Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751.Vom Blut und Wunden. Freudigkeit sagen könne, Hier stehe ich,ich kan nicht anders, GOtt helfe mir! Creuzreich, Beylagen, p. 231. Hält man die- se enge Vorschrift, und jene Ausschweifung in denen zunächst vorher § 109 angezogenen Worten gegeneinander, so erhellet, wie viel unlauteres der Ordinarius bey seiner alleini- gen Leidens-Lehre einmische. Sehen wir aber die angezogene Worte für sich selbs an, so ist folgendes zu erinnern. (1) Paulus bezieht sich auf den 110 und 8 Psalmen, und nicht auf das Paradis. (2) Wann Paulus die Worte von der Reichs-Uebergabe so irrig verstanden hätte, so hätte es eine wichtige Leh- re betroffen, und er wäre es selbs gewesen, der sich und andere Leute, oder, wie der Apostel Petrus sagt, die heiligen Dinge verwirret hätte. (3) Der Pfal im Fleisch ward ihm ge- geben, nicht darum, daß er vorher etwas von den Paradiß- Worten ausgesagt hätte, die er auch noch im Brief an die Corinther ver- schwieg, sondern auf daß er sich nicht über- hübe. (4) Die Zukunft Christi, den Unter- gang des Antichrists etc. haben die Apostel we- der in die Ferne, die ihnen vor Johanne in Patmo noch nicht bekannt war, noch in eine falsche Nähe, welche Paulus 2 Thess. 2. frühe genug ablehnete, gesetzt, wie gleichwol damals von vielen andern geschah. (5) Hie sieht man klar, wie vieles von dem unfehlbaren Ansehen der Apostel, und also der heiligen Schrift, bey dem Ordinario abgehe. (6) Die Ewig- keit
Vom Blut und Wunden. Freudigkeit ſagen koͤnne, Hier ſtehe ich,ich kan nicht anders, GOtt helfe mir! Creuzreich, Beylagen, p. 231. Haͤlt man die- ſe enge Vorſchrift, und jene Ausſchweifung in denen zunaͤchſt vorher § 109 angezogenen Worten gegeneinander, ſo erhellet, wie viel unlauteres der Ordinarius bey ſeiner alleini- gen Leidens-Lehre einmiſche. Sehen wir aber die angezogene Worte fuͤr ſich ſelbs an, ſo iſt folgendes zu erinnern. (1) Paulus bezieht ſich auf den 110 und 8 Pſalmen, und nicht auf das Paradis. (2) Wann Paulus die Worte von der Reichs-Uebergabe ſo irrig verſtanden haͤtte, ſo haͤtte es eine wichtige Leh- re betroffen, und er waͤre es ſelbs geweſen, der ſich und andere Leute, oder, wie der Apoſtel Petrus ſagt, die heiligen Dinge verwirret haͤtte. (3) Der Pfal im Fleiſch ward ihm ge- geben, nicht darum, daß er vorher etwas von den Paradiß- Worten ausgeſagt haͤtte, die er auch noch im Brief an die Corinther ver- ſchwieg, ſondern auf daß er ſich nicht uͤber- huͤbe. (4) Die Zukunft Chriſti, den Unter- gang des Antichriſts ꝛc. haben die Apoſtel we- der in die Ferne, die ihnen vor Johanne in Patmo noch nicht bekannt war, noch in eine falſche Naͤhe, welche Paulus 2 Theſſ. 2. fruͤhe genug ablehnete, geſetzt, wie gleichwol damals von vielen andern geſchah. (5) Hie ſieht man klar, wie vieles von dem unfehlbaren Anſehen der Apoſtel, und alſo der heiligen Schrift, bey dem Ordinario abgehe. (6) Die Ewig- keit
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Vom Blut und Wunden.
Freudigkeit ſagen koͤnne, Hier ſtehe ich,
ich kan nicht anders, GOtt helfe mir!
Creuzreich, Beylagen, p. 231. Haͤlt man die-
ſe enge Vorſchrift, und jene Ausſchweifung
in denen zunaͤchſt vorher § 109 angezogenen
Worten gegeneinander, ſo erhellet, wie viel
unlauteres der Ordinarius bey ſeiner alleini-
gen Leidens-Lehre einmiſche. Sehen wir aber
die angezogene Worte fuͤr ſich ſelbs an, ſo iſt
folgendes zu erinnern. (1) Paulus bezieht
ſich auf den 110 und 8 Pſalmen, und nicht
auf das Paradis. (2) Wann Paulus die
Worte von der Reichs-Uebergabe ſo irrig
verſtanden haͤtte, ſo haͤtte es eine wichtige Leh-
re betroffen, und er waͤre es ſelbs geweſen, der
ſich und andere Leute, oder, wie der Apoſtel
Petrus ſagt, die heiligen Dinge verwirret
haͤtte. (3) Der Pfal im Fleiſch ward ihm ge-
geben, nicht darum, daß er vorher etwas von
den Paradiß- Worten ausgeſagt haͤtte, die
er auch noch im Brief an die Corinther ver-
ſchwieg, ſondern auf daß er ſich nicht uͤber-
huͤbe. (4) Die Zukunft Chriſti, den Unter-
gang des Antichriſts ꝛc. haben die Apoſtel we-
der in die Ferne, die ihnen vor Johanne in
Patmo noch nicht bekannt war, noch in eine
falſche Naͤhe, welche Paulus 2 Theſſ. 2. fruͤhe
genug ablehnete, geſetzt, wie gleichwol damals
von vielen andern geſchah. (5) Hie ſieht man
klar, wie vieles von dem unfehlbaren Anſehen
der Apoſtel, und alſo der heiligen Schrift,
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