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Benner, Johann Hermann: Die Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 2. Gießen, 1747.

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anderer Theil.
säue nicht gehöre. (§. 81. 73.) Oben (§. 62. *)
macht er deswegen einen unterschied zwischen den
grundlehren und speciallehren der apostel. 1)
Der Herr Graf theilet abermal nach seiner ge-
wonheit. Das ganze menschliche geschlecht be-
stehet aus zwei classen; in der einen sind die brü-
der, oder das geschwister, in der andern die
welt, oder die säue. Doch dabei wollen wir uns
nicht aufhalten, weil diese eintheilung bereits zu
Christi zeiten üblich war; aber nur bei den Pha-
risäern. Diese machten den unterschied zwischen
ihren mitbrüdern, und zwischen dem volk, das
verflucht wäre, Joh. 7, 47. 49. Aber der Hei-
land theilet doch wieder anders, Matth. 23, 13.
15, 14.

§. 85.

2) Die sache selbst, komt auf diesen schlus an:
wie sich GOtt in der heiligen schrift offenbaret
hat, also muß er von den menschen erkant wer-
den. Nun aber hat er sich offenbaret, als Va-
ter, Sohn, und heiliger Geist; deshalben muß
er auch von den menschen so erkant werden.

Daß aber die unbekehrte solange mit dieser er-
kentnis warten sollen, bis sie bekehret worden
sind; das ist ein satz, den der Graf beweisen muß;
entweder durch einen ausdrüklichen befehl GOt-
tes in der schrift, oder durch das exempel Chri-
sti, und der männer GOttes. Wo hat aber der
Graf diesen beweis geführet? welche schriftstelle
hat er darzu beigebracht? sein bloses dichten und
sagen, soll einen schändlichen wahn zu glaubens-

lehren,

anderer Theil.
ſaͤue nicht gehoͤre. (§. 81. 73.) Oben (§. 62. *)
macht er deswegen einen unterſchied zwiſchen den
grundlehren und ſpeciallehren der apoſtel. 1)
Der Herr Graf theilet abermal nach ſeiner ge-
wonheit. Das ganze menſchliche geſchlecht be-
ſtehet aus zwei claſſen; in der einen ſind die bruͤ-
der, oder das geſchwiſter, in der andern die
welt, oder die ſaͤue. Doch dabei wollen wir uns
nicht aufhalten, weil dieſe eintheilung bereits zu
Chriſti zeiten uͤblich war; aber nur bei den Pha-
riſaͤern. Dieſe machten den unterſchied zwiſchen
ihren mitbruͤdern, und zwiſchen dem volk, das
verflucht waͤre, Joh. 7, 47. 49. Aber der Hei-
land theilet doch wieder anders, Matth. 23, 13.
15, 14.

§. 85.

2) Die ſache ſelbſt, komt auf dieſen ſchlus an:
wie ſich GOtt in der heiligen ſchrift offenbaret
hat, alſo muß er von den menſchen erkant wer-
den. Nun aber hat er ſich offenbaret, als Va-
ter, Sohn, und heiliger Geiſt; deshalben muß
er auch von den menſchen ſo erkant werden.

Daß aber die unbekehrte ſolange mit dieſer er-
kentnis warten ſollen, bis ſie bekehret worden
ſind; das iſt ein ſatz, den der Graf beweiſen muß;
entweder durch einen ausdruͤklichen befehl GOt-
tes in der ſchrift, oder durch das exempel Chri-
ſti, und der maͤnner GOttes. Wo hat aber der
Graf dieſen beweis gefuͤhret? welche ſchriftſtelle
hat er darzu beigebracht? ſein bloſes dichten und
ſagen, ſoll einen ſchaͤndlichen wahn zu glaubens-

lehren,
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[139/0149] anderer Theil. ſaͤue nicht gehoͤre. (§. 81. 73.) Oben (§. 62. *) macht er deswegen einen unterſchied zwiſchen den grundlehren und ſpeciallehren der apoſtel. 1) Der Herr Graf theilet abermal nach ſeiner ge- wonheit. Das ganze menſchliche geſchlecht be- ſtehet aus zwei claſſen; in der einen ſind die bruͤ- der, oder das geſchwiſter, in der andern die welt, oder die ſaͤue. Doch dabei wollen wir uns nicht aufhalten, weil dieſe eintheilung bereits zu Chriſti zeiten uͤblich war; aber nur bei den Pha- riſaͤern. Dieſe machten den unterſchied zwiſchen ihren mitbruͤdern, und zwiſchen dem volk, das verflucht waͤre, Joh. 7, 47. 49. Aber der Hei- land theilet doch wieder anders, Matth. 23, 13. 15, 14. §. 85. 2) Die ſache ſelbſt, komt auf dieſen ſchlus an: wie ſich GOtt in der heiligen ſchrift offenbaret hat, alſo muß er von den menſchen erkant wer- den. Nun aber hat er ſich offenbaret, als Va- ter, Sohn, und heiliger Geiſt; deshalben muß er auch von den menſchen ſo erkant werden. Daß aber die unbekehrte ſolange mit dieſer er- kentnis warten ſollen, bis ſie bekehret worden ſind; das iſt ein ſatz, den der Graf beweiſen muß; entweder durch einen ausdruͤklichen befehl GOt- tes in der ſchrift, oder durch das exempel Chri- ſti, und der maͤnner GOttes. Wo hat aber der Graf dieſen beweis gefuͤhret? welche ſchriftſtelle hat er darzu beigebracht? ſein bloſes dichten und ſagen, ſoll einen ſchaͤndlichen wahn zu glaubens- lehren,

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Zitationshilfe: Benner, Johann Hermann: Die Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 2. Gießen, 1747, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey02_1747/149>, abgerufen am 22.11.2024.