Gläubige, in welche Liebe sie gleichsam einge- schlossen sind. Jch weis aber nicht, ob Zin- zendorf diese allegorische Erklärung dulden möchte. Dann er hat protestiret gegen allen allegorischen Verstand, (§. 81.) und will alles dieses schlechthin wesentlich gedeutet wissen.
§. 85.
Daß nun Zinzendorf mit dieser Erklärung zu schanden wird, das habe ich noch kürtzlich zu erweisen. Und das soll auf eine zwiefache Weise geschehen. Erstlich werde ich dar- thun, daß die Mutterschaft des heiligen Geistes, oder sein Ausgebären alle die Fehler an sich habe, welche Zinzendorf an einem persönlichen Kennzeichen des heiligen Geistes, selbst bemercket hat. Daraus wird der Schlus folgen, daß Zinzendorf seine neue Erfindung, selbst vor verwerflich erkläre. Und das ist in einer so wichtigen Sache vor einen so hoch fahrenden Lehrer, eine Schande. Zum an- dern werde ich deutlich machen, daß so wohl die Kennzeichen der andern Personen in der heiligen Dreyeinigkeit, als diese Mutterschaft, wie sie Zinzendorf angiebt, und deutet, schlech- terdings verwerflich, und vor kein Kennzeichen der Persönlichkeit des heiligen Geistes anzu- nehmen seye. Was ist aber schändlicher vor einen Lehrer, als in dem ersten Grundartikel der christlichen Religion, und zwar bey einem
so
Herrnhuterey in ihrer Schalkheit
Glaͤubige, in welche Liebe ſie gleichſam einge- ſchloſſen ſind. Jch weis aber nicht, ob Zin- zendorf dieſe allegoriſche Erklaͤrung dulden moͤchte. Dann er hat proteſtiret gegen allen allegoriſchen Verſtand, (§. 81.) und will alles dieſes ſchlechthin weſentlich gedeutet wiſſen.
§. 85.
Daß nun Zinzendorf mit dieſer Erklaͤrung zu ſchanden wird, das habe ich noch kuͤrtzlich zu erweiſen. Und das ſoll auf eine zwiefache Weiſe geſchehen. Erſtlich werde ich dar- thun, daß die Mutterſchaft des heiligen Geiſtes, oder ſein Ausgebaͤren alle die Fehler an ſich habe, welche Zinzendorf an einem perſoͤnlichen Kennzeichen des heiligen Geiſtes, ſelbſt bemercket hat. Daraus wird der Schlus folgen, daß Zinzendorf ſeine neue Erfindung, ſelbſt vor verwerflich erklaͤre. Und das iſt in einer ſo wichtigen Sache vor einen ſo hoch fahrenden Lehrer, eine Schande. Zum an- dern werde ich deutlich machen, daß ſo wohl die Kennzeichen der andern Perſonen in der heiligen Dreyeinigkeit, als dieſe Mutterſchaft, wie ſie Zinzendorf angiebt, und deutet, ſchlech- terdings verwerflich, und vor kein Kennzeichen der Perſoͤnlichkeit des heiligen Geiſtes anzu- nehmen ſeye. Was iſt aber ſchaͤndlicher vor einen Lehrer, als in dem erſten Grundartikel der chriſtlichen Religion, und zwar bey einem
ſo
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Herrnhuterey in ihrer Schalkheit
Glaͤubige, in welche Liebe ſie gleichſam einge-
ſchloſſen ſind. Jch weis aber nicht, ob Zin-
zendorf dieſe allegoriſche Erklaͤrung dulden
moͤchte. Dann er hat proteſtiret gegen allen
allegoriſchen Verſtand, (§. 81.) und will alles
dieſes ſchlechthin weſentlich gedeutet wiſſen.
§. 85.
Daß nun Zinzendorf mit dieſer Erklaͤrung
zu ſchanden wird, das habe ich noch kuͤrtzlich
zu erweiſen. Und das ſoll auf eine zwiefache
Weiſe geſchehen. Erſtlich werde ich dar-
thun, daß die Mutterſchaft des heiligen
Geiſtes, oder ſein Ausgebaͤren alle die Fehler
an ſich habe, welche Zinzendorf an einem
perſoͤnlichen Kennzeichen des heiligen Geiſtes,
ſelbſt bemercket hat. Daraus wird der Schlus
folgen, daß Zinzendorf ſeine neue Erfindung,
ſelbſt vor verwerflich erklaͤre. Und das iſt
in einer ſo wichtigen Sache vor einen ſo hoch
fahrenden Lehrer, eine Schande. Zum an-
dern werde ich deutlich machen, daß ſo wohl
die Kennzeichen der andern Perſonen in der
heiligen Dreyeinigkeit, als dieſe Mutterſchaft,
wie ſie Zinzendorf angiebt, und deutet, ſchlech-
terdings verwerflich, und vor kein Kennzeichen
der Perſoͤnlichkeit des heiligen Geiſtes anzu-
nehmen ſeye. Was iſt aber ſchaͤndlicher vor
einen Lehrer, als in dem erſten Grundartikel
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Benner, Johann Hermann: Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 3. Gießen, 1748, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey03_1748/172>, abgerufen am 03.03.2025.
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