Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751.Von Philadelphia u. s. w. bath des bevorstehenden Hall-Jahrs im 18Seculo: und in solchem Halljahr 1750 ward auch der Gemein-Stifter 50 Jahr alt. Am Vorsabbath waren die Losungen schon so herr- lich, daß nichts abging, als die Zukunft des HErrn: was ist denn am Sabbath, nemlich im Sabbath- ja im Hall-Jahr, zu erwarten gewesen? Doch ist desfalls nichts namhaftes A. 1750, so viel in Erfahrung zu bringen war, erfolget: und wie es nunmehr um solches War- ten stehe, ist nicht bekannt. Gegen das War- ten auf eine solche Zukunft Christi hat Er selbs, der HErr, die seinigen verwahret, Matth. 24, 27. und dabey ist es eine leere Einbildung, wann man vorwendet, der Satan könne die ganze Gestalt von Christo, nur von den Wunden nicht, annehmen. Das 2295 Lied berufft sich zwar auf S. Martinum, aus dessen Munde Sulpitius Severus erzehlet, er habe den Teu- fel, der ihm unter der Gestalt Christi sehr präch- tig erschienen, deswegen abgewiesen, weil Chri- stus nicht anders komme, als mit den Mahl- zeichen des Creuzes: aber daraus folget nicht, daß eine jede Erscheinung mit den Wunden unbetrüglich sey. Der Satan ist je nicht unge- schickter, als jene Prediger-Mönchen zu Bern, welche A. 1508. die bekannte Tragödie mit Jo- hann Jetzern gespielt, und ihm an seinem Leibe fünf Wunden beygebracht, die er selbs und an- dere dafür angesehen, als ob JEsus der Ge- creuzigte ihm solche mitgetheilet hätte: anderer solcher Fälle zu geschweigen. Welch eine kräf- tige P 2
Von Philadelphia u. ſ. w. bath des bevorſtehenden Hall-Jahrs im 18Seculo: und in ſolchem Halljahr 1750 ward auch der Gemein-Stifter 50 Jahr alt. Am Vorſabbath waren die Loſungen ſchon ſo herr- lich, daß nichts abging, als die Zukunft des HErrn: was iſt denn am Sabbath, nemlich im Sabbath- ja im Hall-Jahr, zu erwarten geweſen? Doch iſt desfalls nichts namhaftes A. 1750, ſo viel in Erfahrung zu bringen war, erfolget: und wie es nunmehr um ſolches War- ten ſtehe, iſt nicht bekannt. Gegen das War- ten auf eine ſolche Zukunft Chriſti hat Er ſelbs, der HErr, die ſeinigen verwahret, Matth. 24, 27. und dabey iſt es eine leere Einbildung, wañ man vorwendet, der Satan koͤnne die ganze Geſtalt von Chriſto, nur von den Wunden nicht, annehmen. Das 2295 Lied berufft ſich zwar auf S. Martinum, aus deſſen Munde Sulpitius Severus erzehlet, er habe den Teu- fel, der ihm unter der Geſtalt Chriſti ſehr praͤch- tig erſchienen, deswegen abgewieſen, weil Chri- ſtus nicht anders komme, als mit den Mahl- zeichen des Creuzes: aber daraus folget nicht, daß eine jede Erſcheinung mit den Wunden unbetruͤglich ſey. Der Satan iſt je nicht unge- ſchickter, als jene Prediger-Moͤnchen zu Bern, welche A. 1508. die bekannte Tragoͤdie mit Jo- hann Jetzern geſpielt, und ihm an ſeinem Leibe fuͤnf Wunden beygebracht, die er ſelbs und an- dere dafuͤr angeſehen, als ob JEſus der Ge- creuzigte ihm ſolche mitgetheilet haͤtte: anderer ſolcher Faͤlle zu geſchweigen. Welch eine kraͤf- tige P 2
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Von Philadelphia u. ſ. w.
bath des bevorſtehenden Hall-Jahrs im 18
Seculo: und in ſolchem Halljahr 1750 ward
auch der Gemein-Stifter 50 Jahr alt. Am
Vorſabbath waren die Loſungen ſchon ſo herr-
lich, daß nichts abging, als die Zukunft des
HErrn: was iſt denn am Sabbath, nemlich
im Sabbath- ja im Hall-Jahr, zu erwarten
geweſen? Doch iſt desfalls nichts namhaftes
A. 1750, ſo viel in Erfahrung zu bringen war,
erfolget: und wie es nunmehr um ſolches War-
ten ſtehe, iſt nicht bekannt. Gegen das War-
ten auf eine ſolche Zukunft Chriſti hat Er ſelbs,
der HErr, die ſeinigen verwahret, Matth. 24,
27. und dabey iſt es eine leere Einbildung, wañ
man vorwendet, der Satan koͤnne die ganze
Geſtalt von Chriſto, nur von den Wunden
nicht, annehmen. Das 2295 Lied berufft
ſich zwar auf S. Martinum, aus deſſen Munde
Sulpitius Severus erzehlet, er habe den Teu-
fel, der ihm unter der Geſtalt Chriſti ſehr praͤch-
tig erſchienen, deswegen abgewieſen, weil Chri-
ſtus nicht anders komme, als mit den Mahl-
zeichen des Creuzes: aber daraus folget nicht,
daß eine jede Erſcheinung mit den Wunden
unbetruͤglich ſey. Der Satan iſt je nicht unge-
ſchickter, als jene Prediger-Moͤnchen zu Bern,
welche A. 1508. die bekannte Tragoͤdie mit Jo-
hann Jetzern geſpielt, und ihm an ſeinem Leibe
fuͤnf Wunden beygebracht, die er ſelbs und an-
dere dafuͤr angeſehen, als ob JEſus der Ge-
creuzigte ihm ſolche mitgetheilet haͤtte: anderer
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