Benner, Johann Hermann: Hernhuterey in ihrer Schalckheit. Bd. 4. Gießen, 1748.Herrnhuterey in ihrer Schalkheit her, offentlich von unserer Kirche abtrünnig wor-den, der sie gelästert und verfolget hat, den, vor welchem alle rechtschaffene Lehrer, nicht allein den lutherischen Theil, sondern überhaupt die gantze Christenheit, und einen jeden vernünfti- gen Menschen, noch täglich warnen müssen, den, sage ich, mit einem Zeugnis zu versehen, daß er die lutherische Heerden darzu machen könte, was er selber ist: das wäre gewiß nichts anders, als dem Dieb und Mörder die rechte Thür zum Schafstall öfnen, damit er nicht durch ein Diebsloch einzusteigen nöthig hät- te. §. 26. Aber von wem ist dann Zinzendorf ordiniret wor- Landesverräther deswegen ein ehrlicher
Mann, wann er mit Brief und Siegeln beweiset, daß er zehen Jahre zuvor, ein un- bescholtener Bürger gewesen, oder wenig- stens von seinen Unthaten damal nichts aus- kommen lassen? Jst Judas deswegen kein Verräther, weil er gleichwol vorhin ein berufener und Christo nachfolgender Jün- ger war? Dieweil nun keine lutherische Ge- meine in ihrem Ruf an einen Lehrer, richtig verfähret, wann sie keine beglaubte Zeug- nisse seiner Rechtglaubigkeit und Unsträf- lichkeit sich vorzeigen läset: so kan auch Zin- zendorf in dieser Absicht keinen Beruf be- haupten. Herrnhuterey in ihrer Schalkheit her, offentlich von unſerer Kirche abtruͤnnig wor-den, der ſie gelaͤſtert und verfolget hat, den, vor welchem alle rechtſchaffene Lehrer, nicht allein den lutheriſchen Theil, ſondern uͤberhaupt die gantze Chriſtenheit, und einen jeden vernuͤnfti- gen Menſchen, noch taͤglich warnen muͤſſen, den, ſage ich, mit einem Zeugnis zu verſehen, daß er die lutheriſche Heerden darzu machen koͤnte, was er ſelber iſt: das waͤre gewiß nichts anders, als dem Dieb und Moͤrder die rechte Thuͤr zum Schafſtall oͤfnen, damit er nicht durch ein Diebsloch einzuſteigen noͤthig haͤt- te. §. 26. Aber von wem iſt dann Zinzendorf ordiniret wor- Landesverraͤther deswegen ein ehrlicher
Mann, wann er mit Brief und Siegeln beweiſet, daß er zehen Jahre zuvor, ein un- beſcholtener Buͤrger geweſen, oder wenig- ſtens von ſeinen Unthaten damal nichts aus- kommen laſſen? Jſt Judas deswegen kein Verraͤther, weil er gleichwol vorhin ein berufener und Chriſto nachfolgender Juͤn- ger war? Dieweil nun keine lutheriſche Ge- meine in ihrem Ruf an einen Lehrer, richtig verfaͤhret, wann ſie keine beglaubte Zeug- niſſe ſeiner Rechtglaubigkeit und Unſtraͤf- lichkeit ſich vorzeigen laͤſet: ſo kan auch Zin- zendorf in dieſer Abſicht keinen Beruf be- haupten. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0110" n="98"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Herrnhuterey in ihrer Schalkheit</hi></fw><lb/> her, offentlich von unſerer Kirche abtruͤnnig wor-<lb/> den, der ſie gelaͤſtert und verfolget hat, den,<lb/> vor welchem alle rechtſchaffene Lehrer, nicht allein<lb/> den lutheriſchen Theil, ſondern uͤberhaupt die<lb/> gantze Chriſtenheit, und einen jeden vernuͤnfti-<lb/> gen Menſchen, noch taͤglich warnen muͤſſen, den,<lb/> ſage ich, mit einem Zeugnis zu verſehen, daß<lb/> er die lutheriſche Heerden darzu machen<lb/> koͤnte, was er ſelber iſt: das waͤre gewiß<lb/> nichts anders, als dem Dieb und Moͤrder die<lb/> rechte Thuͤr zum Schafſtall oͤfnen, damit er<lb/> nicht durch ein Diebsloch einzuſteigen noͤthig haͤt-<lb/> te.</p> </div><lb/> <div n="4"> <head>§. 26.</head><lb/> <p>Aber von wem iſt dann Zinzendorf <hi rendition="#fr">ordiniret</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch">wor-</fw><lb/><note xml:id="seg2pn_20_2" prev="#seg2pn_20_1" place="foot" n="(*)">Landesverraͤther deswegen ein ehrlicher<lb/> Mann, wann er mit Brief und Siegeln<lb/> beweiſet, daß er zehen Jahre zuvor, ein un-<lb/> beſcholtener Buͤrger geweſen, oder wenig-<lb/> ſtens von ſeinen Unthaten damal nichts aus-<lb/> kommen laſſen? Jſt Judas deswegen kein<lb/> Verraͤther, weil er gleichwol vorhin ein<lb/> berufener und Chriſto nachfolgender Juͤn-<lb/> ger war? Dieweil nun keine lutheriſche Ge-<lb/> meine in ihrem Ruf an einen Lehrer, richtig<lb/> verfaͤhret, wann ſie keine beglaubte Zeug-<lb/> niſſe ſeiner Rechtglaubigkeit und Unſtraͤf-<lb/> lichkeit ſich vorzeigen laͤſet: ſo kan auch Zin-<lb/> zendorf in dieſer Abſicht keinen Beruf be-<lb/> haupten.</note><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [98/0110]
Herrnhuterey in ihrer Schalkheit
her, offentlich von unſerer Kirche abtruͤnnig wor-
den, der ſie gelaͤſtert und verfolget hat, den,
vor welchem alle rechtſchaffene Lehrer, nicht allein
den lutheriſchen Theil, ſondern uͤberhaupt die
gantze Chriſtenheit, und einen jeden vernuͤnfti-
gen Menſchen, noch taͤglich warnen muͤſſen, den,
ſage ich, mit einem Zeugnis zu verſehen, daß
er die lutheriſche Heerden darzu machen
koͤnte, was er ſelber iſt: das waͤre gewiß
nichts anders, als dem Dieb und Moͤrder die
rechte Thuͤr zum Schafſtall oͤfnen, damit er
nicht durch ein Diebsloch einzuſteigen noͤthig haͤt-
te.
§. 26.
Aber von wem iſt dann Zinzendorf ordiniret
wor-
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(*) Landesverraͤther deswegen ein ehrlicher
Mann, wann er mit Brief und Siegeln
beweiſet, daß er zehen Jahre zuvor, ein un-
beſcholtener Buͤrger geweſen, oder wenig-
ſtens von ſeinen Unthaten damal nichts aus-
kommen laſſen? Jſt Judas deswegen kein
Verraͤther, weil er gleichwol vorhin ein
berufener und Chriſto nachfolgender Juͤn-
ger war? Dieweil nun keine lutheriſche Ge-
meine in ihrem Ruf an einen Lehrer, richtig
verfaͤhret, wann ſie keine beglaubte Zeug-
niſſe ſeiner Rechtglaubigkeit und Unſtraͤf-
lichkeit ſich vorzeigen laͤſet: ſo kan auch Zin-
zendorf in dieſer Abſicht keinen Beruf be-
haupten.
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