Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751.Vom Blut und Wunden. § 89. Sehr wohl wäre es gethan, wann man, Dienern
Vom Blut und Wunden. § 89. Sehr wohl waͤre es gethan, wann man, Dienern
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Vom Blut und Wunden.
§ 89.
Sehr wohl waͤre es gethan, wann man,
wie bey dem Volk Iſrael Moſes und die Pro-
pheten alle Sabbath vorgeleſen wurden, alſo
das alte und neue Teſtament allem Chriſten-
Volke vorlaͤſe. Man erwege 1 Theſſ. 5, 27.
1 Tim. 4, 13. Off. 1, 3. Auf ſolche Weiſe bliebe
nichts zuruͤcke. 2 Tim. 3, 16. 17. Was nicht
in oͤffentlichen Verſammlungen geſchicht, kan
in Haushaltungen oder von jedem ins beſonde-
re geſchehen. Und ſo hat man in dem Vor-
trag des Worts billig aus dem ganzen Inhalt
der heiligen Schrift jedes mal dasjenige her-
auszuleſen, und in Lauterkeit, Voͤlligkeit und
Ordnung abzufaſſen, wovon die meiſte Er-
bauung zu hoffen iſt. Nach der unausſprech-
lich-manchfaltigen Bewandtniß der Seelen kan
von denen unzahlbaren Blicken und Stralen
des Goͤttlichen Lichts, wie geſagt, bald dieſer
bald jener in einem lehrreichen und weislich ein-
gerichteten und abgewechſelten Vortrag einen
heilſamen Zug thun. Es koͤnnen auch deren
mehrere zuſammen treffen, daß der Menſch
ſelbs nicht weiß, welcher von denſelben das
meiſte bey ihm gethan habe. In der Lehr-Art
haͤlt man eine Ordnung: aber die Gnade iſt an
ſolche Ordnung nicht gebunden. Es kan ein
Schrecken vor der Erfahrung der Gnade her-
gehen: es kan auch auf die Erfahrung der Gna-
de eine zarte Scheue folgen: wiederum kan die
himmliſche Majeſtaͤt bey ihren langbewaͤhrten
Dienern
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