Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751.Theil I. Cap. III. Satz 30. Dresden A. 1728. an den Pabst BenedictumXIII, wo nicht abgehen lassen, doch im Ernst verfasset hat, den eigentlichsten Dienst. Da- rin heisset es unter anderm, er werfe sich ihm zun Füssen, venerire seine Heiligkeit, und bearbeite sich ernstlich dahin, daß der Hauffe der wahren Christen, in der Catholischen Religion und in denen so genannten Se- cten, ihn möge kennen lernen, veneriren, lieben, u. s. w. Weder den Pabst Benedictum XIII, noch irgend einen andern, zumalen je- nes gleichen, unterstehe ich mich für seine Per- son zu richten: es würde aber dieser Brief schwerlich also an Vincentium Mariam Orsini gestellet worden seyn, wann er nicht Pabst gewe- sen wäre. Das heutige Pabsthum kan denen, die weder auf das vergangene, nach Anlei- tung der Weissagung und der Historie, noch auf das Zukünftige, nach Anleitung der Weissagung, sondern nur auf das Ge- genwärtige, nach Anleitung vieler schein- baren Umstände sehen, nicht wenig einleuchten: aber der Text Off. 13, 1. u. s. w. zielet eben auf das Pabsthum, wie es sich bey etlich Jahr- hunderten nacheinander ohne grosse Verände- rung verhalten hat, und noch eine Zeitlang unter grossen Veränderungen verhalten wird. Keine gelindere Meynung vom Pabsthum hat irgend ein ächter protestantischer Ausleger geführet. Darum kan niemand, der die aug- spurgische Confession und also die evangelische Reformation nach der Wahrheit schäzet, ge- gen
Theil I. Cap. III. Satz 30. Dresden A. 1728. an den Pabſt BenedictumXIII, wo nicht abgehen laſſen, doch im Ernſt verfaſſet hat, den eigentlichſten Dienſt. Da- rin heiſſet es unter anderm, er werfe ſich ihm zun Fuͤſſen, venerire ſeine Heiligkeit, und bearbeite ſich ernſtlich dahin, daß der Hauffe der wahren Chriſten, in der Catholiſchen Religion und in denen ſo genannten Se- cten, ihn moͤge kennen lernen, veneriren, lieben, u. ſ. w. Weder den Pabſt Benedictum XIII, noch irgend einen andern, zumalen je- nes gleichen, unterſtehe ich mich fuͤr ſeine Per- ſon zu richten: es wuͤrde aber dieſer Brief ſchwerlich alſo an Vincentium Mariam Orſini geſtellet worden ſeyn, wann er nicht Pabſt gewe- ſen waͤre. Das heutige Pabſthum kan denen, die weder auf das vergangene, nach Anlei- tung der Weiſſagung und der Hiſtorie, noch auf das Zukuͤnftige, nach Anleitung der Weiſſagung, ſondern nur auf das Ge- genwaͤrtige, nach Anleitung vieler ſchein- baren Umſtaͤnde ſehen, nicht wenig einleuchten: aber der Text Off. 13, 1. u. ſ. w. zielet eben auf das Pabſthum, wie es ſich bey etlich Jahr- hunderten nacheinander ohne groſſe Veraͤnde- rung verhalten hat, und noch eine Zeitlang unter groſſen Veraͤnderungen verhalten wird. Keine gelindere Meynung vom Pabſthum hat irgend ein aͤchter proteſtantiſcher Ausleger gefuͤhret. Darum kan niemand, der die aug- ſpurgiſche Confeſſion und alſo die evangeliſche Reformation nach der Wahrheit ſchaͤzet, ge- gen
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0256" n="236"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Theil</hi><hi rendition="#aq">I.</hi><hi rendition="#fr">Cap.</hi><hi rendition="#aq">III.</hi><hi rendition="#fr">Satz 30.</hi></fw><lb/> Dresden A. 1728. an den <hi rendition="#fr">Pabſt</hi> <hi rendition="#aq">Benedictum<lb/> XIII,</hi> wo nicht abgehen laſſen, doch im Ernſt<lb/> verfaſſet hat, den eigentlichſten Dienſt. Da-<lb/> rin heiſſet es unter anderm, <hi rendition="#fr">er werfe ſich ihm<lb/> zun Fuͤſſen, venerire ſeine Heiligkeit, und<lb/> bearbeite ſich ernſtlich dahin, daß der Hauffe<lb/> der wahren Chriſten, in der Catholiſchen<lb/> Religion und in denen ſo genannten Se-<lb/> cten, ihn moͤge kennen lernen, veneriren,<lb/> lieben,</hi> u. ſ. w. Weder den Pabſt <hi rendition="#aq">Benedictum<lb/> XIII,</hi> noch irgend einen andern, zumalen je-<lb/> nes gleichen, unterſtehe ich mich fuͤr ſeine Per-<lb/> ſon zu richten: es wuͤrde aber dieſer Brief<lb/> ſchwerlich alſo an <hi rendition="#aq">Vincentium Mariam Orſini</hi><lb/> geſtellet worden ſeyn, wann er nicht Pabſt gewe-<lb/> ſen waͤre. Das heutige Pabſthum kan denen,<lb/> die weder auf das vergangene, nach Anlei-<lb/> tung der Weiſſagung und der Hiſtorie, noch<lb/> auf das Zukuͤnftige, nach Anleitung der<lb/> Weiſſagung, ſondern nur auf das Ge-<lb/> genwaͤrtige, nach Anleitung vieler ſchein-<lb/> baren Umſtaͤnde ſehen, nicht wenig einleuchten:<lb/> aber der Text Off. 13, 1. u. ſ. w. zielet eben<lb/> auf das Pabſthum, wie es ſich bey etlich Jahr-<lb/> hunderten nacheinander ohne groſſe Veraͤnde-<lb/> rung verhalten hat, und noch eine Zeitlang<lb/> unter groſſen Veraͤnderungen verhalten wird.<lb/> Keine gelindere Meynung vom Pabſthum hat<lb/> irgend ein aͤchter proteſtantiſcher Ausleger<lb/> gefuͤhret. Darum kan niemand, der die aug-<lb/> ſpurgiſche Confeſſion und alſo die evangeliſche<lb/> Reformation nach der Wahrheit ſchaͤzet, ge-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">gen</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [236/0256]
Theil I. Cap. III. Satz 30.
Dresden A. 1728. an den Pabſt Benedictum
XIII, wo nicht abgehen laſſen, doch im Ernſt
verfaſſet hat, den eigentlichſten Dienſt. Da-
rin heiſſet es unter anderm, er werfe ſich ihm
zun Fuͤſſen, venerire ſeine Heiligkeit, und
bearbeite ſich ernſtlich dahin, daß der Hauffe
der wahren Chriſten, in der Catholiſchen
Religion und in denen ſo genannten Se-
cten, ihn moͤge kennen lernen, veneriren,
lieben, u. ſ. w. Weder den Pabſt Benedictum
XIII, noch irgend einen andern, zumalen je-
nes gleichen, unterſtehe ich mich fuͤr ſeine Per-
ſon zu richten: es wuͤrde aber dieſer Brief
ſchwerlich alſo an Vincentium Mariam Orſini
geſtellet worden ſeyn, wann er nicht Pabſt gewe-
ſen waͤre. Das heutige Pabſthum kan denen,
die weder auf das vergangene, nach Anlei-
tung der Weiſſagung und der Hiſtorie, noch
auf das Zukuͤnftige, nach Anleitung der
Weiſſagung, ſondern nur auf das Ge-
genwaͤrtige, nach Anleitung vieler ſchein-
baren Umſtaͤnde ſehen, nicht wenig einleuchten:
aber der Text Off. 13, 1. u. ſ. w. zielet eben
auf das Pabſthum, wie es ſich bey etlich Jahr-
hunderten nacheinander ohne groſſe Veraͤnde-
rung verhalten hat, und noch eine Zeitlang
unter groſſen Veraͤnderungen verhalten wird.
Keine gelindere Meynung vom Pabſthum hat
irgend ein aͤchter proteſtantiſcher Ausleger
gefuͤhret. Darum kan niemand, der die aug-
ſpurgiſche Confeſſion und alſo die evangeliſche
Reformation nach der Wahrheit ſchaͤzet, ge-
gen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |