Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751.Theil I. Cap. I. Satz 14. bey der neumährischen Gemeine fast alles, undauf das Verständniß das wenigste gewendet: und daran ist zu erkennen, wie tief die Sache in das Herz eindringe oder nicht. § 84. Der Ordinarius arbeitet ausdrücklich dar- aber
Theil I. Cap. I. Satz 14. bey der neumaͤhriſchen Gemeine faſt alles, undauf das Verſtaͤndniß das wenigſte gewendet: und daran iſt zu erkennen, wie tief die Sache in das Herz eindringe oder nicht. § 84. Der Ordinarius arbeitet ausdruͤcklich dar- aber
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0110" n="90"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Theil</hi><hi rendition="#aq">I.</hi><hi rendition="#fr">Cap.</hi><hi rendition="#aq">I.</hi><hi rendition="#fr">Satz 14.</hi></fw><lb/> bey der neumaͤhriſchen Gemeine faſt alles, und<lb/> auf das Verſtaͤndniß das wenigſte gewendet:<lb/> und daran iſt zu erkennen, wie tief die Sache<lb/> in das Herz eindringe oder nicht.</p> </div><lb/> <div n="5"> <head>§ 84.</head><lb/> <p>Der <hi rendition="#aq">Ordinarius</hi> arbeitet ausdruͤcklich dar-<lb/> auf, daß er bey dem Leidens-Puncten die <hi rendition="#aq">Ima-<lb/> gination</hi> auftreibe und einnehme, und eine<lb/> ſinnliche Bilder-Andacht, dergleichen er ſelbs<lb/> vor Zeiten bey ſeiner Ruͤhrung zu Duͤſſel-<lb/> dorf hatte, (§ 76.) ſtets unterhalte. Daher<lb/> iſt immer die Rede von <hi rendition="#fr">Blut, Wunden, Naͤ-<lb/> gelmalen, Seitenhoͤhlgen, Leichen-Geruch</hi><lb/> u. ſ. w. und eine indiſcrete Benennung des<lb/><hi rendition="#fr">Laͤmmleins</hi> iſt haͤuffig dabey. Johannes der<lb/> Tauͤfer nannte JEſum <hi rendition="#fr">das Lamm GOttes:</hi><lb/> und Apg. 8, 32. 1 Petr. 1, 19. wird Chriſtus<lb/> mit einem gedultigen unbefleckten Lamme ver-<lb/> glichen. Nur in ſeiner Offenbarung wird Er<lb/> oft ein <hi rendition="#fr">Laͤmmlein</hi> genennet. Im Himmel<lb/> ſelbs hat Er keine Laͤmmleins-Geſtalt, ſon-<lb/> dern Er kam Johanni allein im Geſichte alſo<lb/> vor, Off. 5. u. f. und auf das Geſichte beziehet<lb/> ſich dieſe verbluͤmte Benennung. Die neumaͤh-<lb/> riſche Gemeine aber treibet es mit dieſer Be-<lb/> nennung ſo ſtrenge, daß es fuͤr einen Misbrauch<lb/> zur Weide der <hi rendition="#aq">Imagination</hi> geachtet werden<lb/> muß. Dergleichen Vorſtellungen von <hi rendition="#fr">Geiſ-<lb/> ſeln, Creutz,</hi> und ſo weiter, ſind fuͤr die na-<lb/> tuͤrlichen Sinnen und Affecten etwas bewegli-<lb/> ches, ſonderlich bey dem gemeinen Hauffen:<lb/> <fw place="bottom" type="catch">aber</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [90/0110]
Theil I. Cap. I. Satz 14.
bey der neumaͤhriſchen Gemeine faſt alles, und
auf das Verſtaͤndniß das wenigſte gewendet:
und daran iſt zu erkennen, wie tief die Sache
in das Herz eindringe oder nicht.
§ 84.
Der Ordinarius arbeitet ausdruͤcklich dar-
auf, daß er bey dem Leidens-Puncten die Ima-
gination auftreibe und einnehme, und eine
ſinnliche Bilder-Andacht, dergleichen er ſelbs
vor Zeiten bey ſeiner Ruͤhrung zu Duͤſſel-
dorf hatte, (§ 76.) ſtets unterhalte. Daher
iſt immer die Rede von Blut, Wunden, Naͤ-
gelmalen, Seitenhoͤhlgen, Leichen-Geruch
u. ſ. w. und eine indiſcrete Benennung des
Laͤmmleins iſt haͤuffig dabey. Johannes der
Tauͤfer nannte JEſum das Lamm GOttes:
und Apg. 8, 32. 1 Petr. 1, 19. wird Chriſtus
mit einem gedultigen unbefleckten Lamme ver-
glichen. Nur in ſeiner Offenbarung wird Er
oft ein Laͤmmlein genennet. Im Himmel
ſelbs hat Er keine Laͤmmleins-Geſtalt, ſon-
dern Er kam Johanni allein im Geſichte alſo
vor, Off. 5. u. f. und auf das Geſichte beziehet
ſich dieſe verbluͤmte Benennung. Die neumaͤh-
riſche Gemeine aber treibet es mit dieſer Be-
nennung ſo ſtrenge, daß es fuͤr einen Misbrauch
zur Weide der Imagination geachtet werden
muß. Dergleichen Vorſtellungen von Geiſ-
ſeln, Creutz, und ſo weiter, ſind fuͤr die na-
tuͤrlichen Sinnen und Affecten etwas bewegli-
ches, ſonderlich bey dem gemeinen Hauffen:
aber
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |