STreitschriften sind mein liebstes geschäfte nicht. Aber ich liebe doch die warheit, und setze mei- nen beruf nicht fürsetzlich aus den augen. Wenn man in dem benachbarten Herrnhag, oder Marien- born könte stille seyn, so wolte ich mit freu- den schweigen. O wie vollkommen wür- de mein wunsch erfüllet, wann sich die warheit endlich an denen bezeugen wolte, die sich ein geschäfte daraus machen, sie mehr und mehr zu unterdrüken. Aber seit vielen jahrhunderten weiß man keine sekte, welche mit gröserer arglist das letzte unter- nommen hat, als die synagoge des Herrn Grafen von Zinzendorf. So nennet er selbst die parthie verführter menschen, die er fast in allen theilen der welt, mit seinem wink regieret. Man muß ihm das zeug- nis geben, daß er das maas eines recht grosen irgeistes, überflüßig erfüllet hat. Unter so vielen falschen aposteln und pro- pheten, die von zeit zu zeit in die welt aus- gegangen sind, wird kein einziger seyn; der ihm den rang dürfte streitig machen.
So
Herrnhut.II.Th. )(
Vorrede.
STreitſchriften ſind mein liebſtes geſchaͤfte nicht. Aber ich liebe doch die warheit, und ſetze mei- nen beruf nicht fuͤrſetzlich aus den augen. Wenn man in dem benachbarten Herrnhag, oder Marien- born koͤnte ſtille ſeyn, ſo wolte ich mit freu- den ſchweigen. O wie vollkommen wuͤr- de mein wunſch erfuͤllet, wann ſich die warheit endlich an denen bezeugen wolte, die ſich ein geſchaͤfte daraus machen, ſie mehr und mehr zu unterdruͤken. Aber ſeit vielen jahrhunderten weiß man keine ſekte, welche mit groͤſerer argliſt das letzte unter- nommen hat, als die ſynagoge des Herrn Grafen von Zinzendorf. So nennet er ſelbſt die parthie verfuͤhrter menſchen, die er faſt in allen theilen der welt, mit ſeinem wink regieret. Man muß ihm das zeug- nis geben, daß er das maas eines recht groſen irgeiſtes, uͤberfluͤßig erfuͤllet hat. Unter ſo vielen falſchen apoſteln und pro- pheten, die von zeit zu zeit in die welt aus- gegangen ſind, wird kein einziger ſeyn; der ihm den rang duͤrfte ſtreitig machen.
So
Herrnhut.II.Th. )(
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[0003]
Vorrede.
STreitſchriften ſind mein liebſtes
geſchaͤfte nicht. Aber ich liebe
doch die warheit, und ſetze mei-
nen beruf nicht fuͤrſetzlich aus
den augen. Wenn man in
dem benachbarten Herrnhag, oder Marien-
born koͤnte ſtille ſeyn, ſo wolte ich mit freu-
den ſchweigen. O wie vollkommen wuͤr-
de mein wunſch erfuͤllet, wann ſich die
warheit endlich an denen bezeugen wolte,
die ſich ein geſchaͤfte daraus machen, ſie
mehr und mehr zu unterdruͤken. Aber ſeit
vielen jahrhunderten weiß man keine ſekte,
welche mit groͤſerer argliſt das letzte unter-
nommen hat, als die ſynagoge des Herrn
Grafen von Zinzendorf. So nennet er
ſelbſt die parthie verfuͤhrter menſchen, die
er faſt in allen theilen der welt, mit ſeinem
wink regieret. Man muß ihm das zeug-
nis geben, daß er das maas eines recht
groſen irgeiſtes, uͤberfluͤßig erfuͤllet hat.
Unter ſo vielen falſchen apoſteln und pro-
pheten, die von zeit zu zeit in die welt aus-
gegangen ſind, wird kein einziger ſeyn;
der ihm den rang duͤrfte ſtreitig machen.
So
Herrnhut. II. Th. )(
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Benner, Johann Hermann: Die Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 2. Gießen, 1747, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey02_1747/3>, abgerufen am 04.03.2025.
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