Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751.Theil I. Cap. I. Satz 14. in der dreyzehenden: Wir finden, daß in diebisherige grosse Erwekkungen die Haupt- Sache nicht einmal gemengt gewesen, das Blut JEsu hat gefehlt, weder die Bücher, noch die Versammlungs-Haüser, noch die Personen sind damit bespritzt worden, aus der Epistel an die Ebräer zu reden. Es ist das eben nirgends als ein nothwendiges Requisitum angesehen wor- den, sondern man hat würklich in diesen lezten fünfzig Jahren geglaübt: Am Glau- ben fehlts nicht, wenn wir nur darnach thäten. Im Büdingischen N. T. 1746. in den Notis über Phil. 2, 6. treibet es der Ordi- narius so weit, als ob man nach ihm mit der Lehre von Christo und seinem Leiden ein Pla- gium beginge. Man gedenke aber an die mündliche und gedruckte Erklärungen des Ca- techismi im Articul von Christo und seinem Lei- den, an die Passions-Predigen, Passions- Betrachtungen, Passions-Gebete, Passions- Lieder, evangelischer Lehrer, auch eben in die- sen lezten fünfzig Jahren. Wer kan dafür, daß diese Lehrer mit ihren Schriften dem Ordi- nario so fremde sind, und daß er, laut der Erlaüterungen des Stralsundischen Collo- quii, in seinem ganzen Leben, das auf die aca- demischen Jahre gefolget, ausser der heiligen Schrift kein einiges theologisches Buch tra- ctiret hat? Ob jener ihr Zeugniß oder sein Zeugniß von Christo und seinem Leiden von einer
Theil I. Cap. I. Satz 14. in der dreyzehenden: Wir finden, daß in diebisherige groſſe Erwekkungen die Haupt- Sache nicht einmal gemengt geweſen, das Blut JEſu hat gefehlt, weder die Buͤcher, noch die Verſammlungs-Hauͤſer, noch die Perſonen ſind damit beſpritzt worden, aus der Epiſtel an die Ebraͤer zu reden. Es iſt das eben nirgends als ein nothwendiges Requiſitum angeſehen wor- den, ſondern man hat wuͤrklich in dieſen lezten fuͤnfzig Jahren geglauͤbt: Am Glau- ben fehlts nicht, wenn wir nur darnach thaͤten. Im Buͤdingiſchen N. T. 1746. in den Notis uͤber Phil. 2, 6. treibet es der Ordi- narius ſo weit, als ob man nach ihm mit der Lehre von Chriſto und ſeinem Leiden ein Pla- gium beginge. Man gedenke aber an die muͤndliche und gedruckte Erklaͤrungen des Ca- techiſmi im Articul von Chriſto und ſeinem Lei- den, an die Paſſions-Predigen, Paſſions- Betrachtungen, Paſſions-Gebete, Paſſions- Lieder, evangeliſcher Lehrer, auch eben in die- ſen lezten fuͤnfzig Jahren. Wer kan dafuͤr, daß dieſe Lehrer mit ihren Schriften dem Ordi- nario ſo fremde ſind, und daß er, laut der Erlauͤterungen des Stralſundiſchen Collo- quii, in ſeinem ganzen Leben, das auf die aca- demiſchen Jahre gefolget, auſſer der heiligen Schrift kein einiges theologiſches Buch tra- ctiret hat? Ob jener ihr Zeugniß oder ſein Zeugniß von Chriſto und ſeinem Leiden von einer
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Theil I. Cap. I. Satz 14.
in der dreyzehenden: Wir finden, daß in die
bisherige groſſe Erwekkungen die Haupt-
Sache nicht einmal gemengt geweſen,
das Blut JEſu hat gefehlt, weder die
Buͤcher, noch die Verſammlungs-Hauͤſer,
noch die Perſonen ſind damit beſpritzt
worden, aus der Epiſtel an die Ebraͤer zu
reden. Es iſt das eben nirgends als ein
nothwendiges Requiſitum angeſehen wor-
den, ſondern man hat wuͤrklich in dieſen
lezten fuͤnfzig Jahren geglauͤbt: Am Glau-
ben fehlts nicht, wenn wir nur darnach
thaͤten. Im Buͤdingiſchen N. T. 1746. in
den Notis uͤber Phil. 2, 6. treibet es der Ordi-
narius ſo weit, als ob man nach ihm mit der
Lehre von Chriſto und ſeinem Leiden ein Pla-
gium beginge. Man gedenke aber an die
muͤndliche und gedruckte Erklaͤrungen des Ca-
techiſmi im Articul von Chriſto und ſeinem Lei-
den, an die Paſſions-Predigen, Paſſions-
Betrachtungen, Paſſions-Gebete, Paſſions-
Lieder, evangeliſcher Lehrer, auch eben in die-
ſen lezten fuͤnfzig Jahren. Wer kan dafuͤr,
daß dieſe Lehrer mit ihren Schriften dem Ordi-
nario ſo fremde ſind, und daß er, laut der
Erlauͤterungen des Stralſundiſchen Collo-
quii, in ſeinem ganzen Leben, das auf die aca-
demiſchen Jahre gefolget, auſſer der heiligen
Schrift kein einiges theologiſches Buch tra-
ctiret hat? Ob jener ihr Zeugniß oder ſein
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