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Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703.

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Das I Capitel
ist/ auch soll es/ wie etliche berichten// zu Zeiten sich begeben/ daß es
daselbst recht schneye/ indem die in der Höle vorhandenen feüchten
Dünste/ ihrer Meinung nach/ durch die Kälte in Schnee verwan-
delt würden/ hingegen ie härter und schärffer es im Winter gefreüret/
ie heisser es in der Höle ist/ daß auch davon aus derselben ein starcker
Broden oder Dampff/ wie zu Winters-Zeit aus einer starck gehitz-
ten Bad-Stube/ gehet/ über welches Natur-Wunder ein Curiosus
sich billich höchlich verwundern muß/ sonderlich da die Höle wie ein
halb abgebrochener oder offen stehender Keller aussiehet/ auch recht
gegen Süden oder Mittag offen stehet/ und doch dessen ohngeachtet
weder won denen heissen Sonnen-Strahlen im Sommer erwär-
met/ noch im Winter von denen kalten Winden und Lüfften erkältet
wird.

VI.
Von der Questenbergischen Höle/ das
Häckers-Loch genannt.

WEilen ich unter dem vorigen Titel eines berühmten/ durch
Menschen-Hand verfertigten/ Berg-Kellers gedacht habe/
so will auch alhier dem curieusen Leser von einem/ allein durch die
Natur gemachten/ Berg-Keller Bericht ertheilen: Es ist aber der-
selbe eine Höle/ so ebenfalls im gedachten Wasser-Berg bey dem
Ober-Theil des gemeldeten Dorffes Questenberg/ hinter einem
Hause eines Einwohners/ lieget; wenn man nun zu dem Eingange
dieser Höle kömmet/ muß man auf einer Leiter hinab steigen zu einem
ziemlichen hohen und weiten Gewölbe/ so von demjenigen/ der nechst
daran wohnet/ an Statt eines Kellers gebrauchet wird. Von hier
steiget man weiter/ durch Hülffe einer Leiter/ hinunter in eine dun-
ckele/ grosse und weit unter dem Felsen hingehende Höle/ worinnen
ein sehr hartes/ stilles und so tieffes Wasser sich befindet/ daß man
sich darüber verwundern muß/ und manchem davon ein Grausen
entstehet: Dieses Wasser dienet nun dem gemeldeten Jnhaber der
Höle an Statt eines Brunnen/ daß also mancher geitzige und unge-

wissen-

Das I Capitel
iſt/ auch ſoll es/ wie etliche berichten// zu Zeiten ſich begeben/ daß es
daſelbſt recht ſchneye/ indem die in der Hoͤle vorhandenen feuͤchten
Duͤnſte/ ihrer Meinung nach/ durch die Kaͤlte in Schnee verwan-
delt wuͤrden/ hingegen ie haͤrter und ſchaͤrffer es im Winter gefreuͤret/
ie heiſſer es in der Hoͤle iſt/ daß auch davon aus derſelben ein ſtarcker
Broden oder Dampff/ wie zu Winters-Zeit aus einer ſtarck gehitz-
ten Bad-Stube/ gehet/ uͤber welches Natur-Wunder ein Curioſus
ſich billich hoͤchlich verwundern muß/ ſonderlich da die Hoͤle wie ein
halb abgebrochener oder offen ſtehender Keller ausſiehet/ auch recht
gegen Suͤden oder Mittag offen ſtehet/ und doch deſſen ohngeachtet
weder won denen heiſſen Sonnen-Strahlen im Sommer erwaͤr-
met/ noch im Winter von denen kalten Winden und Luͤfften erkaͤltet
wird.

VI.
Von der Queſtenbergiſchen Hoͤle/ das
Haͤckers-Loch genannt.

WEilen ich unter dem vorigen Titel eines beruͤhmten/ durch
Menſchen-Hand verfertigten/ Berg-Kellers gedacht habe/
ſo will auch alhier dem curieuſen Leſer von einem/ allein durch die
Natur gemachten/ Berg-Keller Bericht ertheilen: Es iſt aber der-
ſelbe eine Hoͤle/ ſo ebenfalls im gedachten Waſſer-Berg bey dem
Ober-Theil des gemeldeten Dorffes Queſtenberg/ hinter einem
Hauſe eines Einwohners/ lieget; wenn man nun zu dem Eingange
dieſer Hoͤle koͤmmet/ muß man auf einer Leiter hinab ſteigen zu einem
ziemlichen hohen und weiten Gewoͤlbe/ ſo von demjenigen/ der nechſt
daran wohnet/ an Statt eines Kellers gebrauchet wird. Von hier
ſteiget man weiter/ durch Huͤlffe einer Leiter/ hinunter in eine dun-
ckele/ groſſe und weit unter dem Felſen hingehende Hoͤle/ worinnen
ein ſehr hartes/ ſtilles und ſo tieffes Waſſer ſich befindet/ daß man
ſich daruͤber verwundern muß/ und manchem davon ein Grauſen
entſtehet: Dieſes Waſſer dienet nun dem gemeldeten Jnhaber der
Hoͤle an Statt eines Brunnen/ daß alſo mancher geitzige und unge-

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[70/0082] Das I Capitel iſt/ auch ſoll es/ wie etliche berichten// zu Zeiten ſich begeben/ daß es daſelbſt recht ſchneye/ indem die in der Hoͤle vorhandenen feuͤchten Duͤnſte/ ihrer Meinung nach/ durch die Kaͤlte in Schnee verwan- delt wuͤrden/ hingegen ie haͤrter und ſchaͤrffer es im Winter gefreuͤret/ ie heiſſer es in der Hoͤle iſt/ daß auch davon aus derſelben ein ſtarcker Broden oder Dampff/ wie zu Winters-Zeit aus einer ſtarck gehitz- ten Bad-Stube/ gehet/ uͤber welches Natur-Wunder ein Curioſus ſich billich hoͤchlich verwundern muß/ ſonderlich da die Hoͤle wie ein halb abgebrochener oder offen ſtehender Keller ausſiehet/ auch recht gegen Suͤden oder Mittag offen ſtehet/ und doch deſſen ohngeachtet weder won denen heiſſen Sonnen-Strahlen im Sommer erwaͤr- met/ noch im Winter von denen kalten Winden und Luͤfften erkaͤltet wird. VI. Von der Queſtenbergiſchen Hoͤle/ das Haͤckers-Loch genannt. WEilen ich unter dem vorigen Titel eines beruͤhmten/ durch Menſchen-Hand verfertigten/ Berg-Kellers gedacht habe/ ſo will auch alhier dem curieuſen Leſer von einem/ allein durch die Natur gemachten/ Berg-Keller Bericht ertheilen: Es iſt aber der- ſelbe eine Hoͤle/ ſo ebenfalls im gedachten Waſſer-Berg bey dem Ober-Theil des gemeldeten Dorffes Queſtenberg/ hinter einem Hauſe eines Einwohners/ lieget; wenn man nun zu dem Eingange dieſer Hoͤle koͤmmet/ muß man auf einer Leiter hinab ſteigen zu einem ziemlichen hohen und weiten Gewoͤlbe/ ſo von demjenigen/ der nechſt daran wohnet/ an Statt eines Kellers gebrauchet wird. Von hier ſteiget man weiter/ durch Huͤlffe einer Leiter/ hinunter in eine dun- ckele/ groſſe und weit unter dem Felſen hingehende Hoͤle/ worinnen ein ſehr hartes/ ſtilles und ſo tieffes Waſſer ſich befindet/ daß man ſich daruͤber verwundern muß/ und manchem davon ein Grauſen entſtehet: Dieſes Waſſer dienet nun dem gemeldeten Jnhaber der Hoͤle an Statt eines Brunnen/ daß alſo mancher geitzige und unge- wiſſen-

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Zitationshilfe: Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/behrens_hercynia_1703/82>, abgerufen am 29.11.2024.