dasselbe für gut und wahr anzunehmen und auszugeben, und sich nicht davon bringen läs- set, nur darum, und eben darum, weil ihm so ist, weil solches sein Plaisir ist, weil es nichts anders aufkommen lassen, sondern in seinem Beginnen ruhig und unbeschryen fortfahren will. Vergl. Jer. 44, 17. Solcher Herzens- Dünkel hat in Sachen den Gottesdienst be- treffend zu allen Zeiten unsäglich viel Unheil nach sich gezogen, und hat sich doch immer zu schmücken getrachtet.
§ 30.
Nun wird bey der neumährischen Ge- meine alles auf das Herz geführet, und zugleich das noch so billige Mistrauen gegen das Herz gedämpfet, dahingegen auch im N. T. das Herz für sich kein gutes Lob hat. Matth. 15, 19. 18, 35. Luc. 21, 34. 24, 38. Joh. 16, 6. Röm. 16, 18. Jac. 1, 26. 3, 14. 4, 8. Das natürliche Verderben des menschlichen Her- zens ist ihrem Meister nie recht offenbar wor- den: und deswegen ist ihm auch die gründli- che Herzens-Cur etwas fremdes. Jenes su- chet er nur in denen Aussenwerkern; und so gar in der Rede über die Worte, O ihr tho- ren und träges Herzens, Luc. 24, 25. gedenket er oft der Trägheit schlechthin, und kan es nicht über sein Herz bringen, daß er dem HErrn JEsu zu folge sagte, Trägheit des Herzens. Wann er von der Besserung re- det, so gehet bey ihm solches Werk nur ums
Herz
Von der H. Schrift.
daſſelbe fuͤr gut und wahr anzunehmen und auszugeben, und ſich nicht davon bringen laͤſ- ſet, nur darum, und eben darum, weil ihm ſo iſt, weil ſolches ſein Plaiſir iſt, weil es nichts anders aufkommen laſſen, ſondern in ſeinem Beginnen ruhig und unbeſchryen fortfahren will. Vergl. Jer. 44, 17. Solcher Herzens- Duͤnkel hat in Sachen den Gottesdienſt be- treffend zu allen Zeiten unſaͤglich viel Unheil nach ſich gezogen, und hat ſich doch immer zu ſchmuͤcken getrachtet.
§ 30.
Nun wird bey der neumaͤhriſchen Ge- meine alles auf das Herz gefuͤhret, und zugleich das noch ſo billige Mistrauen gegen das Herz gedaͤmpfet, dahingegen auch im N. T. das Herz fuͤr ſich kein gutes Lob hat. Matth. 15, 19. 18, 35. Luc. 21, 34. 24, 38. Joh. 16, 6. Roͤm. 16, 18. Jac. 1, 26. 3, 14. 4, 8. Das natuͤrliche Verderben des menſchlichen Her- zens iſt ihrem Meiſter nie recht offenbar wor- den: und deswegen iſt ihm auch die gruͤndli- che Herzens-Cur etwas fremdes. Jenes ſu- chet er nur in denen Auſſenwerkern; und ſo gar in der Rede uͤber die Worte, O ihr tho- ren und traͤges Herzens, Luc. 24, 25. gedenket er oft der Traͤgheit ſchlechthin, und kan es nicht uͤber ſein Herz bringen, daß er dem HErrn JEſu zu folge ſagte, Traͤgheit des Herzens. Wann er von der Beſſerung re- det, ſo gehet bey ihm ſolches Werk nur ums
Herz
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Von der H. Schrift.
daſſelbe fuͤr gut und wahr anzunehmen und
auszugeben, und ſich nicht davon bringen laͤſ-
ſet, nur darum, und eben darum, weil ihm
ſo iſt, weil ſolches ſein Plaiſir iſt, weil es nichts
anders aufkommen laſſen, ſondern in ſeinem
Beginnen ruhig und unbeſchryen fortfahren
will. Vergl. Jer. 44, 17. Solcher Herzens-
Duͤnkel hat in Sachen den Gottesdienſt be-
treffend zu allen Zeiten unſaͤglich viel Unheil
nach ſich gezogen, und hat ſich doch immer zu
ſchmuͤcken getrachtet.
§ 30.
Nun wird bey der neumaͤhriſchen Ge-
meine alles auf das Herz gefuͤhret, und zugleich
das noch ſo billige Mistrauen gegen das Herz
gedaͤmpfet, dahingegen auch im N. T. das
Herz fuͤr ſich kein gutes Lob hat. Matth. 15,
19. 18, 35. Luc. 21, 34. 24, 38. Joh. 16, 6.
Roͤm. 16, 18. Jac. 1, 26. 3, 14. 4, 8. Das
natuͤrliche Verderben des menſchlichen Her-
zens iſt ihrem Meiſter nie recht offenbar wor-
den: und deswegen iſt ihm auch die gruͤndli-
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chet er nur in denen Auſſenwerkern; und ſo
gar in der Rede uͤber die Worte, O ihr tho-
ren und traͤges Herzens, Luc. 24, 25. gedenket
er oft der Traͤgheit ſchlechthin, und kan es
nicht uͤber ſein Herz bringen, daß er dem
HErrn JEſu zu folge ſagte, Traͤgheit des
Herzens. Wann er von der Beſſerung re-
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Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bengel_abriss01_1751/49>, abgerufen am 26.02.2025.
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