Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703.von den curieusen Hölen an und auf dem Hartz. grausame Höle an/ in welcher man hinunter steiget/ und bald daraufzur rechten Hand derselben bey ein klares Wasser kömmet/ welches/ derer Führer Aussage nach/ weder zu noch abnehmen/ sondern bey einer Tieffe beständig verbleiben soll. Dieses Wasser machet/ der Länge der Höle nach/ gleichsam einen See/ und fallen von der Decke der Höle continuirlich Wasser-Tropfen mit einem Geräu- sche in dasselbe. Neben diesem unterirdischen See gehet man vor- wärts über die von oben herab gefallene Steine fort/ und wird also von dem Führer auf einen Platz gebracht/ welcher des Orts Gelegen- heit nach ziemlicher massen gleich und eben ist/ alwo auch die Höle eine ziemliche Höhe hat/ und die Decke derselben bey einer Flamme einer Fackel anzusehen ist/ als wenn dieselbe mit einer dunckel-rothen Farbe wäre angestrichen worden. Ferner steiget man von diesem Platz durch ebene und unebene Oerter über sich nach dem Ort/ wo vormahls der Ausgang der Höle in den Ober-Theil des Berges/ darinnen dieselbe lieget/ gewesen/ nunmehro aber mit Steinen gantz und gar zugefallen ist; derowegen auch der Rück-Weg wieder durch eben die Oerter/ wodurch man biß dahin kommen/ mus genommen werden; wenn nun solches verrichtet/ so zeiget der Führet denen Cu- riosis die bey dem Eingange zur Rechten gegen Mitternacht gelegene Höle/ so aber gegen die vorige klein/ und aufdem Boden voller Was- ser ist. Diese Heimkäle wird öffters von curieusen Personen be- suchet/ und ist ebenfalls der Tropff-Stein darinnen/ wie in vor- gedachten Hölen zu finden/ ja ich vermeine auch/ daß man da- selbst das gegrabene Einhorn vielleicht antreffen würde/ wenn man fleißig nachsuchen/ und darnach graben liesse/ besorge aber gleich darbey/ daß nunmehro/ da solches keine Rarität mehr/ und anderswo häuffig um einen wohlfeilen Preis zu haben ist/ niemand dergleichen Mühe auf sich nehmen wird. V. Von J 2
von den curieuſen Hoͤlen an und auf dem Hartz. grauſame Hoͤle an/ in welcher man hinunter ſteiget/ und bald daraufzur rechten Hand derſelben bey ein klares Waſſer koͤmmet/ welches/ derer Fuͤhrer Ausſage nach/ weder zu noch abnehmen/ ſondern bey einer Tieffe beſtaͤndig verbleiben ſoll. Dieſes Waſſer machet/ der Laͤnge der Hoͤle nach/ gleichſam einen See/ und fallen von der Decke der Hoͤle continuirlich Waſſer-Tropfen mit einem Geraͤu- ſche in daſſelbe. Neben dieſem unterirdiſchen See gehet man vor- waͤrts uͤber die von oben herab gefallene Steine fort/ und wird alſo von dem Fuͤhrer auf einen Platz gebracht/ welcher des Orts Gelegen- heit nach ziemlicher maſſen gleich und eben iſt/ alwo auch die Hoͤle eine ziemliche Hoͤhe hat/ und die Decke derſelben bey einer Flamme einer Fackel anzuſehen iſt/ als wenn dieſelbe mit einer dunckel-rothen Farbe waͤre angeſtrichen worden. Ferner ſteiget man von dieſem Platz durch ebene und unebene Oerter uͤber ſich nach dem Ort/ wo vormahls der Ausgang der Hoͤle in den Ober-Theil des Berges/ darinnen dieſelbe lieget/ geweſen/ nunmehro aber mit Steinen gantz und gar zugefallen iſt; derowegen auch der Ruͤck-Weg wieder durch eben die Oerter/ wodurch man biß dahin kommen/ mus genommen werden; wenn nun ſolches verrichtet/ ſo zeiget der Fuͤhret denen Cu- rioſis die bey dem Eingange zur Rechten gegen Mitternacht gelegene Hoͤle/ ſo aber gegen die vorige klein/ und aufdem Boden voller Waſ- ſer iſt. Dieſe Heimkaͤle wird oͤffters von curieuſen Perſonen be- ſuchet/ und iſt ebenfalls der Tropff-Stein darinnen/ wie in vor- gedachten Hoͤlen zu finden/ ja ich vermeine auch/ daß man da- ſelbſt das gegrabene Einhorn vielleicht antreffen wuͤrde/ wenn man fleißig nachſuchen/ und darnach graben lieſſe/ beſorge aber gleich darbey/ daß nunmehro/ da ſolches keine Raritaͤt mehr/ und anderswo haͤuffig um einen wohlfeilen Preis zu haben iſt/ niemand dergleichen Muͤhe auf ſich nehmen wird. V. Von J 2
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von den curieuſen Hoͤlen an und auf dem Hartz.
grauſame Hoͤle an/ in welcher man hinunter ſteiget/ und bald darauf
zur rechten Hand derſelben bey ein klares Waſſer koͤmmet/ welches/
derer Fuͤhrer Ausſage nach/ weder zu noch abnehmen/ ſondern bey
einer Tieffe beſtaͤndig verbleiben ſoll. Dieſes Waſſer machet/ der
Laͤnge der Hoͤle nach/ gleichſam einen See/ und fallen von der
Decke der Hoͤle continuirlich Waſſer-Tropfen mit einem Geraͤu-
ſche in daſſelbe. Neben dieſem unterirdiſchen See gehet man vor-
waͤrts uͤber die von oben herab gefallene Steine fort/ und wird alſo
von dem Fuͤhrer auf einen Platz gebracht/ welcher des Orts Gelegen-
heit nach ziemlicher maſſen gleich und eben iſt/ alwo auch die Hoͤle
eine ziemliche Hoͤhe hat/ und die Decke derſelben bey einer Flamme
einer Fackel anzuſehen iſt/ als wenn dieſelbe mit einer dunckel-rothen
Farbe waͤre angeſtrichen worden. Ferner ſteiget man von dieſem
Platz durch ebene und unebene Oerter uͤber ſich nach dem Ort/ wo
vormahls der Ausgang der Hoͤle in den Ober-Theil des Berges/
darinnen dieſelbe lieget/ geweſen/ nunmehro aber mit Steinen gantz
und gar zugefallen iſt; derowegen auch der Ruͤck-Weg wieder durch
eben die Oerter/ wodurch man biß dahin kommen/ mus genommen
werden; wenn nun ſolches verrichtet/ ſo zeiget der Fuͤhret denen Cu-
rioſis die bey dem Eingange zur Rechten gegen Mitternacht gelegene
Hoͤle/ ſo aber gegen die vorige klein/ und aufdem Boden voller Waſ-
ſer iſt. Dieſe Heimkaͤle wird oͤffters von curieuſen Perſonen be-
ſuchet/ und iſt ebenfalls der Tropff-Stein darinnen/ wie in vor-
gedachten Hoͤlen zu finden/ ja ich vermeine auch/ daß man da-
ſelbſt das gegrabene Einhorn vielleicht antreffen wuͤrde/ wenn
man fleißig nachſuchen/ und darnach graben lieſſe/ beſorge aber
gleich darbey/ daß nunmehro/ da ſolches keine Raritaͤt mehr/ und
anderswo haͤuffig um einen wohlfeilen Preis zu haben iſt/ niemand
dergleichen Muͤhe auf ſich nehmen wird.
V. Von
J 2
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