb/>
              <p>Nun wird &#x017F;ich der Greuel des Loo&#x017F;es auch in<lb/>
die&#x017F;em Stu&#x0364;k, was nemlich die geloo&#x017F;ete <hi rendition="#fr">Ma-<lb/>
terten</hi> betrift, etwas na&#x0364;her offenbaren. Zu den<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">Mate-</hi></fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[155/0167] vierter Theil. gekommene Materien, oder nur uͤber einige/ der Heiland durch das Loos befraget worden? Sagt man: es ſeye nur uͤber etliche Materien geſchehen; ſo laͤſt ſich dieſes nicht wohl entſchul- digen. Dann die Verſamlung, hat angeblich, des Heilands Antworten in der Gewalt gehabt. Folglich war ſie verbunden ohne dieſe Antworten nichts vorzunehmen. Sonſten waͤre ihr Begin- nen ein vorſetzlicher Ungehorſam gegen den Hei- land geweſen. Warum ſolte ſie in einigen Ma- terien ſeine Antwort aus der acht laſſen, und in andern doch dieſelbige durch das Loos einhohlen? Wann dem Heiland dieſes verſamlungswerck ſo nahe am Hertzen gelegen hat, wie faſt auf al- len Blaͤttern der Relation, vorgegeben wird, und wann er ſich anheiſchig gemacht, durch das Loos Antwort zu geben: ſo hat ohne Anfrage nichts geſchehen duͤrfen, man haͤtte dann den Heiland gantz ohnehrerbietig vorbeigehen wollen, welches dem Grundſatz zuwiederlaufet. Daher heiſet es auch (§. 43.) es habe einjeder Einfall/ ob er reif oder unreif ſey/ durch das Loos be- ſtimmet werden muͤſſen. Woraus erhellet, daß der Helland uͤber alles was in der Verſam- lung vorgekommen, ſeine Befehle durch das Loos ertheilet haben muß. §. 45. Nun wird ſich der Greuel des Looſes auch in dieſem Stuͤk, was nemlich die gelooſete Ma- terten betrift, etwas naͤher offenbaren. Zu den Mate-

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey04_1748
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey04_1748/167
Zitationshilfe:	Benner, Johann Hermann: Hernhuterey in ihrer Schalckheit. Bd. 4. Gießen, 1748, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey04_1748/167>, abgerufen am 23.11.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.