Benner, Johann Hermann: Die Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 2. Gießen, 1747.anderer Theil. 1) Christus als mensch, auf zweierlei art betrachtet. Einmal, soferne er ein mensch ist, in abstracto, das ist, aus leib und seele bestehend, wie andere menschen. Sodann in soferne er ein heiliger und seeli- ger mensch ist, wie die brüder. Es liese sich dieser unterschied noch entschuldigen, wann der schreckliche misbrauch davon ge- sondert bliebe, welcher sogleich hinzu gese- tzet wird, und davon wir hernach reden wollen. Es kan die menschheit Christi be- trachtet werden, soferne sie aus seele und leib bestehet, ohne an die obwol von beiden stü- ken unzertrennte heiligkeit und unsündlich- keit, auch ohne an die persönliche vereini- gung, und theilnemung der göttlichen herr- lichkeit, in ansehung der menschlichen natur, zu gedenken: ohne endlich den stand der er- niedrigung und erhöhung in betracht zu zie- hen. Aber 2) der Graf setzt die menschheit Christi, welche gedachter masen betrachtet wird, in eine besondere klasse mit andern kreaturen, die GOtt den Vater nicht zum GOtt ha- ben. Und zwar in die klasse der unbekehr- ten menschen/ die deswegen den Vater nicht zum GOtt haben, weil sie fleischliche, natürliche menschen sind. Er betrachtet ihn in zweierlei verhältnis. Entweder als einen menschen, oder als einen heiligen seeligen menschen. Das ist der grund, warum er nicht N 5
anderer Theil. 1) Chriſtus als menſch, auf zweierlei art betrachtet. Einmal, ſoferne er ein menſch iſt, in abſtracto, das iſt, aus leib und ſeele beſtehend, wie andere menſchen. Sodann in ſoferne er ein heiliger und ſeeli- ger menſch iſt, wie die bruͤder. Es lieſe ſich dieſer unterſchied noch entſchuldigen, wann der ſchreckliche misbrauch davon ge- ſondert bliebe, welcher ſogleich hinzu geſe- tzet wird, und davon wir hernach reden wollen. Es kan die menſchheit Chriſti be- trachtet werden, ſoferne ſie aus ſeele und leib beſtehet, ohne an die obwol von beiden ſtuͤ- ken unzertrennte heiligkeit und unſuͤndlich- keit, auch ohne an die perſoͤnliche vereini- gung, und theilnemung der goͤttlichen herr- lichkeit, in anſehung der menſchlichen natur, zu gedenken: ohne endlich den ſtand der er- niedrigung und erhoͤhung in betracht zu zie- hen. Aber 2) der Graf ſetzt die menſchheit Chriſti, welche gedachter maſen betrachtet wird, in eine beſondere klaſſe mit andern kreaturen, die GOtt den Vater nicht zum GOtt ha- ben. Und zwar in die klaſſe der unbekehr- ten menſchen/ die deswegen den Vater nicht zum GOtt haben, weil ſie fleiſchliche, natuͤrliche menſchen ſind. Er betrachtet ihn in zweierlei verhaͤltnis. Entweder als einen menſchen, oder als einen heiligen ſeeligen menſchen. Das iſt der grund, warum er nicht N 5
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(***) 1) Chriſtus als menſch, auf zweierlei
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und ſeele beſtehend, wie andere menſchen.
Sodann in ſoferne er ein heiliger und ſeeli-
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ſich dieſer unterſchied noch entſchuldigen,
wann der ſchreckliche misbrauch davon ge-
ſondert bliebe, welcher ſogleich hinzu geſe-
tzet wird, und davon wir hernach reden
wollen. Es kan die menſchheit Chriſti be-
trachtet werden, ſoferne ſie aus ſeele und leib
beſtehet, ohne an die obwol von beiden ſtuͤ-
ken unzertrennte heiligkeit und unſuͤndlich-
keit, auch ohne an die perſoͤnliche vereini-
gung, und theilnemung der goͤttlichen herr-
lichkeit, in anſehung der menſchlichen natur,
zu gedenken: ohne endlich den ſtand der er-
niedrigung und erhoͤhung in betracht zu zie-
hen. Aber
2) der Graf ſetzt die menſchheit Chriſti,
welche gedachter maſen betrachtet wird, in
eine beſondere klaſſe mit andern kreaturen,
die GOtt den Vater nicht zum GOtt ha-
ben. Und zwar in die klaſſe der unbekehr-
ten menſchen/ die deswegen den Vater
nicht zum GOtt haben, weil ſie fleiſchliche,
natuͤrliche menſchen ſind. Er betrachtet ihn
in zweierlei verhaͤltnis. Entweder als einen
menſchen, oder als einen heiligen ſeeligen
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