Beneke, Johann Gerhard: Militiam contra Malitiam Oder Die wol-geübte Ritterschafft der Gläubigen. Minden, 1715.Ruhe fünden / was er dann nöhtig hätte in solchen Bedrängnissen und Drangsalen seine kurtze Lebens-Zeit hinzubringen. Er wäre noch ein Mann auf sein Bestes / er solte seine Bedienung niederlegen / oder zum wenigsten auf Mutation bedacht seyn / es würden ja nicht allenthalben solche widerspenstige Pfarr-Leute sich finden. Diese und dergleichen feurige Pfeile sind es gewesen / welche der Satan auf den geplagten Jeremia wird loß gedrücket haben / entweder durch sein eigen commode und Ruh-suchendes Fleisch / oder durch seine Freunde / Anverwandten und gute Bekandten / welche öffters ohn ihr Wissen / oder aus unbedachtsamer Ubereilunge des Teuffels Handlangers seyn / gleich dem Weibe Hiobs / so zu ihrem geplagten Mann sprach Hiob 2, 9.: Hältest du noch fest an deiner Frömmigkeit? ja / segne GOtt und stirb. Also hat ohn allem Zweiffel auch Satan durch die Welt und des Jeremiae selbst-eigenen ungedultigen Fleische dem Propheten zugesetzet: Hältest du noch fest an deinen Beruff? ja / ja du thust fein / du dienest GOtt / und gehest darüber mit nähesten zu Grunde. Alle solche auf ihn von seinen geistlichen Feinden abgeschossene Pfeile kamen nicht zum Ziel / sondern wie der viel-geplagte und offt zagende / aber nicht verzagte Hiob von seiner Frömmigkeit nicht wich und von seiner Gerechtigkeit biß an sein Ende / nicht ließ Cap. 27, 5. / und zu seinem Weibe sprach: Du redest / wie die närrischen Weiber reden Cap. 2, 10.; Also begegnete dieser von seinen verkehrten Zuhörern viel-gemarterte Diener GOttes auch seinen geistlichen Feinden mit dem Schilde des Glaubens / zur abschlägigen Antwort gebend: Aber! Meine Gedancken sind nicht eure Gedancken. Solt ich darum aufhören des HErrn Werck zu thun / weil meine undanckbahre Zuhörer nicht aufhören das Werck ihres Fleisches zu verrichten. Wollen meine Eingepfarrte meinen Worten / die ich ihnen im Namen GOttes rede / nicht gehorchen / so will ich darum nicht ungehorsam werden dem Befehle des Allerhöchsten / der gesaget: ich soll predigen / sie mögen es hören oder lassen. Sprechen schon meine Pfarr-Leute: wir wollen es nicht thun / so will ich doch nicht ein gleiches von meinem Ampt und dessen Verrichtunge sagen. Wie nun das Wörtlein aber sonst ist eine Scheidungs- Ruhe fünden / was er dann nöhtig hätte in solchen Bedrängnissen und Drangsalen seine kurtze Lebens-Zeit hinzubringen. Er wäre noch ein Mann auf sein Bestes / er solte seine Bedienung niederlegen / oder zum wenigsten auf Mutation bedacht seyn / es würden ja nicht allenthalben solche widerspenstige Pfarr-Leute sich finden. Diese und dergleichen feurige Pfeile sind es gewesen / welche der Satan auf den geplagten Jeremia wird loß gedrücket haben / entweder durch sein eigen commode und Ruh-suchendes Fleisch / oder durch seine Freunde / Anverwandten und gute Bekandten / welche öffters ohn ihr Wissen / oder aus unbedachtsamer Ubereilunge des Teuffels Handlangers seyn / gleich dem Weibe Hiobs / so zu ihrem geplagten Mann sprach Hiob 2, 9.: Hältest du noch fest an deiner Frömmigkeit? ja / segne GOtt und stirb. Also hat ohn allem Zweiffel auch Satan durch die Welt und des Jeremiae selbst-eigenen ungedultigen Fleische dem Propheten zugesetzet: Hältest du noch fest an deinen Beruff? ja / ja du thust fein / du dienest GOtt / und gehest darüber mit nähesten zu Grunde. Alle solche auf ihn von seinen geistlichen Feinden abgeschossene Pfeile kamen nicht zum Ziel / sondern wie der viel-geplagte und offt zagende / aber nicht verzagte Hiob von seiner Frömmigkeit nicht wich und von seiner Gerechtigkeit biß an sein Ende / nicht ließ Cap. 27, 5. / und zu seinem Weibe sprach: Du redest / wie die närrischen Weiber reden Cap. 2, 10.; Also begegnete dieser von seinen verkehrten Zuhörern viel-gemarterte Diener GOttes auch seinen geistlichen Feinden mit dem Schilde des Glaubens / zur abschlägigen Antwort gebend: Aber! Meine Gedancken sind nicht eure Gedancken. Solt ich darum aufhören des HErrn Werck zu thun / weil meine undanckbahre Zuhörer nicht aufhören das Werck ihres Fleisches zu verrichten. Wollen meine Eingepfarrte meinen Worten / die ich ihnen im Namen GOttes rede / nicht gehorchen / so will ich darum nicht ungehorsam werden dem Befehle des Allerhöchsten / der gesaget: ich soll predigen / sie mögen es hören oder lassen. Sprechen schon meine Pfarr-Leute: wir wollen es nicht thun / so will ich doch nicht ein gleiches von meinem Ampt und dessen Verrichtunge sagen. Wie nun das Wörtlein aber sonst ist eine Scheidungs- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0015" n="13"/> Ruhe fünden / was er dann nöhtig hätte in solchen Bedrängnissen und Drangsalen seine kurtze Lebens-Zeit hinzubringen. Er wäre noch ein Mann auf sein Bestes / er solte seine Bedienung niederlegen / oder zum wenigsten auf Mutation bedacht seyn / es würden ja nicht allenthalben solche widerspenstige Pfarr-Leute sich finden.</p> <p>Diese und dergleichen feurige Pfeile sind es gewesen / welche der Satan auf den geplagten Jeremia wird loß gedrücket haben / entweder durch sein eigen commode und Ruh-suchendes Fleisch / oder durch seine Freunde / Anverwandten und gute Bekandten / welche öffters ohn ihr Wissen / oder aus unbedachtsamer Ubereilunge des Teuffels Handlangers seyn / gleich dem Weibe Hiobs / so zu ihrem geplagten Mann sprach <note place="left">Hiob 2, 9.</note>: Hältest du noch fest an deiner Frömmigkeit? ja / segne GOtt und stirb. Also hat ohn allem Zweiffel auch Satan durch die Welt und des Jeremiae selbst-eigenen ungedultigen Fleische dem Propheten zugesetzet: Hältest du noch fest an deinen Beruff? ja / ja du thust fein / du dienest GOtt / und gehest darüber mit nähesten zu Grunde.</p> <p>Alle solche auf ihn von seinen geistlichen Feinden abgeschossene Pfeile kamen nicht zum Ziel / sondern wie der viel-geplagte und offt zagende / aber nicht verzagte Hiob von seiner Frömmigkeit nicht wich und von seiner Gerechtigkeit biß an sein Ende / nicht ließ <note place="left">Cap. 27, 5.</note> / und zu seinem Weibe sprach: Du redest / wie die närrischen Weiber reden <note place="left">Cap. 2, 10.</note>; Also begegnete dieser von seinen verkehrten Zuhörern viel-gemarterte Diener GOttes auch seinen geistlichen Feinden mit dem Schilde des Glaubens / zur abschlägigen Antwort gebend: Aber! Meine Gedancken sind nicht eure Gedancken. Solt ich darum aufhören des HErrn Werck zu thun / weil meine undanckbahre Zuhörer nicht aufhören das Werck ihres Fleisches zu verrichten. Wollen meine Eingepfarrte meinen Worten / die ich ihnen im Namen GOttes rede / nicht gehorchen / so will ich darum nicht ungehorsam werden dem Befehle des Allerhöchsten / der gesaget: ich soll predigen / sie mögen es hören oder lassen. Sprechen schon meine Pfarr-Leute: wir wollen es nicht thun / so will ich doch nicht ein gleiches von meinem Ampt und dessen Verrichtunge sagen.</p> <p>Wie nun das Wörtlein aber sonst ist eine Scheidungs- </p> </div> </body> </text> </TEI> [13/0015]
Ruhe fünden / was er dann nöhtig hätte in solchen Bedrängnissen und Drangsalen seine kurtze Lebens-Zeit hinzubringen. Er wäre noch ein Mann auf sein Bestes / er solte seine Bedienung niederlegen / oder zum wenigsten auf Mutation bedacht seyn / es würden ja nicht allenthalben solche widerspenstige Pfarr-Leute sich finden.
Diese und dergleichen feurige Pfeile sind es gewesen / welche der Satan auf den geplagten Jeremia wird loß gedrücket haben / entweder durch sein eigen commode und Ruh-suchendes Fleisch / oder durch seine Freunde / Anverwandten und gute Bekandten / welche öffters ohn ihr Wissen / oder aus unbedachtsamer Ubereilunge des Teuffels Handlangers seyn / gleich dem Weibe Hiobs / so zu ihrem geplagten Mann sprach : Hältest du noch fest an deiner Frömmigkeit? ja / segne GOtt und stirb. Also hat ohn allem Zweiffel auch Satan durch die Welt und des Jeremiae selbst-eigenen ungedultigen Fleische dem Propheten zugesetzet: Hältest du noch fest an deinen Beruff? ja / ja du thust fein / du dienest GOtt / und gehest darüber mit nähesten zu Grunde.
Hiob 2, 9. Alle solche auf ihn von seinen geistlichen Feinden abgeschossene Pfeile kamen nicht zum Ziel / sondern wie der viel-geplagte und offt zagende / aber nicht verzagte Hiob von seiner Frömmigkeit nicht wich und von seiner Gerechtigkeit biß an sein Ende / nicht ließ / und zu seinem Weibe sprach: Du redest / wie die närrischen Weiber reden ; Also begegnete dieser von seinen verkehrten Zuhörern viel-gemarterte Diener GOttes auch seinen geistlichen Feinden mit dem Schilde des Glaubens / zur abschlägigen Antwort gebend: Aber! Meine Gedancken sind nicht eure Gedancken. Solt ich darum aufhören des HErrn Werck zu thun / weil meine undanckbahre Zuhörer nicht aufhören das Werck ihres Fleisches zu verrichten. Wollen meine Eingepfarrte meinen Worten / die ich ihnen im Namen GOttes rede / nicht gehorchen / so will ich darum nicht ungehorsam werden dem Befehle des Allerhöchsten / der gesaget: ich soll predigen / sie mögen es hören oder lassen. Sprechen schon meine Pfarr-Leute: wir wollen es nicht thun / so will ich doch nicht ein gleiches von meinem Ampt und dessen Verrichtunge sagen.
Cap. 27, 5.
Cap. 2, 10. Wie nun das Wörtlein aber sonst ist eine Scheidungs-
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Zitationshilfe: | Beneke, Johann Gerhard: Militiam contra Malitiam Oder Die wol-geübte Ritterschafft der Gläubigen. Minden, 1715, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beneke_militiam_1715/15>, abgerufen am 16.07.2024. |