sich deren in eben dem Beginnen rühmet, da- durch er sie am meisten mit Füsen trit.
§. 26.
Wer in solchem Fall ehrliche und hertz- liche Leser fodert, der will in der That nichts anders, als daß die Leser eben so ehrlich und hertzlich seyn sollen, wie der Verfasser selbst erfunden wird. Das ist, daß sie entweder auf sein Wort, die Lügen vor Warheit unge- prüft annehmen, mithin solchergestalt ehrlich seyn, (§. 97.*) und diese nebst ihrem Urheber hertzlich lieben sollen, ohne seine Parthie aus Abscheu vor diesen Bosheiten zu vereckeln und zu verlassen: oder wenigstens, wann sie Lügen und Tücke mit Händen greifen, so soll die Ehr- lichkeit sie anweisen, dennoch bei dem Plan zu halten, und das gantze Hertz ihm zu opfern, weil sie sonst keine gantze Zinzendorfische Leute seyn würden. So nennen die Rädels- führer gewisser Banden, entweder ihre An- hänger ehrlich und hertzlich, oder doch andere, die sich aus Dummheit von ihnen breit schla- gen lassen; wann sie gleich nicht mitlaufen und jenes Handwerck treiben. Wenn man demnach den rechten Unterschied weiß, zwi- schen der herrnhutischen und wahren Ehr- lich- und Hertzlichkeit, so weiß man auch, was für Leser vor die Zinzendorfische Schrif- ten gewünschet werden. Summa, man sie- het aus diesem Zinzendorfischen Vorbericht, daß sein Verfasser sich nicht bessern will.
Dann
dritter Theil.
ſich deren in eben dem Beginnen ruͤhmet, da- durch er ſie am meiſten mit Fuͤſen trit.
§. 26.
Wer in ſolchem Fall ehrliche und hertz- liche Leſer fodert, der will in der That nichts anders, als daß die Leſer eben ſo ehrlich und hertzlich ſeyn ſollen, wie der Verfaſſer ſelbſt erfunden wird. Das iſt, daß ſie entweder auf ſein Wort, die Luͤgen vor Warheit unge- pruͤft annehmen, mithin ſolchergeſtalt ehrlich ſeyn, (§. 97.*) und dieſe nebſt ihrem Urheber hertzlich lieben ſollen, ohne ſeine Parthie aus Abſcheu vor dieſen Bosheiten zu vereckeln und zu verlaſſen: oder wenigſtens, wann ſie Luͤgen und Tuͤcke mit Haͤnden greifen, ſo ſoll die Ehr- lichkeit ſie anweiſen, dennoch bei dem Plan zu halten, und das gantze Hertz ihm zu opfern, weil ſie ſonſt keine gantze Zinzendorfiſche Leute ſeyn wuͤrden. So nennen die Raͤdels- fuͤhrer gewiſſer Banden, entweder ihre An- haͤnger ehrlich und hertzlich, oder doch andere, die ſich aus Dummheit von ihnen breit ſchla- gen laſſen; wann ſie gleich nicht mitlaufen und jenes Handwerck treiben. Wenn man demnach den rechten Unterſchied weiß, zwi- ſchen der herrnhutiſchen und wahren Ehr- lich- und Hertzlichkeit, ſo weiß man auch, was fuͤr Leſer vor die Zinzendorfiſche Schrif- ten gewuͤnſchet werden. Summa, man ſie- het aus dieſem Zinzendorfiſchen Vorbericht, daß ſein Verfaſſer ſich nicht beſſern will.
Dann
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dritter Theil.
ſich deren in eben dem Beginnen ruͤhmet, da-
durch er ſie am meiſten mit Fuͤſen trit.
§. 26.
Wer in ſolchem Fall ehrliche und hertz-
liche Leſer fodert, der will in der That nichts
anders, als daß die Leſer eben ſo ehrlich und
hertzlich ſeyn ſollen, wie der Verfaſſer ſelbſt
erfunden wird. Das iſt, daß ſie entweder
auf ſein Wort, die Luͤgen vor Warheit unge-
pruͤft annehmen, mithin ſolchergeſtalt ehrlich
ſeyn, (§. 97.*) und dieſe nebſt ihrem Urheber
hertzlich lieben ſollen, ohne ſeine Parthie aus
Abſcheu vor dieſen Bosheiten zu vereckeln und
zu verlaſſen: oder wenigſtens, wann ſie Luͤgen
und Tuͤcke mit Haͤnden greifen, ſo ſoll die Ehr-
lichkeit ſie anweiſen, dennoch bei dem Plan zu
halten, und das gantze Hertz ihm zu opfern,
weil ſie ſonſt keine gantze Zinzendorfiſche
Leute ſeyn wuͤrden. So nennen die Raͤdels-
fuͤhrer gewiſſer Banden, entweder ihre An-
haͤnger ehrlich und hertzlich, oder doch andere,
die ſich aus Dummheit von ihnen breit ſchla-
gen laſſen; wann ſie gleich nicht mitlaufen
und jenes Handwerck treiben. Wenn man
demnach den rechten Unterſchied weiß, zwi-
ſchen der herrnhutiſchen und wahren Ehr-
lich- und Hertzlichkeit, ſo weiß man auch,
was fuͤr Leſer vor die Zinzendorfiſche Schrif-
ten gewuͤnſchet werden. Summa, man ſie-
het aus dieſem Zinzendorfiſchen Vorbericht,
daß ſein Verfaſſer ſich nicht beſſern will.
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Benner, Johann Hermann: Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 3. Gießen, 1748, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey03_1748/43>, abgerufen am 03.03.2025.
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