Christo bekomme: und in das künftige dem Willen GOttes zu leben tüchtig und willig gemacht werde und bleibe. Hie wird er theils durch das Gesetz, theils durch das Evange- lium angeleitet.
§ 133.
Die Gnade und Wahrheit, die durch JE- sum Christum worden ist, ward auch schon vorher im A. T. bezeuget: und der Inhalt des Gesetzes, das durch Mosen gegeben ward, vom Bösen, das man lassen, und vom Gu- ten, das man thun soll, ist auch den Men- schen, die vor Mose waren, oder hernach nichts von ihm wussten, bekannt gewesen. Zu jeder Zeit haben die Menschen sich nach alle dem, was ihnen von GOttes wegen vorgeleget wird, zu richten, wie es sich als eine einige ganze Unter- weisung zusammen reimet. Nach der natür- lichen Ordnung geht die Ueberzeugung von der Sünde vorher, und das Zeugniß von der Vergebung derselben folgt hernach. Mit sol- cher Ordnung kommt gemeiniglich auch der Vortrag überein, und dieser wird gleichwol je und je nach der unterschiedlichen Beschaffen- heit der Zuhörer weislich eingerichtet, damit nur die Sünde von der Gnade übermocht wer- de. Nachdem bey der Sünde mehr Unwissen- heit oder mehr Frevel mit unterloffen, so kan Gnade und Friede geschwinder oder langsamer sich des Herzens bemächtigen: und wann es zur Rechtfertigung durch den Glauben gedie-
hen
(Abriß der Brüderg.) J
Vom Geſetz u. ſ. w.
Chriſto bekomme: und in das kuͤnftige dem Willen GOttes zu leben tuͤchtig und willig gemacht werde und bleibe. Hie wird er theils durch das Geſetz, theils durch das Evange- lium angeleitet.
§ 133.
Die Gnade und Wahrheit, die durch JE- ſum Chriſtum worden iſt, ward auch ſchon vorher im A. T. bezeuget: und der Inhalt des Geſetzes, das durch Moſen gegeben ward, vom Boͤſen, das man laſſen, und vom Gu- ten, das man thun ſoll, iſt auch den Men- ſchen, die vor Moſe waren, oder hernach nichts von ihm wuſſten, bekannt geweſen. Zu jeder Zeit haben die Menſchen ſich nach alle dem, was ihnen von GOttes wegen vorgeleget wird, zu richten, wie es ſich als eine einige ganze Unter- weiſung zuſammen reimet. Nach der natuͤr- lichen Ordnung geht die Ueberzeugung von der Suͤnde vorher, und das Zeugniß von der Vergebung derſelben folgt hernach. Mit ſol- cher Ordnung kommt gemeiniglich auch der Vortrag uͤberein, und dieſer wird gleichwol je und je nach der unterſchiedlichen Beſchaffen- heit der Zuhoͤrer weislich eingerichtet, damit nur die Suͤnde von der Gnade uͤbermocht wer- de. Nachdem bey der Suͤnde mehr Unwiſſen- heit oder mehr Frevel mit unterloffen, ſo kan Gnade und Friede geſchwinder oder langſamer ſich des Herzens bemaͤchtigen: und wann es zur Rechtfertigung durch den Glauben gedie-
hen
(Abriß der Bruͤderg.) J
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0149"n="129"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#fr">Vom Geſetz u. ſ. w.</hi></fw><lb/>
Chriſto bekomme: und in das kuͤnftige dem<lb/>
Willen GOttes zu leben tuͤchtig und willig<lb/>
gemacht werde und bleibe. Hie wird er theils<lb/>
durch das Geſetz, theils durch das Evange-<lb/>
lium angeleitet.</p></div><lb/><divn="5"><head>§ 133.</head><lb/><p>Die Gnade und Wahrheit, die durch JE-<lb/>ſum Chriſtum worden iſt, ward auch ſchon<lb/>
vorher im A. T. bezeuget: und der Inhalt des<lb/>
Geſetzes, das durch Moſen gegeben ward,<lb/>
vom Boͤſen, das man laſſen, und vom Gu-<lb/>
ten, das man thun ſoll, iſt auch den Men-<lb/>ſchen, die vor Moſe waren, oder hernach nichts<lb/>
von ihm wuſſten, bekannt geweſen. Zu jeder<lb/>
Zeit haben die Menſchen ſich nach alle dem, was<lb/>
ihnen von GOttes wegen vorgeleget wird, zu<lb/>
richten, wie es ſich als eine einige ganze Unter-<lb/>
weiſung zuſammen reimet. Nach der natuͤr-<lb/>
lichen Ordnung geht die Ueberzeugung von der<lb/>
Suͤnde vorher, und das Zeugniß von der<lb/>
Vergebung derſelben folgt hernach. Mit ſol-<lb/>
cher Ordnung kommt gemeiniglich auch der<lb/>
Vortrag uͤberein, und dieſer wird gleichwol<lb/>
je und je nach der unterſchiedlichen Beſchaffen-<lb/>
heit der Zuhoͤrer weislich eingerichtet, damit<lb/>
nur die Suͤnde von der Gnade uͤbermocht wer-<lb/>
de. Nachdem bey der Suͤnde mehr Unwiſſen-<lb/>
heit oder mehr Frevel mit unterloffen, ſo kan<lb/>
Gnade und Friede geſchwinder oder langſamer<lb/>ſich des Herzens bemaͤchtigen: und wann es<lb/>
zur Rechtfertigung durch den Glauben gedie-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">(<hirendition="#fr">Abriß der Bruͤderg.</hi>) J</fw><fwplace="bottom"type="catch">hen</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[129/0149]
Vom Geſetz u. ſ. w.
Chriſto bekomme: und in das kuͤnftige dem
Willen GOttes zu leben tuͤchtig und willig
gemacht werde und bleibe. Hie wird er theils
durch das Geſetz, theils durch das Evange-
lium angeleitet.
§ 133.
Die Gnade und Wahrheit, die durch JE-
ſum Chriſtum worden iſt, ward auch ſchon
vorher im A. T. bezeuget: und der Inhalt des
Geſetzes, das durch Moſen gegeben ward,
vom Boͤſen, das man laſſen, und vom Gu-
ten, das man thun ſoll, iſt auch den Men-
ſchen, die vor Moſe waren, oder hernach nichts
von ihm wuſſten, bekannt geweſen. Zu jeder
Zeit haben die Menſchen ſich nach alle dem, was
ihnen von GOttes wegen vorgeleget wird, zu
richten, wie es ſich als eine einige ganze Unter-
weiſung zuſammen reimet. Nach der natuͤr-
lichen Ordnung geht die Ueberzeugung von der
Suͤnde vorher, und das Zeugniß von der
Vergebung derſelben folgt hernach. Mit ſol-
cher Ordnung kommt gemeiniglich auch der
Vortrag uͤberein, und dieſer wird gleichwol
je und je nach der unterſchiedlichen Beſchaffen-
heit der Zuhoͤrer weislich eingerichtet, damit
nur die Suͤnde von der Gnade uͤbermocht wer-
de. Nachdem bey der Suͤnde mehr Unwiſſen-
heit oder mehr Frevel mit unterloffen, ſo kan
Gnade und Friede geſchwinder oder langſamer
ſich des Herzens bemaͤchtigen: und wann es
zur Rechtfertigung durch den Glauben gedie-
hen
(Abriß der Bruͤderg.) J
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bengel_abriss01_1751/149>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.