bei setzet: Jch frage nicht viel darnach/ ob ich darüber gelobt oder gescholten werde/ das macht eben seine Sache nicht besser. Es zeiget nur an, was man schon weiß und täglich siehet. David sagt von gewissen Leuten: Sie sind so stoltz und zornig/ daß sie nach niemand fra- gen/ in allen ihren Dingen halten sie GOtt vor nichts/ Ps. 10, 4. Daß er sich aber eines Nutzens rühmet, den er dadurch schaffe, das gebe ich zu. Aber es ist ein Nutze vor sein eige- nes Reich; und vor den, welchem daran gele- gen ist, daß GOTTes Warheit verdunkelt wird.
§. 47.
5) Weil das göttliche Gesetz und zwar das gantze Gesetz, in den Augen des Grafen, nur zur äuserlichen Zucht gehöret, und eine Regie- rungsform voraussetzet, in welcher GOtt selbst durch die Lehrer als durch Obrigkeit, herrschet und strafet; (§. 46.) so ist kein Wunder, daß er dasselbe ausschlieset von der inneren Seelen- bekehrung, und vor giftigschädlich hält. Ja, dieweil eine solche Theocratie nicht mehr in der Welt ist, und doch das Gesetz eine Regierungs- form dieser Art voraussetzen soll; so muß auch das Gesetz nunmehr unbrauchbar, und mit samt der alten Theocratie begraben seyn; oder es muß noch eine Theocratie sich irgendwo befinden, in welcher das Gesetz, das auf dieselbe lediglich soll begründet seyn, den gehörigen Gebrauch haben könne. Wenn nun der Herr Graf durch das
Gesetz
bei ſetzet: Jch frage nicht viel darnach/ ob ich daruͤber gelobt oder geſcholten werde/ das macht eben ſeine Sache nicht beſſer. Es zeiget nur an, was man ſchon weiß und taͤglich ſiehet. David ſagt von gewiſſen Leuten: Sie ſind ſo ſtoltz und zornig/ daß ſie nach niemand fra- gen/ in allen ihren Dingen halten ſie GOtt vor nichts/ Pſ. 10, 4. Daß er ſich aber eines Nutzens ruͤhmet, den er dadurch ſchaffe, das gebe ich zu. Aber es iſt ein Nutze vor ſein eige- nes Reich; und vor den, welchem daran gele- gen iſt, daß GOTTes Warheit verdunkelt wird.
§. 47.
5) Weil das goͤttliche Geſetz und zwar das gantze Geſetz, in den Augen des Grafen, nur zur aͤuſerlichen Zucht gehoͤret, und eine Regie- rungsform vorausſetzet, in welcher GOtt ſelbſt durch die Lehrer als durch Obrigkeit, herrſchet und ſtrafet; (§. 46.) ſo iſt kein Wunder, daß er daſſelbe ausſchlieſet von der inneren Seelen- bekehrung, und vor giftigſchaͤdlich haͤlt. Ja, dieweil eine ſolche Theocratie nicht mehr in der Welt iſt, und doch das Geſetz eine Regierungs- form dieſer Art vorausſetzen ſoll; ſo muß auch das Geſetz nunmehr unbrauchbar, und mit ſamt der alten Theocratie begraben ſeyn; oder es muß noch eine Theocratie ſich irgendwo befinden, in welcher das Geſetz, das auf dieſelbe lediglich ſoll begruͤndet ſeyn, den gehoͤrigen Gebrauch haben koͤnne. Wenn nun der Herr Graf durch das
Geſetz
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bei ſetzet: Jch frage nicht viel darnach/ ob
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nur an, was man ſchon weiß und taͤglich ſiehet.
David ſagt von gewiſſen Leuten: Sie ſind ſo
ſtoltz und zornig/ daß ſie nach niemand fra-
gen/ in allen ihren Dingen halten ſie GOtt
vor nichts/ Pſ. 10, 4. Daß er ſich aber eines
Nutzens ruͤhmet, den er dadurch ſchaffe, das
gebe ich zu. Aber es iſt ein Nutze vor ſein eige-
nes Reich; und vor den, welchem daran gele-
gen iſt, daß GOTTes Warheit verdunkelt
wird.
§. 47.
5) Weil das goͤttliche Geſetz und zwar das
gantze Geſetz, in den Augen des Grafen, nur
zur aͤuſerlichen Zucht gehoͤret, und eine Regie-
rungsform vorausſetzet, in welcher GOtt ſelbſt
durch die Lehrer als durch Obrigkeit, herrſchet
und ſtrafet; (§. 46.) ſo iſt kein Wunder, daß
er daſſelbe ausſchlieſet von der inneren Seelen-
bekehrung, und vor giftigſchaͤdlich haͤlt. Ja,
dieweil eine ſolche Theocratie nicht mehr in der
Welt iſt, und doch das Geſetz eine Regierungs-
form dieſer Art vorausſetzen ſoll; ſo muß auch
das Geſetz nunmehr unbrauchbar, und mit ſamt
der alten Theocratie begraben ſeyn; oder es muß
noch eine Theocratie ſich irgendwo befinden, in
welcher das Geſetz, das auf dieſelbe lediglich ſoll
begruͤndet ſeyn, den gehoͤrigen Gebrauch haben
koͤnne. Wenn nun der Herr Graf durch das
Geſetz
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Benner, Johann Hermann: Die gegenwärtige Gestalt der Herrnhuterey in ihrer Schalckheit. Bd. 1. Gießen, 1746, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey01_1746/136>, abgerufen am 16.02.2025.
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