Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751.Theil I. Cap. I. Satz 13. neste unter ihnen sagen, sie bekümmern sich umdergleichen Dinge nicht, sie machen sich nur die erbauliche selige Gemeinschaft zu Nutz etc. etc. In der zweyten Edition des Büd. N. T. steht in einer Nota ad Matth. 12, 36 dieses: "Ich " glaube, daß das crinomenon der Ver- " dammniß eines Theologi qua talis eigent- " lich das ist: daß sie nicht nur selbst re- " den und thun, was sie wollen, und sol- " len, wenn sie es auch gleich nicht glau- " ben; sondern so gar die Religion so ha- " ben einrichten helfen, daß hoch und nie- " drig, vel vi, vel clam, vel precario re- " den und thun muß, nicht wie ihm ist, " sondern wie es in seiner Religion lauten " muß." Gehet es nicht bey der neumähri- schen Gemeine also zu? Solche Leute hören ja alles an: sie lassen alles gut seyn: sie beten und singen alles mit, zum Exempel, die Litanie Te Matrem. Was kommt in den protestanti- schen Kirchen-Agendis diesem Zwang bey? und wann man keinen Zwang spüret, so ist die Kraft der Verführung desto grösser. Doch wird durch das Zurücklegen solcher Vorschrif- ten bey denen, die sich von der Gemeine weg- machen, der vorige Zwang sattsam bewiesen. Was für ein Crinomenon muß der Ordina- rius ihm selbsten ausmachen? Der
Theil I. Cap. I. Satz 13. neſte unter ihnen ſagen, ſie bekuͤmmern ſich umdergleichen Dinge nicht, ſie machen ſich nur die erbauliche ſelige Gemeinſchaft zu Nutz ꝛc. ꝛc. In der zweyten Edition des Buͤd. N. T. ſteht in einer Nota ad Matth. 12, 36 dieſes: ”Ich ” glaube, daß das crinomenon der Ver- ” dammniß eines Theologi qua talis eigent- ” lich das iſt: daß ſie nicht nur ſelbſt re- ” den und thun, was ſie wollen, und ſol- ” len, wenn ſie es auch gleich nicht glau- ” ben; ſondern ſo gar die Religion ſo ha- ” ben einrichten helfen, daß hoch und nie- ” drig, vel vi, vel clam, vel precario re- ” den und thun muß, nicht wie ihm iſt, ” ſondern wie es in ſeiner Religion lauten ” muß.” Gehet es nicht bey der neumaͤhri- ſchen Gemeine alſo zu? Solche Leute hoͤren ja alles an: ſie laſſen alles gut ſeyn: ſie beten und ſingen alles mit, zum Exempel, die Litanie Te Matrem. Was kommt in den proteſtanti- ſchen Kirchen-Agendis dieſem Zwang bey? und wann man keinen Zwang ſpuͤret, ſo iſt die Kraft der Verfuͤhrung deſto groͤſſer. Doch wird durch das Zuruͤcklegen ſolcher Vorſchrif- ten bey denen, die ſich von der Gemeine weg- machen, der vorige Zwang ſattſam bewieſen. Was fuͤr ein Crinomenon muß der Ordina- rius ihm ſelbſten ausmachen? Der
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0100" n="80"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Theil</hi><hi rendition="#aq">I.</hi><hi rendition="#fr">Cap.</hi><hi rendition="#aq">I.</hi><hi rendition="#fr">Satz 13.</hi></fw><lb/> neſte unter ihnen ſagen, ſie bekuͤmmern ſich um<lb/> dergleichen Dinge nicht, ſie machen ſich nur<lb/> die erbauliche ſelige Gemeinſchaft zu Nutz ꝛc. ꝛc.<lb/> In der zweyten Edition des Buͤd. N. T. ſteht<lb/> in einer <hi rendition="#aq">Nota ad Matth.</hi> 12, 36 dieſes: ”<hi rendition="#fr">Ich<lb/> ” glaube, daß das</hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">crinomenon</hi></hi> <hi rendition="#fr">der Ver-<lb/> ” dammniß eines</hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Theologi qua talis</hi></hi> <hi rendition="#fr">eigent-<lb/> ” lich das iſt: daß ſie nicht nur ſelbſt re-<lb/> ” den und thun, was ſie wollen, und ſol-<lb/> ” len, wenn ſie es auch gleich nicht glau-<lb/> ” ben; ſondern ſo gar die Religion ſo ha-<lb/> ” ben einrichten helfen, daß hoch und nie-<lb/> ” drig,</hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">vel vi, vel clam, vel precario</hi></hi> <hi rendition="#fr">re-<lb/> ” den und thun muß, nicht wie ihm iſt,<lb/> ” ſondern wie es in ſeiner Religion lauten<lb/> ” muß.</hi>” Gehet es nicht bey der neumaͤhri-<lb/> ſchen Gemeine alſo zu? Solche Leute hoͤren ja<lb/> alles an: ſie laſſen alles gut ſeyn: ſie beten und<lb/> ſingen alles mit, zum Exempel, die Litanie <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Te<lb/> Matrem.</hi></hi> Was kommt in den proteſtanti-<lb/> ſchen Kirchen-<hi rendition="#aq">Agendis</hi> dieſem Zwang bey?<lb/> und wann man keinen Zwang ſpuͤret, ſo iſt die<lb/> Kraft der Verfuͤhrung deſto groͤſſer. Doch<lb/> wird durch das Zuruͤcklegen ſolcher Vorſchrif-<lb/> ten bey denen, die ſich von der Gemeine weg-<lb/> machen, der vorige Zwang ſattſam bewieſen.<lb/> Was fuͤr ein <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Crinomenon</hi></hi> muß der <hi rendition="#aq">Ordina-<lb/> rius</hi> ihm ſelbſten ausmachen?</p> </div> </div><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#in">D</hi>er</hi> </fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [80/0100]
Theil I. Cap. I. Satz 13.
neſte unter ihnen ſagen, ſie bekuͤmmern ſich um
dergleichen Dinge nicht, ſie machen ſich nur
die erbauliche ſelige Gemeinſchaft zu Nutz ꝛc. ꝛc.
In der zweyten Edition des Buͤd. N. T. ſteht
in einer Nota ad Matth. 12, 36 dieſes: ”Ich
” glaube, daß das crinomenon der Ver-
” dammniß eines Theologi qua talis eigent-
” lich das iſt: daß ſie nicht nur ſelbſt re-
” den und thun, was ſie wollen, und ſol-
” len, wenn ſie es auch gleich nicht glau-
” ben; ſondern ſo gar die Religion ſo ha-
” ben einrichten helfen, daß hoch und nie-
” drig, vel vi, vel clam, vel precario re-
” den und thun muß, nicht wie ihm iſt,
” ſondern wie es in ſeiner Religion lauten
” muß.” Gehet es nicht bey der neumaͤhri-
ſchen Gemeine alſo zu? Solche Leute hoͤren ja
alles an: ſie laſſen alles gut ſeyn: ſie beten und
ſingen alles mit, zum Exempel, die Litanie Te
Matrem. Was kommt in den proteſtanti-
ſchen Kirchen-Agendis dieſem Zwang bey?
und wann man keinen Zwang ſpuͤret, ſo iſt die
Kraft der Verfuͤhrung deſto groͤſſer. Doch
wird durch das Zuruͤcklegen ſolcher Vorſchrif-
ten bey denen, die ſich von der Gemeine weg-
machen, der vorige Zwang ſattſam bewieſen.
Was fuͤr ein Crinomenon muß der Ordina-
rius ihm ſelbſten ausmachen?
Der
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |