Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751.Theil I. Cap. I. Satz 15. ret. Die Worte sind von andern angeführet.Nun kan es wol geschehen, daß einerley Sache dem einen Recht und dem andern Unrecht ist, und so fern kan im Büd. N. T. ed. 2. die An- merkung zu 1 Cor. 10, 26. stehen bleiben: aber warum etwas dem einen Recht und dem andern Unrecht sey, das kommt eben auf die Mora- lität an. Wir geben folgendes zu bedenken: 1. Ob nicht in der Natur selbs eine Ursache liege, warum wir dasjenige, was GOtt thut und gebeut, was Christus gethan und geboten hat, für gut erkennen und preisen sollen? Vergl. § 137. 2. Ob nicht das jenige, was gut ist, wann GOtt es thut oder gebeut, dem Menschen allenfalls darum böse sey, weil er ei- nen Eingriff in GOttes hohe Rechte thut? 3. Ob es kauderwelsche Expressionen und chimeren seyen, wann von Greueln, von Sünden wider die Natur u. s. w. geredet wird? Röm. 1, 26. 4. Wie man ohne die Moral beweisen könne, daß wir es Christo nachmachen sollen, und wie fern wir Ihm, da Er vor uns so viel besonders hat, es in diesem oder jenem Stück nachmachen sollen oder nicht? 5. Wie man die verbotene Gradus 3 Mos. 18. von de- nen erlaubten aus dem Anblick des Heilandes unterscheiden könne? 6. Ob nicht freche Ge- müther unter solchem Vorwand eine Moral machen werden, wie sie wollen? § 143. Etwas übertriebenes ist es, daß der Ge- da
Theil I. Cap. I. Satz 15. ret. Die Worte ſind von andern angefuͤhret.Nun kan es wol geſchehen, daß einerley Sache dem einen Recht und dem andern Unrecht iſt, und ſo fern kan im Buͤd. N. T. ed. 2. die An- merkung zu 1 Cor. 10, 26. ſtehen bleiben: aber warum etwas dem einen Recht und dem andern Unrecht ſey, das kommt eben auf die Mora- litaͤt an. Wir geben folgendes zu bedenken: 1. Ob nicht in der Natur ſelbs eine Urſache liege, warum wir dasjenige, was GOtt thut und gebeut, was Chriſtus gethan und geboten hat, fuͤr gut erkennen und preiſen ſollen? Vergl. § 137. 2. Ob nicht das jenige, was gut iſt, wann GOtt es thut oder gebeut, dem Menſchen allenfalls darum boͤſe ſey, weil er ei- nen Eingriff in GOttes hohe Rechte thut? 3. Ob es kauderwelſche Expreſſionen und chimeren ſeyen, wann von Greueln, von Suͤnden wider die Natur u. ſ. w. geredet wird? Roͤm. 1, 26. 4. Wie man ohne die Moral beweiſen koͤnne, daß wir es Chriſto nachmachen ſollen, und wie fern wir Ihm, da Er vor uns ſo viel beſonders hat, es in dieſem oder jenem Stuͤck nachmachen ſollen oder nicht? 5. Wie man die verbotene Gradus 3 Moſ. 18. von de- nen erlaubten aus dem Anblick des Heilandes unterſcheiden koͤnne? 6. Ob nicht freche Ge- muͤther unter ſolchem Vorwand eine Moral machen werden, wie ſie wollen? § 143. Etwas uͤbertriebenes iſt es, daß der Ge- da
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Theil I. Cap. I. Satz 15.
ret. Die Worte ſind von andern angefuͤhret.
Nun kan es wol geſchehen, daß einerley Sache
dem einen Recht und dem andern Unrecht iſt,
und ſo fern kan im Buͤd. N. T. ed. 2. die An-
merkung zu 1 Cor. 10, 26. ſtehen bleiben: aber
warum etwas dem einen Recht und dem andern
Unrecht ſey, das kommt eben auf die Mora-
litaͤt an. Wir geben folgendes zu bedenken:
1. Ob nicht in der Natur ſelbs eine Urſache
liege, warum wir dasjenige, was GOtt thut
und gebeut, was Chriſtus gethan und geboten
hat, fuͤr gut erkennen und preiſen ſollen?
Vergl. § 137. 2. Ob nicht das jenige, was
gut iſt, wann GOtt es thut oder gebeut, dem
Menſchen allenfalls darum boͤſe ſey, weil er ei-
nen Eingriff in GOttes hohe Rechte thut?
3. Ob es kauderwelſche Expreſſionen und
chimeren ſeyen, wann von Greueln, von
Suͤnden wider die Natur u. ſ. w. geredet wird?
Roͤm. 1, 26. 4. Wie man ohne die Moral
beweiſen koͤnne, daß wir es Chriſto nachmachen
ſollen, und wie fern wir Ihm, da Er vor uns
ſo viel beſonders hat, es in dieſem oder jenem
Stuͤck nachmachen ſollen oder nicht? 5. Wie
man die verbotene Gradus 3 Moſ. 18. von de-
nen erlaubten aus dem Anblick des Heilandes
unterſcheiden koͤnne? 6. Ob nicht freche Ge-
muͤther unter ſolchem Vorwand eine Moral
machen werden, wie ſie wollen?
§ 143.
Etwas uͤbertriebenes iſt es, daß der Ge-
meinſtifter die Furcht ganz und gar verwirft,
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