Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751.Vom Gesetz u. s. w. hält, ein Gebot, und also nach Jacobo allezehen Gebote aufhebe, ist eine unbarmherzige Beschuldigung. Die Würtembergische Kin- derlehr legt auch diesen Spruch den Kindern in den Mund: ob aber die neumährische Ge- meinen ihre Kinder die zehen Gebote, wenig- stens historice, auswendig lernen lassen, möchte einem Unbekannten deswegen zweifelhaft vor- kommen, weil die zehen Gebote nicht im Lehr- büchlein stehen. Wann der Ordinarius andere Schwierig- Denen, die das Gesetz für nüzlich erken- Wohin zielet das, daß es nach aller Ap- Ein J 3
Vom Geſetz u. ſ. w. haͤlt, ein Gebot, und alſo nach Jacobo allezehen Gebote aufhebe, iſt eine unbarmherzige Beſchuldigung. Die Wuͤrtembergiſche Kin- derlehr legt auch dieſen Spruch den Kindern in den Mund: ob aber die neumaͤhriſche Ge- meinen ihre Kinder die zehen Gebote, wenig- ſtens hiſtorice, auswendig lernen laſſen, moͤchte einem Unbekannten deswegen zweifelhaft vor- kommen, weil die zehen Gebote nicht im Lehr- buͤchlein ſtehen. Wann der Ordinarius andere Schwierig- Denen, die das Geſetz fuͤr nuͤzlich erken- Wohin zielet das, daß es nach aller Ap- Ein J 3
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Vom Geſetz u. ſ. w.
haͤlt, ein Gebot, und alſo nach Jacobo alle
zehen Gebote aufhebe, iſt eine unbarmherzige
Beſchuldigung. Die Wuͤrtembergiſche Kin-
derlehr legt auch dieſen Spruch den Kindern
in den Mund: ob aber die neumaͤhriſche Ge-
meinen ihre Kinder die zehen Gebote, wenig-
ſtens hiſtorice, auswendig lernen laſſen, moͤchte
einem Unbekannten deswegen zweifelhaft vor-
kommen, weil die zehen Gebote nicht im Lehr-
buͤchlein ſtehen.
Wann der Ordinarius andere Schwierig-
keiten weiß, die ihm groͤſſer und ſtringenter
vorkommen, als die vorangezogene, wegen
der Polygamie u. ſ. w. (wiewol er auch im
Buͤd. N. T. in Not. ad Gal. 3, 17. keine an-
dere vorbringt,) ſo hat er einen reichen Zwei-
fel-Schatz.
Denen, die das Geſetz fuͤr nuͤzlich erken-
nen, ſchreibt er eine Moſes-Dienerſchaft zu:
und eben damit buͤrdet dieſer in ſeinen Augen
alleinige Paſſions-Prediger Chriſto ſelbs und
allen ſeinen Zeugen eine Moſes-Dienerſchaft
auf.
Wohin zielet das, daß es nach aller Ap-
parenz dem alten Patriarchen, Moſi, noch
lange nicht an Juͤngern fehlen werde, die
den Artikel der heiligen Dreyeinigkeit aus
dem erſten Gebote Moſis erweiſen? Dieſe
Conſequenz ſoll denen gelten, die das erſte
Gebot, wie GOtt der HERR darin redet,
nicht auf Chriſtum allein deuten.
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