Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751.

Bild:
<< vorherige Seite

Von dem Vater.
weil der Sohn, GOttes Sohn, und der Geist,
GOttes Geist ist, und diese drey Eins sind,
nicht ausgeschlossen werden. Wie bringt aber
diese neue Lehre den grossen Transport zu wegen,
daß die Sprüche, die von GOtt dem Vater,
in einem deutlichen Unterscheid von seinem
Sohn JEsu Christo, reden, auf den Sohn
hinüber gebracht werden? Sie deutet erstlich
den Namen GOttes, unter dem Vorwand,
daß die Drey Eines sind, collective auf die H.
Dreyeinigkeit, und hernach setzet sie den Vater
und den Geist zurücke, und eignet eben diesen
Namen GOttes dem Sohne besonder zu.

§ 48.

Ferner, wie im N. T. durch den Namen,
GOtt, derjenige, dessen Sohn der Sohn ist,
und dessen Geist der Geist ist, verstanden wird,
nemlich der Vater: also ist der Vater auch der
GOtt, von dem das A. T. redet. Denn das
A. T. und das N. T. beziehen sich gänzlich auf-
einander. Dieses vorausgesezt, wird biswei-
len durch den Namen, GOtt, der Sohn GOt-
tes verstanden, insonderheit in den Psalmen.

§ 49.

Nach des Ordinarii Lehre müsste die Sum-
ma des Glaubens im N. T. nicht diese seyn,
daß JEsus sey der Sohn GOttes, sondern
es müsste heissen, daß nun der Vater GOttes
bekant worden sey
, welche leztere Rede mit
ihrem Klang selbs von aller Schrift abgehet.


§ 50.

Von dem Vater.
weil der Sohn, GOttes Sohn, und der Geiſt,
GOttes Geiſt iſt, und dieſe drey Eins ſind,
nicht ausgeſchloſſen werden. Wie bringt aber
dieſe neue Lehre den groſſen Tranſport zu wegen,
daß die Spruͤche, die von GOtt dem Vater,
in einem deutlichen Unterſcheid von ſeinem
Sohn JEſu Chriſto, reden, auf den Sohn
hinuͤber gebracht werden? Sie deutet erſtlich
den Namen GOttes, unter dem Vorwand,
daß die Drey Eines ſind, collective auf die H.
Dreyeinigkeit, und hernach ſetzet ſie den Vater
und den Geiſt zuruͤcke, und eignet eben dieſen
Namen GOttes dem Sohne beſonder zu.

§ 48.

Ferner, wie im N. T. durch den Namen,
GOtt, derjenige, deſſen Sohn der Sohn iſt,
und deſſen Geiſt der Geiſt iſt, verſtanden wird,
nemlich der Vater: alſo iſt der Vater auch der
GOtt, von dem das A. T. redet. Denn das
A. T. und das N. T. beziehen ſich gaͤnzlich auf-
einander. Dieſes vorausgeſezt, wird biswei-
len durch den Namen, GOtt, der Sohn GOt-
tes verſtanden, inſonderheit in den Pſalmen.

§ 49.

Nach des Ordinarii Lehre muͤſſte die Sum-
ma des Glaubens im N. T. nicht dieſe ſeyn,
daß JEſus ſey der Sohn GOttes, ſondern
es muͤſſte heiſſen, daß nun der Vater GOttes
bekant worden ſey
, welche leztere Rede mit
ihrem Klang ſelbs von aller Schrift abgehet.


§ 50.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="4">
            <div n="5">
              <p><pb facs="#f0065" n="45"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Von dem Vater.</hi></fw><lb/>
weil der Sohn, GOttes Sohn, und der Gei&#x017F;t,<lb/>
GOttes Gei&#x017F;t i&#x017F;t, und die&#x017F;e drey Eins &#x017F;ind,<lb/>
nicht ausge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en werden. Wie bringt aber<lb/>
die&#x017F;e neue Lehre den gro&#x017F;&#x017F;en Tran&#x017F;port zu wegen,<lb/>
daß die Spru&#x0364;che, die von GOtt dem Vater,<lb/>
in einem deutlichen Unter&#x017F;cheid von &#x017F;einem<lb/>
Sohn JE&#x017F;u Chri&#x017F;to, reden, auf den Sohn<lb/>
hinu&#x0364;ber gebracht werden? Sie deutet er&#x017F;tlich<lb/>
den Namen <hi rendition="#fr">GOttes</hi>, unter dem Vorwand,<lb/>
daß die Drey Eines &#x017F;ind, <hi rendition="#aq">collective</hi> auf die H.<lb/>
Dreyeinigkeit, und hernach &#x017F;etzet &#x017F;ie den Vater<lb/>
und den Gei&#x017F;t zuru&#x0364;cke, und eignet eben die&#x017F;en<lb/>
Namen GOttes dem Sohne be&#x017F;onder zu.</p>
            </div><lb/>
            <div n="5">
              <head>§ 48.</head><lb/>
              <p>Ferner, wie im N. T. durch den Namen,<lb/><hi rendition="#fr">GOtt</hi>, derjenige, de&#x017F;&#x017F;en Sohn der Sohn i&#x017F;t,<lb/>
und de&#x017F;&#x017F;en Gei&#x017F;t der Gei&#x017F;t i&#x017F;t, ver&#x017F;tanden wird,<lb/>
nemlich der Vater: al&#x017F;o i&#x017F;t der Vater auch der<lb/>
GOtt, von dem das A. T. redet. Denn das<lb/>
A. T. und das N. T. beziehen &#x017F;ich ga&#x0364;nzlich auf-<lb/>
einander. Die&#x017F;es vorausge&#x017F;ezt, wird biswei-<lb/>
len durch den Namen, <hi rendition="#fr">GOtt</hi>, der Sohn GOt-<lb/>
tes ver&#x017F;tanden, in&#x017F;onderheit in den P&#x017F;almen.</p>
            </div><lb/>
            <div n="5">
              <head>§ 49.</head><lb/>
              <p>Nach des <hi rendition="#aq">Ordinarii</hi> Lehre mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;te die Sum-<lb/>
ma des Glaubens im N. T. nicht die&#x017F;e &#x017F;eyn,<lb/><hi rendition="#fr">daß JE&#x017F;us &#x017F;ey der <hi rendition="#b">Sohn</hi> GOttes</hi>, &#x017F;ondern<lb/>
es mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;te hei&#x017F;&#x017F;en, <hi rendition="#fr">daß nun der <hi rendition="#b">Vater</hi> GOttes<lb/>
bekant worden &#x017F;ey</hi>, welche leztere Rede mit<lb/>
ihrem Klang &#x017F;elbs von aller Schrift abgehet.</p>
            </div><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">§ 50.</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[45/0065] Von dem Vater. weil der Sohn, GOttes Sohn, und der Geiſt, GOttes Geiſt iſt, und dieſe drey Eins ſind, nicht ausgeſchloſſen werden. Wie bringt aber dieſe neue Lehre den groſſen Tranſport zu wegen, daß die Spruͤche, die von GOtt dem Vater, in einem deutlichen Unterſcheid von ſeinem Sohn JEſu Chriſto, reden, auf den Sohn hinuͤber gebracht werden? Sie deutet erſtlich den Namen GOttes, unter dem Vorwand, daß die Drey Eines ſind, collective auf die H. Dreyeinigkeit, und hernach ſetzet ſie den Vater und den Geiſt zuruͤcke, und eignet eben dieſen Namen GOttes dem Sohne beſonder zu. § 48. Ferner, wie im N. T. durch den Namen, GOtt, derjenige, deſſen Sohn der Sohn iſt, und deſſen Geiſt der Geiſt iſt, verſtanden wird, nemlich der Vater: alſo iſt der Vater auch der GOtt, von dem das A. T. redet. Denn das A. T. und das N. T. beziehen ſich gaͤnzlich auf- einander. Dieſes vorausgeſezt, wird biswei- len durch den Namen, GOtt, der Sohn GOt- tes verſtanden, inſonderheit in den Pſalmen. § 49. Nach des Ordinarii Lehre muͤſſte die Sum- ma des Glaubens im N. T. nicht dieſe ſeyn, daß JEſus ſey der Sohn GOttes, ſondern es muͤſſte heiſſen, daß nun der Vater GOttes bekant worden ſey, welche leztere Rede mit ihrem Klang ſelbs von aller Schrift abgehet. § 50.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bengel_abriss01_1751
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bengel_abriss01_1751/65
Zitationshilfe: Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bengel_abriss01_1751/65>, abgerufen am 20.11.2024.