Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751.Von Philadelphia u. s. w. unrecht daran seyen, und ob er selbs die Stel-len, die er für sich deutet, recht verstehe, oder ob das Garn auch vor seinen und anderer Vö- gel Augen vergeblich ausgeworfen werde? Ist die Offenbarung und die ganze Bibel noch nur ein Lexicon, da man etwa Wörter und Phrases aufschlägt, und (man möchte jeden Orts den Verstand treffen oder nicht,) für das beblutete Herz bey einer jeden Notione simplici einen Anlaß zu guten Gedanken hat, wie man auch bey den Locis dialecticis, bey Lullii circulis, bey den Zeichen im Calender u. s. w. lebhafte Anagogias und zufällige An- dachten, den Geschmack zu vergnügen, haben kan? Ja die Offenbarung ist (gleich den apo- stolischen Briefen etc.) ein einiges ganzes in rich- tiger Ordnung verfasstes Buch: der Anblick selbs lehret es. Wer solches nicht warnimmt, der wird keinen Nutzen, sondern Schaden, und auch am Geschmack einen Abbruch ha- ben. Hie machet der Ordinarius die Ver- ständniß der Offenbarung zu schwer, und bald hernach zu leicht. § 184. In der lezten Nota sagt er: Einem Kir- § 185. O 3
Von Philadelphia u. ſ. w. unrecht daran ſeyen, und ob er ſelbs die Stel-len, die er fuͤr ſich deutet, recht verſtehe, oder ob das Garn auch vor ſeinen und anderer Voͤ- gel Augen vergeblich ausgeworfen werde? Iſt die Offenbarung und die ganze Bibel noch nur ein Lexicon, da man etwa Woͤrter und Phraſes aufſchlaͤgt, und (man moͤchte jeden Orts den Verſtand treffen oder nicht,) fuͤr das beblutete Herz bey einer jeden Notione ſimplici einen Anlaß zu guten Gedanken hat, wie man auch bey den Locis dialecticis, bey Lullii circulis, bey den Zeichen im Calender u. ſ. w. lebhafte Anagogias und zufaͤllige An- dachten, den Geſchmack zu vergnuͤgen, haben kan? Ja die Offenbarung iſt (gleich den apo- ſtoliſchen Briefen ꝛc.) ein einiges ganzes in rich- tiger Ordnung verfaſſtes Buch: der Anblick ſelbs lehret es. Wer ſolches nicht warnimmt, der wird keinen Nutzen, ſondern Schaden, und auch am Geſchmack einen Abbruch ha- ben. Hie machet der Ordinarius die Ver- ſtaͤndniß der Offenbarung zu ſchwer, und bald hernach zu leicht. § 184. In der lezten Nota ſagt er: Einem Kir- § 185. O 3
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Von Philadelphia u. ſ. w.
unrecht daran ſeyen, und ob er ſelbs die Stel-
len, die er fuͤr ſich deutet, recht verſtehe, oder
ob das Garn auch vor ſeinen und anderer Voͤ-
gel Augen vergeblich ausgeworfen werde?
Iſt die Offenbarung und die ganze Bibel noch
nur ein Lexicon, da man etwa Woͤrter und
Phraſes aufſchlaͤgt, und (man moͤchte jeden
Orts den Verſtand treffen oder nicht,) fuͤr
das beblutete Herz bey einer jeden Notione
ſimplici einen Anlaß zu guten Gedanken hat,
wie man auch bey den Locis dialecticis, bey
Lullii circulis, bey den Zeichen im Calender
u. ſ. w. lebhafte Anagogias und zufaͤllige An-
dachten, den Geſchmack zu vergnuͤgen, haben
kan? Ja die Offenbarung iſt (gleich den apo-
ſtoliſchen Briefen ꝛc.) ein einiges ganzes in rich-
tiger Ordnung verfaſſtes Buch: der Anblick
ſelbs lehret es. Wer ſolches nicht warnimmt,
der wird keinen Nutzen, ſondern Schaden,
und auch am Geſchmack einen Abbruch ha-
ben. Hie machet der Ordinarius die Ver-
ſtaͤndniß der Offenbarung zu ſchwer, und bald
hernach zu leicht.
§ 184.
In der lezten Nota ſagt er: Einem Kir-
chen-hiltorico practico iſt dieſes goͤttliche
Buch in der that ein zuverlaͤſſiger Hodegus.
Wie vielmehr aber waͤre es einem Kirchen-
Practico, wie der Ordinarius iſt, ein ſolcher
Wegweiſer?
§ 185.
O 3
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