Beneke, Johann Gerhard: Militiam contra Malitiam Oder Die wol-geübte Ritterschafft der Gläubigen. Minden, 1715.Sie schreyen beyderseits: wie ist dir abgekürtzet / Ach Vater! deine Zeit? was hat der Tod verübt! Nun komm' ich in ein Haus / wo alles schwartz gekleidet; Wo nasse Augen sind / wo Klagen ohne Zahl / Wo alles sich gesell't / so man auff Erden leidet / Wo lauter Finsterniß / wo keine Sonnen-Strahl. Die Wittwe / welcher Hertz beklämmet / seufftzet / zaget: Ihr Liebstes auff der Welt / ihr Trost und Augen-Lust / Ihr Mann / ihr ander Hertz ist hin! ein solches klaget Ihr Mund / ihr Hertze schlägt die Jammers-volle Brust. Die Kinder ümme sie in einem Traur-Gemache Mit winseln / ächtzen steiff die Mutter schauen an / Die Mutter wieder sie: man siehet wie erwache Der Kummer immer neu / mehr als ich schreiben kan. Sie schreyen ängstiglich: ach Vater! wolt ihr scheiden Von uns / ach! Vater / ach! wir sind noch viel zu klein / Die Mutter ist zu schwach / uns Waisen recht zu weiden; Doch ist der Schluß gemacht: wir leben schon allein. Ich selber bin bestürtzt / erkenne mein Gebrechen / Da ich erblasset sey den / der mich so geliebt Als selbst sein eigen Hertz; die Zunge kan nicht sprechen / Da meine Hertzens-Lust dem Tode sich ergiebt. Wo bleibt der Seelen-Trost / den du mir eingesprochen / Wenn ich betrübet war / wo bleibt der gülden Mund / Der so durch GOttes Krafft das Hertze machte pochen / Daß bald die Seel mit GOtt in besserm Stande stund? Mein Vater! Vater! ach! du reisest von der Erden / Wie dort Elias fuhr; betrübet bleib ich hier Ein Waise; GOttes Schluß kan nicht geändert werden / Dein JEsus holt dich ein. Ach käm' ich bald zu dir! Dieß ist der beste Trost / ihr hochbetrübten Hertzen / Der uns erquicken mag: es kömmt heran die Zeit / Da aus der bösen Welt / aus Kummer / Leyd und Schmertzen Uns JEsus führen wird zu seiner Herrlichkeit. Indessen / Minden / gib im Schreyen dich zufrieden / Was dir begegnet ist / das hat dein GOtt gethan; Ist dein Elias weg und von dir abgeschieden / Ich weiß Elisa ist schon wieder auff der Bahn. Sie schreyen beyderseits: wie ist dir abgekürtzet / Ach Vater! deine Zeit? was hat der Tod verübt! Nun komm’ ich in ein Haus / wo alles schwartz gekleidet; Wo nasse Augen sind / wo Klagen ohne Zahl / Wo alles sich gesell’t / so man auff Erden leidet / Wo lauter Finsterniß / wo keine Sonnen-Strahl. Die Wittwe / welcher Hertz beklämmet / seufftzet / zaget: Ihr Liebstes auff der Welt / ihr Trost und Augen-Lust / Ihr Mann / ihr ander Hertz ist hin! ein solches klaget Ihr Mund / ihr Hertze schlägt die Jammers-volle Brust. Die Kinder ümme sie in einem Traur-Gemache Mit winseln / ächtzen steiff die Mutter schauen an / Die Mutter wieder sie: man siehet wie erwache Der Kummer immer neu / mehr als ich schreiben kan. Sie schreyen ängstiglich: ach Vater! wolt ihr scheiden Von uns / ach! Vater / ach! wir sind noch viel zu klein / Die Mutter ist zu schwach / uns Waisen recht zu weiden; Doch ist der Schluß gemacht: wir leben schon allein. Ich selber bin bestürtzt / erkenne mein Gebrechen / Da ich erblasset sey den / der mich so geliebt Als selbst sein eigen Hertz; die Zunge kan nicht sprechen / Da meine Hertzens-Lust dem Tode sich ergiebt. Wo bleibt der Seelen-Trost / den du mir eingesprochen / Wenn ich betrübet war / wo bleibt der gülden Mund / Der so durch GOttes Krafft das Hertze machte pochen / Daß bald die Seel mit GOtt in besserm Stande stund? Mein Vater! Vater! ach! du reisest von der Erden / Wie dort Elias fuhr; betrübet bleib ich hier Ein Waise; GOttes Schluß kan nicht geändert werden / Dein JEsus holt dich ein. Ach käm’ ich bald zu dir! Dieß ist der beste Trost / ihr hochbetrübten Hertzen / Der uns erquicken mag: es kömmt heran die Zeit / Da aus der bösen Welt / aus Kummer / Leyd und Schmertzen Uns JEsus führen wird zu seiner Herrlichkeit. 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Ach Vater! deine Zeit? was hat der Tod verübt!
Nun komm’ ich in ein Haus / wo alles schwartz gekleidet;
Wo nasse Augen sind / wo Klagen ohne Zahl /
Wo alles sich gesell’t / so man auff Erden leidet /
Wo lauter Finsterniß / wo keine Sonnen-Strahl.
Die Wittwe / welcher Hertz beklämmet / seufftzet / zaget:
Ihr Liebstes auff der Welt / ihr Trost und Augen-Lust /
Ihr Mann / ihr ander Hertz ist hin! ein solches klaget
Ihr Mund / ihr Hertze schlägt die Jammers-volle Brust.
Die Kinder ümme sie in einem Traur-Gemache
Mit winseln / ächtzen steiff die Mutter schauen an /
Die Mutter wieder sie: man siehet wie erwache
Der Kummer immer neu / mehr als ich schreiben kan.
Sie schreyen ängstiglich: ach Vater! wolt ihr scheiden
Von uns / ach! Vater / ach! wir sind noch viel zu klein /
Die Mutter ist zu schwach / uns Waisen recht zu weiden;
Doch ist der Schluß gemacht: wir leben schon allein.
Ich selber bin bestürtzt / erkenne mein Gebrechen /
Da ich erblasset sey den / der mich so geliebt
Als selbst sein eigen Hertz; die Zunge kan nicht sprechen /
Da meine Hertzens-Lust dem Tode sich ergiebt.
Wo bleibt der Seelen-Trost / den du mir eingesprochen /
Wenn ich betrübet war / wo bleibt der gülden Mund /
Der so durch GOttes Krafft das Hertze machte pochen /
Daß bald die Seel mit GOtt in besserm Stande stund?
Mein Vater! Vater! ach! du reisest von der Erden /
Wie dort Elias fuhr; betrübet bleib ich hier
Ein Waise; GOttes Schluß kan nicht geändert werden /
Dein JEsus holt dich ein. Ach käm’ ich bald zu dir!
Dieß ist der beste Trost / ihr hochbetrübten Hertzen /
Der uns erquicken mag: es kömmt heran die Zeit /
Da aus der bösen Welt / aus Kummer / Leyd und Schmertzen
Uns JEsus führen wird zu seiner Herrlichkeit.
Indessen / Minden / gib im Schreyen dich zufrieden /
Was dir begegnet ist / das hat dein GOtt gethan;
Ist dein Elias weg und von dir abgeschieden /
Ich weiß Elisa ist schon wieder auff der Bahn.
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Zitationshilfe: | Beneke, Johann Gerhard: Militiam contra Malitiam Oder Die wol-geübte Ritterschafft der Gläubigen. Minden, 1715, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beneke_militiam_1715/69>, abgerufen am 22.07.2024. |