Benner, Johann Hermann: Die gegenwärtige Gestalt der Herrnhuterey in ihrer Schalckheit. Bd. 1. Gießen, 1746.wann sein Stifter sich selbst vor einen Mann er- (§. 18.) dere wann er leidet, als einer der in ein fremd
Amt greifet, 1 Petr. 4, 15. Und noch ein anders, wann er sich ein Leiden einbildet, wo keines vorhanden ist. Die Eigenliebe der Menschen ist gar zu sinnreich. Oft möchte sie gerne haben, daß man ihre Er- findungen vor Warheit anbete. Geschie- het dieses nicht, so schreiet sie über Unrecht, und will zu den Märtyrern gezehlet seyn. Und so mit andern Sachen. Hieraus erhellet nun der sichtbare Feh- ler, den der Herr Graf in seinem so benan- ten Creutzreich zu machen beliebet. Zwi- schen ihm und uns ist die Frage, ob sein Reich ein Reich Christi seye? Das überge- het er aber, und nimt es vor bewiesen an von seiner Seite. Sobald dieses gesche- hen ist, vermeinet er nun völligen Fug und Recht zu haben, das vor Unwarheit zu er- klären, was gegen sein wunderliches Reich etwa gesprochen werden muß. 2) Weil das Creutzreich Christi ein Reich der Warheit und der Heiligkeit ist (n. 1.) so wird jedermann den Herrn Grafen als einen Bürger desselben erkennen und vereh- ren, wann er (1) die viele Unwarheiten, und schändliche Jrlehren aufrichtig wieder- rufen, wann ſein Stifter ſich ſelbſt vor einen Mann er- (§. 18.) dere wann er leidet, als einer der in ein fremd
Amt greifet, 1 Petr. 4, 15. Und noch ein anders, wann er ſich ein Leiden einbildet, wo keines vorhanden iſt. Die Eigenliebe der Menſchen iſt gar zu ſinnreich. Oft moͤchte ſie gerne haben, daß man ihre Er- findungen vor Warheit anbete. Geſchie- het dieſes nicht, ſo ſchreiet ſie uͤber Unrecht, und will zu den Maͤrtyrern gezehlet ſeyn. Und ſo mit andern Sachen. Hieraus erhellet nun der ſichtbare Feh- ler, den der Herr Graf in ſeinem ſo benan- ten Creutzreich zu machen beliebet. Zwi- ſchen ihm und uns iſt die Frage, ob ſein Reich ein Reich Chriſti ſeye? Das uͤberge- het er aber, und nimt es vor bewieſen an von ſeiner Seite. Sobald dieſes geſche- hen iſt, vermeinet er nun voͤlligen Fug und Recht zu haben, das vor Unwarheit zu er- klaͤren, was gegen ſein wunderliches Reich etwa geſprochen werden muß. 2) Weil das Creutzreich Chriſti ein Reich der Warheit und der Heiligkeit iſt (n. 1.) ſo wird jedermann den Herrn Grafen als einen Buͤrger deſſelben erkennen und vereh- ren, wann er (1) die viele Unwarheiten, und ſchaͤndliche Jrlehren aufrichtig wieder- rufen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0031" n="31"/> wann ſein Stifter ſich ſelbſt vor einen Mann er-<lb/> klaͤret, dem kein Wort zu glauben iſt, wie bald<lb/> <fw place="bottom" type="catch">(§. 18.)</fw><lb/><note next="#seg2pn_7_4" xml:id="seg2pn_7_3" prev="#seg2pn_7_2" place="foot" n="(**)">dere wann er leidet, als einer der in ein fremd<lb/> Amt greifet, 1 Petr. 4, 15. Und noch ein<lb/> anders, wann er ſich ein Leiden einbildet,<lb/> wo keines vorhanden iſt. Die Eigenliebe<lb/> der Menſchen iſt gar zu ſinnreich. Oft<lb/> moͤchte ſie gerne haben, daß man ihre Er-<lb/> findungen vor Warheit anbete. Geſchie-<lb/> het dieſes nicht, ſo ſchreiet ſie uͤber Unrecht,<lb/> und will zu den Maͤrtyrern gezehlet ſeyn.<lb/> Und ſo mit andern Sachen.<lb/> Hieraus erhellet nun der ſichtbare Feh-<lb/> ler, den der Herr Graf in ſeinem ſo benan-<lb/> ten Creutzreich zu machen beliebet. Zwi-<lb/> ſchen ihm und uns iſt die Frage, ob ſein<lb/> Reich ein Reich Chriſti ſeye? Das uͤberge-<lb/> het er aber, und nimt es vor bewieſen an<lb/> von ſeiner Seite. Sobald dieſes geſche-<lb/> hen iſt, vermeinet er nun voͤlligen Fug und<lb/> Recht zu haben, das vor Unwarheit zu er-<lb/> klaͤren, was gegen ſein wunderliches Reich<lb/> etwa geſprochen werden muß.<lb/> 2) Weil das Creutzreich Chriſti ein Reich<lb/> der <hi rendition="#fr">Warheit</hi> und der Heiligkeit iſt (<hi rendition="#aq">n.</hi> 1.)<lb/> ſo wird jedermann den Herrn Grafen als<lb/> einen Buͤrger deſſelben erkennen und vereh-<lb/> ren, wann er (1) die viele Unwarheiten,<lb/> und ſchaͤndliche Jrlehren aufrichtig wieder-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">rufen,</fw></note><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [31/0031]
wann ſein Stifter ſich ſelbſt vor einen Mann er-
klaͤret, dem kein Wort zu glauben iſt, wie bald
(§. 18.)
(**)
(**) dere wann er leidet, als einer der in ein fremd
Amt greifet, 1 Petr. 4, 15. Und noch ein
anders, wann er ſich ein Leiden einbildet,
wo keines vorhanden iſt. Die Eigenliebe
der Menſchen iſt gar zu ſinnreich. Oft
moͤchte ſie gerne haben, daß man ihre Er-
findungen vor Warheit anbete. Geſchie-
het dieſes nicht, ſo ſchreiet ſie uͤber Unrecht,
und will zu den Maͤrtyrern gezehlet ſeyn.
Und ſo mit andern Sachen.
Hieraus erhellet nun der ſichtbare Feh-
ler, den der Herr Graf in ſeinem ſo benan-
ten Creutzreich zu machen beliebet. Zwi-
ſchen ihm und uns iſt die Frage, ob ſein
Reich ein Reich Chriſti ſeye? Das uͤberge-
het er aber, und nimt es vor bewieſen an
von ſeiner Seite. Sobald dieſes geſche-
hen iſt, vermeinet er nun voͤlligen Fug und
Recht zu haben, das vor Unwarheit zu er-
klaͤren, was gegen ſein wunderliches Reich
etwa geſprochen werden muß.
2) Weil das Creutzreich Chriſti ein Reich
der Warheit und der Heiligkeit iſt (n. 1.)
ſo wird jedermann den Herrn Grafen als
einen Buͤrger deſſelben erkennen und vereh-
ren, wann er (1) die viele Unwarheiten,
und ſchaͤndliche Jrlehren aufrichtig wieder-
rufen,
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