Die Beschaffenheit der Schriftstellen, wel- che Zinzendorf als die Quellen seines neuen Funds angiebt, ist das erste in seinen Wor- ten. (§. 70.) Es wäre höchst nöthig, und eben so billig, daß er diese Schriftstellen nach Capitel und Versen hergesetzet hätte. Dann der gantze Beweis, den er hieraus führen will, erfoderte dieses; und die Mühe hätte ihn nicht verdriessen sollen. Ein jeder könte sie sodann in ihrem Zusammenhange betrachten, sonder- lich der ungeübte Leser. Doch er hat etliche Schriftworte (§. 12.) beygesetzt, davon wir unten (§. 112.) reden müssen. Jetzt gilt es mir noch vorläufig darum, wie nach Zinzen- dorfs Foderung diese Stellen müssen beschaffen seyn, oder wenigstens wie sie würklich beschaf- fen sind. Summa, die Mutterschaft des hei- ligen Geistes, soll aus der Schrift erwiesen werden. Das ist eins. Die Schriftworte, welche den heiligen Geist als eine Mutter vor- stellen, sollen keiner Misdeutung unterworfen, sondern ihre Erklärung soll dergestalt einhellig seyn, daß sie von Rechtglaubigen und Jrr- glaubigen auf einerley Art angenommen, und ohne allen Wiederspruch zugegeben wird. Das will er mit diesen Worten sagen: Es ist we- der ein Theologus/ noch ein Ketzer dage- gen aufgestanden. Worgegen aber? Das
ist
Herrnhuterey in ihrer Schalkheit
§. 71.
Die Beſchaffenheit der Schriftſtellen, wel- che Zinzendorf als die Quellen ſeines neuen Funds angiebt, iſt das erſte in ſeinen Wor- ten. (§. 70.) Es waͤre hoͤchſt noͤthig, und eben ſo billig, daß er dieſe Schriftſtellen nach Capitel und Verſen hergeſetzet haͤtte. Dann der gantze Beweis, den er hieraus fuͤhren will, erfoderte dieſes; und die Muͤhe haͤtte ihn nicht verdrieſſen ſollen. Ein jeder koͤnte ſie ſodann in ihrem Zuſammenhange betrachten, ſonder- lich der ungeuͤbte Leſer. Doch er hat etliche Schriftworte (§. 12.) beygeſetzt, davon wir unten (§. 112.) reden muͤſſen. Jetzt gilt es mir noch vorlaͤufig darum, wie nach Zinzen- dorfs Foderung dieſe Stellen muͤſſen beſchaffen ſeyn, oder wenigſtens wie ſie wuͤrklich beſchaf- fen ſind. Summa, die Mutterſchaft des hei- ligen Geiſtes, ſoll aus der Schrift erwieſen werden. Das iſt eins. Die Schriftworte, welche den heiligen Geiſt als eine Mutter vor- ſtellen, ſollen keiner Misdeutung unterworfen, ſondern ihre Erklaͤrung ſoll dergeſtalt einhellig ſeyn, daß ſie von Rechtglaubigen und Jrr- glaubigen auf einerley Art angenommen, und ohne allen Wiederſpruch zugegeben wird. Das will er mit dieſen Worten ſagen: Es iſt we- der ein Theologus/ noch ein Ketzer dage- gen aufgeſtanden. Worgegen aber? Das
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Herrnhuterey in ihrer Schalkheit
§. 71.
Die Beſchaffenheit der Schriftſtellen, wel-
che Zinzendorf als die Quellen ſeines neuen
Funds angiebt, iſt das erſte in ſeinen Wor-
ten. (§. 70.) Es waͤre hoͤchſt noͤthig, und
eben ſo billig, daß er dieſe Schriftſtellen nach
Capitel und Verſen hergeſetzet haͤtte. Dann
der gantze Beweis, den er hieraus fuͤhren will,
erfoderte dieſes; und die Muͤhe haͤtte ihn nicht
verdrieſſen ſollen. Ein jeder koͤnte ſie ſodann
in ihrem Zuſammenhange betrachten, ſonder-
lich der ungeuͤbte Leſer. Doch er hat etliche
Schriftworte (§. 12.) beygeſetzt, davon wir
unten (§. 112.) reden muͤſſen. Jetzt gilt es
mir noch vorlaͤufig darum, wie nach Zinzen-
dorfs Foderung dieſe Stellen muͤſſen beſchaffen
ſeyn, oder wenigſtens wie ſie wuͤrklich beſchaf-
fen ſind. Summa, die Mutterſchaft des hei-
ligen Geiſtes, ſoll aus der Schrift erwieſen
werden. Das iſt eins. Die Schriftworte,
welche den heiligen Geiſt als eine Mutter vor-
ſtellen, ſollen keiner Misdeutung unterworfen,
ſondern ihre Erklaͤrung ſoll dergeſtalt einhellig
ſeyn, daß ſie von Rechtglaubigen und Jrr-
glaubigen auf einerley Art angenommen, und
ohne allen Wiederſpruch zugegeben wird. Das
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Benner, Johann Hermann: Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 3. Gießen, 1748, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey03_1748/130>, abgerufen am 03.03.2025.
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