Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751.

Bild:
<< vorherige Seite
Von Philadelphia u. s. w.
§ 216.

Nun, liebe Geschwister! (so fähret die
Predig fort) wir sehen aus dem ganzen
Umstande und aus dem ganzen Zusammen-
hange, daß das Sachen seyn, die, wenn
sie aufs allerschönste gehen, (wie sie denn
geschehen werden) so haben sie gar nicht
die geringste
active connexion mit unserer ge-
genwärtigen Führung, am allerwenigsten
aber mit der Bekehrung der Seelen. Hier
ist Geduld und Glaube der Heiligen.

Es kan mit allen Herrlichkeiten bey uns
nichts bewiesen werden, man kan damit
nicht, wie man zu sagen pflegt, einen Hund
aus dem Ofen hervorlokken,
(Welch eine Re-
de!) geschweige eine Seele bekehren: denn
zu dergleichen Sachen, zu dergleichen Wahr-
heiten gehört ein Glaube, der noch zweymal
so stark ist, als der Glaube ans Blut JEsu
und an die Wunden-Herrlichkeit. Und es
wäre eine grosse Thorheit, wenn wir von
dem Glauben wolten anfangen: die Leute
glaübten noch keinen Heiland, der für sie ge-
storben wäre; und wir glaübten, wir kön-
ten sie bekehren, mit der Hoffnung von seinem
Reich.
Und hernach heisset es p. 25: Der Hei-
land sagt nicht, Ihr werdet den Leuten die
heilige Dreyeinigkeit klar machen, ihr wer-
det den Leuten erklären können, wie das und
das Capitel in der Offenbarung Johannis
oder im propheten Daniel u. s. w. zu verste-
hen seyn wird.
Aus dem ganzen Umstand und

Zu-
Von Philadelphia u. ſ. w.
§ 216.

Nun, liebe Geſchwiſter! (ſo faͤhret die
Predig fort) wir ſehen aus dem ganzen
Umſtande und aus dem ganzen Zuſammen-
hange, daß das Sachen ſeyn, die, wenn
ſie aufs allerſchoͤnſte gehen, (wie ſie denn
geſchehen werden) ſo haben ſie gar nicht
die geringſte
active connexion mit unſerer ge-
genwaͤrtigen Fuͤhrung, am allerwenigſten
aber mit der Bekehrung der Seelen. Hier
iſt Geduld und Glaube der Heiligen.

Es kan mit allen Herrlichkeiten bey uns
nichts bewieſen werden, man kan damit
nicht, wie man zu ſagen pflegt, einen Hund
aus dem Ofen hervorlokken,
(Welch eine Re-
de!) geſchweige eine Seele bekehren: denn
zu dergleichen Sachen, zu dergleichen Wahr-
heiten gehoͤrt ein Glaube, der noch zweymal
ſo ſtark iſt, als der Glaube ans Blut JEſu
und an die Wunden-Herrlichkeit. Und es
waͤre eine groſſe Thorheit, wenn wir von
dem Glauben wolten anfangen: die Leute
glauͤbten noch keinen Heiland, der fuͤr ſie ge-
ſtorben waͤre; und wir glauͤbten, wir koͤn-
ten ſie bekehren, mit der Hoffnung von ſeinem
Reich.
Und hernach heiſſet es p. 25: Der Hei-
land ſagt nicht, Ihr werdet den Leuten die
heilige Dreyeinigkeit klar machen, ihr wer-
det den Leuten erklaͤren koͤnnen, wie das und
das Capitel in der Offenbarung Johannis
oder im propheten Daniel u. ſ. w. zu verſte-
hen ſeyn wird.
Aus dem ganzen Umſtand und

Zu-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0289" n="269"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Von Philadelphia u. &#x017F;. w.</hi> </fw><lb/>
              <div n="5">
                <head>§ 216.</head><lb/>
                <p><hi rendition="#fr">Nun, liebe Ge&#x017F;chwi&#x017F;ter!</hi> (&#x017F;o fa&#x0364;hret die<lb/>
Predig fort) <hi rendition="#fr">wir &#x017F;ehen aus dem ganzen<lb/>
Um&#x017F;tande und aus dem ganzen Zu&#x017F;ammen-<lb/>
hange, daß das Sachen &#x017F;eyn, die, wenn<lb/>
&#x017F;ie aufs aller&#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;te gehen, (wie &#x017F;ie denn<lb/>
ge&#x017F;chehen werden) &#x017F;o haben &#x017F;ie gar nicht<lb/>
die gering&#x017F;te</hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">active connexion</hi></hi> <hi rendition="#fr">mit un&#x017F;erer ge-<lb/>
genwa&#x0364;rtigen Fu&#x0364;hrung, am allerwenig&#x017F;ten<lb/>
aber mit der Bekehrung der Seelen. <hi rendition="#b">Hier<lb/>
i&#x017F;t Geduld und Glaube der Heiligen.</hi><lb/>
Es kan mit allen Herrlichkeiten bey uns<lb/>
nichts bewie&#x017F;en werden, man kan damit<lb/>
nicht, wie man zu &#x017F;agen pflegt, einen Hund<lb/>
aus dem Ofen hervorlokken,</hi> (Welch eine Re-<lb/>
de!) <hi rendition="#fr">ge&#x017F;chweige eine Seele bekehren: denn<lb/>
zu dergleichen Sachen, zu dergleichen Wahr-<lb/>
heiten geho&#x0364;rt ein Glaube, der noch zweymal<lb/>
&#x017F;o &#x017F;tark i&#x017F;t, als der Glaube ans Blut JE&#x017F;u<lb/>
und an die Wunden-Herrlichkeit. Und es<lb/>
wa&#x0364;re eine gro&#x017F;&#x017F;e Thorheit, wenn wir von<lb/><hi rendition="#b">dem</hi> Glauben wolten anfangen: die Leute<lb/>
glau&#x0364;bten noch keinen Heiland, der fu&#x0364;r &#x017F;ie ge-<lb/>
&#x017F;torben wa&#x0364;re; und wir glau&#x0364;bten, wir ko&#x0364;n-<lb/>
ten &#x017F;ie bekehren, mit der Hoffnung von &#x017F;einem<lb/>
Reich.</hi> Und hernach hei&#x017F;&#x017F;et es p. 25: <hi rendition="#fr">Der Hei-<lb/>
land &#x017F;agt nicht, Ihr werdet den Leuten die<lb/>
heilige Dreyeinigkeit klar machen, ihr wer-<lb/>
det den Leuten erkla&#x0364;ren ko&#x0364;nnen, wie das und<lb/>
das Capitel in der Offenbarung Johannis<lb/>
oder im propheten Daniel u. &#x017F;. w. zu ver&#x017F;te-<lb/>
hen &#x017F;eyn wird.</hi> Aus dem ganzen <hi rendition="#fr">Um&#x017F;tand und</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">Zu-</hi></fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[269/0289] Von Philadelphia u. ſ. w. § 216. Nun, liebe Geſchwiſter! (ſo faͤhret die Predig fort) wir ſehen aus dem ganzen Umſtande und aus dem ganzen Zuſammen- hange, daß das Sachen ſeyn, die, wenn ſie aufs allerſchoͤnſte gehen, (wie ſie denn geſchehen werden) ſo haben ſie gar nicht die geringſte active connexion mit unſerer ge- genwaͤrtigen Fuͤhrung, am allerwenigſten aber mit der Bekehrung der Seelen. Hier iſt Geduld und Glaube der Heiligen. Es kan mit allen Herrlichkeiten bey uns nichts bewieſen werden, man kan damit nicht, wie man zu ſagen pflegt, einen Hund aus dem Ofen hervorlokken, (Welch eine Re- de!) geſchweige eine Seele bekehren: denn zu dergleichen Sachen, zu dergleichen Wahr- heiten gehoͤrt ein Glaube, der noch zweymal ſo ſtark iſt, als der Glaube ans Blut JEſu und an die Wunden-Herrlichkeit. Und es waͤre eine groſſe Thorheit, wenn wir von dem Glauben wolten anfangen: die Leute glauͤbten noch keinen Heiland, der fuͤr ſie ge- ſtorben waͤre; und wir glauͤbten, wir koͤn- ten ſie bekehren, mit der Hoffnung von ſeinem Reich. Und hernach heiſſet es p. 25: Der Hei- land ſagt nicht, Ihr werdet den Leuten die heilige Dreyeinigkeit klar machen, ihr wer- det den Leuten erklaͤren koͤnnen, wie das und das Capitel in der Offenbarung Johannis oder im propheten Daniel u. ſ. w. zu verſte- hen ſeyn wird. Aus dem ganzen Umſtand und Zu-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bengel_abriss01_1751
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bengel_abriss01_1751/289
Zitationshilfe: Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bengel_abriss01_1751/289>, abgerufen am 20.11.2024.