Benner, Johann Hermann: Die Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 2. Gießen, 1747.Herrnhuterey in ihrer Schalkheit dorfische Formeln, griechische, lateinische,frantzöische, ja gar judische (*) Ausdrücke, und was eine verrükte Phantasie sonst vor Ausschwei- fungen ausheken kan, häufig in den Herrnhuti- schen Singreimen zu finden sind: obgleich die- ses so läppische und nie erhörte Flickwerk, zu- mal bey der heutigen Reinigkeit unserer Mutter- fprache einen an sich noch so geistreichen Inhalt eines Kirchenliedes, abgeschmackt und verächtlich machet. Ja wer kan es einem Leser verargen, wann er dencket, es habe der Verfasser eines teutschen Kirchengesangs, der wie ein Bettlers- mantel, nebst dem teutschen, aus judisch, frantz- männisch, lateinisch, und anderen Lappen zu- sammen geflickt ist, mit geistlichen Sachen ge- fliesentlich sein Gespötte, wenigstens eine Kurtz- weil treiben wollen? §. 5. (*)
Aus Herrnhutischem Gesang-Buch XII. 3. Die Herrnhuterey in ihrer Schalkheit dorfiſche Formeln, griechiſche, lateiniſche,frantzoͤiſche, ja gar judiſche (*) Ausdruͤcke, und was eine verruͤkte Phantaſie ſonſt vor Ausſchwei- fungen ausheken kan, haͤufig in den Herrnhuti- ſchen Singreimen zu finden ſind: obgleich die- ſes ſo laͤppiſche und nie erhoͤrte Flickwerk, zu- mal bey der heutigen Reinigkeit unſerer Mutter- fprache einen an ſich noch ſo geiſtreichen Inhalt eines Kirchenliedes, abgeſchmackt und veraͤchtlich machet. Ja wer kan es einem Leſer verargen, wann er dencket, es habe der Verfaſſer eines teutſchen Kirchengeſangs, der wie ein Bettlers- mantel, nebſt dem teutſchen, aus judiſch, frantz- maͤnniſch, lateiniſch, und anderen Lappen zu- ſammen geflickt iſt, mit geiſtlichen Sachen ge- flieſentlich ſein Geſpoͤtte, wenigſtens eine Kurtz- weil treiben wollen? §. 5. (*)
Aus Herrnhutiſchem Geſang-Buch XII. 3. Die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb n="4" facs="#f0014"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#b">Herrnhuterey in ihrer Schalkheit</hi></fw><lb/> dorfiſche Formeln, griechiſche, lateiniſche,<lb/> frantzoͤiſche, ja gar judiſche <note place="foot" n="(*)" xml:id="seg2pn_1_1" next="#seg2pn_1_2"><cit><quote>Aus Herrnhutiſchem Geſang-Buch <hi rendition="#aq">XII.</hi><lb/> Theil <hi rendition="#aq">Num. 1997. pag.</hi> 1901.<lb/><list><item>1. Am <hi rendition="#aq">Schabbas</hi> ſind wir ſtille, Und reden in<lb/> der <hi rendition="#aq">K’hille</hi> Wir thun uns was zu gut Wir<lb/><hi rendition="#aq">acheln</hi> von dem <hi rendition="#aq">Tolah</hi> Der fuͤr uns ward ein<lb/><hi rendition="#aq">Olah</hi> Und trincken auch von ſeinem Blut.</item><lb/><item>2. Er ward fuͤr uns zum Fluche Drum haben<lb/> wir <hi rendition="#aq">Menuche</hi> Wir ſind <hi rendition="#aq">gebenſchte</hi> Leut Er<lb/> macht in uns <hi rendition="#aq">Hadloke</hi> Und ſein <hi rendition="#aq">Sechus</hi> und<lb/><hi rendition="#aq">Z’doke</hi> Iſt unſer Schmuck und <hi rendition="#aq">Schabbas</hi><lb/> Kleid.</item></list></quote><bibl/></cit><lb/> <fw type="catch" place="bottom">3. Die</fw></note> Ausdruͤcke, und<lb/> was eine verruͤkte Phantaſie ſonſt vor Ausſchwei-<lb/> fungen ausheken kan, haͤufig in den Herrnhuti-<lb/> ſchen Singreimen zu finden ſind: obgleich die-<lb/> ſes ſo laͤppiſche und nie erhoͤrte Flickwerk, zu-<lb/> mal bey der heutigen Reinigkeit unſerer Mutter-<lb/> fprache einen an ſich noch ſo geiſtreichen Inhalt<lb/> eines Kirchenliedes, abgeſchmackt und veraͤchtlich<lb/> machet. Ja wer kan es einem Leſer verargen,<lb/> wann er dencket, es habe der Verfaſſer eines<lb/> teutſchen Kirchengeſangs, der wie ein Bettlers-<lb/> mantel, nebſt dem teutſchen, aus judiſch, frantz-<lb/> maͤnniſch, lateiniſch, und anderen Lappen zu-<lb/> ſammen geflickt iſt, mit geiſtlichen Sachen ge-<lb/> flieſentlich ſein Geſpoͤtte, wenigſtens eine Kurtz-<lb/> weil treiben wollen?</p> </div><lb/> <fw type="catch" place="bottom">§. 5.</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [4/0014]
Herrnhuterey in ihrer Schalkheit
dorfiſche Formeln, griechiſche, lateiniſche,
frantzoͤiſche, ja gar judiſche (*) Ausdruͤcke, und
was eine verruͤkte Phantaſie ſonſt vor Ausſchwei-
fungen ausheken kan, haͤufig in den Herrnhuti-
ſchen Singreimen zu finden ſind: obgleich die-
ſes ſo laͤppiſche und nie erhoͤrte Flickwerk, zu-
mal bey der heutigen Reinigkeit unſerer Mutter-
fprache einen an ſich noch ſo geiſtreichen Inhalt
eines Kirchenliedes, abgeſchmackt und veraͤchtlich
machet. Ja wer kan es einem Leſer verargen,
wann er dencket, es habe der Verfaſſer eines
teutſchen Kirchengeſangs, der wie ein Bettlers-
mantel, nebſt dem teutſchen, aus judiſch, frantz-
maͤnniſch, lateiniſch, und anderen Lappen zu-
ſammen geflickt iſt, mit geiſtlichen Sachen ge-
flieſentlich ſein Geſpoͤtte, wenigſtens eine Kurtz-
weil treiben wollen?
§. 5.
(*) Aus Herrnhutiſchem Geſang-Buch XII.
Theil Num. 1997. pag. 1901.
1. Am Schabbas ſind wir ſtille, Und reden in
der K’hille Wir thun uns was zu gut Wir
acheln von dem Tolah Der fuͤr uns ward ein
Olah Und trincken auch von ſeinem Blut.
2. Er ward fuͤr uns zum Fluche Drum haben
wir Menuche Wir ſind gebenſchte Leut Er
macht in uns Hadloke Und ſein Sechus und
Z’doke Iſt unſer Schmuck und Schabbas
Kleid.
3. Die
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey02_1747 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey02_1747/14 |
Zitationshilfe: | Benner, Johann Hermann: Die Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 2. Gießen, 1747, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey02_1747/14>, abgerufen am 02.03.2025. |