Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703.Das I Capitel andere wie ein starcker Finger und mehr dicke/ auch von Farbe grau-oder schwärtzlicht/ und ist curieus zu sehen/ daß diese durch und durch hart und nicht ausgehölet sind/ die meisten aber unter denen weissen sich wie ein tubulus oder Röhrlein hohl befinden/ deren Höle auch nach und nach von dem steinichten Tropf-Wasser angefüllet wird/ worüber sich etliche Curiosi, denen ich solches gezeiget/ ziemlich ver- wundert haben; die Ursach aber der Farbe dieser grau- und schwärtz- lichen Tropf-Steins-Zapfen ist eine unreine irdische Materie/ wel- che sich an etlichen Orten in der Erde mit dem Tropf-Wasser genau vereiniget/ und dasselbe trübe machet; ist nun solches nicht gar zu sehr unrein/ so verursachet es nur dem Tropf-Stein eine graue Far- be/ da hingegen/ wenn viel von solcher Unreinigkeit darinnen ver- handen ist/ derselbe auch eine schwärtzlichte Farbe davon bekömmet/ und dieses mehr oder weniger/ nachdem das Tropf-Wasser viel oder wenig Unflaht bey sich gehabt; Ebenfalls rühret es auch von der gedachten unreinen Materie her/ daß diese Tropf-Steins-Zapfen nicht hohl/ sondern gantz und gar steinern sind/ weilen dieselbe nicht allein das Tropf-Wasser so dicke machet/ daß daraus/ wie sonst ge- schiehet/ keine rechte Röhrlein von der Natur können formiret oder gebildet werden/ sondern auch diejenigen/ so ohngefehr daraus ent- standen und gerathen sind/ alsobald verstopfet und ausfüllet; hieraus kan man nun leicht schliessen/ daß sich das Gegen-Theil bey denen weissen Tropf-Steins-Zapfen befinde/ nemlich daß solche von einem klaren und reinen Tropf-Wasser herrühren/ und deswegen auch länger hohl als vorige bleiben/ weilen gedachtes Wasser nicht so viel von einem Stein-machenden oder albereit steinichten Wesen bey sich führet/ daß die Röhrlein davon von Stund an voll gemachet werden könten/ zumahl da die steinichte Materie ihrer Flüßigkeit we- gen sich in denen tubulis nicht lange aufhält/ und darinnen auf ein- mahl ansetzet/ sondern bald zu Boden fällt/ und daselbst zu einem Stein wird/ wie albereit gedacht worden. Es möchte aber etlichen wunderlich vorkommen/ wenn ich vermelde/ daß derjenige Tropf- Stein/ so von denen Tropfen derer Stein-Zapfen herrühret/ und unter denenselben angetroffen wird/ weiß sey/ da er doch vielmehr grau
Das I Capitel andere wie ein ſtarcker Finger und mehr dicke/ auch von Farbe grau-oder ſchwaͤrtzlicht/ und iſt curieus zu ſehen/ daß dieſe durch und durch hart und nicht ausgehoͤlet ſind/ die meiſten aber unter denen weiſſen ſich wie ein tubulus oder Roͤhrlein hohl befinden/ deren Hoͤle auch nach und nach von dem ſteinichten Tropf-Waſſer angefuͤllet wird/ woruͤber ſich etliche Curioſi, denen ich ſolches gezeiget/ ziemlich ver- wundert haben; die Urſach aber der Farbe dieſer grau- und ſchwaͤrtz- lichen Tropf-Steins-Zapfen iſt eine unreine irdiſche Materie/ wel- che ſich an etlichen Orten in der Erde mit dem Tropf-Waſſer genau vereiniget/ und daſſelbe truͤbe machet; iſt nun ſolches nicht gar zu ſehr unrein/ ſo verurſachet es nur dem Tropf-Stein eine graue Far- be/ da hingegen/ wenn viel von ſolcher Unreinigkeit darinnen ver- handen iſt/ derſelbe auch eine ſchwaͤrtzlichte Farbe davon bekoͤmmet/ und dieſes mehr oder weniger/ nachdem das Tropf-Waſſer viel oder wenig Unflaht bey ſich gehabt; Ebenfalls ruͤhret es auch von der gedachten unreinen Materie her/ daß dieſe Tropf-Steins-Zapfen nicht hohl/ ſondern gantz und gar ſteinern ſind/ weilen dieſelbe nicht allein das Tropf-Waſſer ſo dicke machet/ daß daraus/ wie ſonſt ge- ſchiehet/ keine rechte Roͤhrlein von der Natur koͤnnen formiret oder gebildet werden/ ſondern auch diejenigen/ ſo ohngefehr daraus ent- ſtanden und gerathen ſind/ alſobald verſtopfet und ausfuͤllet; hieraus kan man nun leicht ſchlieſſen/ daß ſich das Gegen-Theil bey denen weiſſen Tropf-Steins-Zapfen befinde/ nemlich daß ſolche von einem klaren und reinen Tropf-Waſſer herruͤhren/ und deswegen auch laͤnger hohl als vorige bleiben/ weilen gedachtes Waſſer nicht ſo viel von einem Stein-machenden oder albereit ſteinichten Weſen bey ſich fuͤhret/ daß die Roͤhrlein davon von Stund an voll gemachet werden koͤnten/ zumahl da die ſteinichte Materie ihrer Fluͤßigkeit we- gen ſich in denen tubulis nicht lange aufhaͤlt/ und darinnen auf ein- mahl anſetzet/ ſondern bald zu Boden faͤllt/ und daſelbſt zu einem Stein wird/ wie albereit gedacht worden. Es moͤchte aber etlichen wunderlich vorkommen/ wenn ich vermelde/ daß derjenige Tropf- Stein/ ſo von denen Tropfen derer Stein-Zapfen herruͤhret/ und unter denenſelben angetroffen wird/ weiß ſey/ da er doch vielmehr grau
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Das I Capitel
andere wie ein ſtarcker Finger und mehr dicke/ auch von Farbe grau-
oder ſchwaͤrtzlicht/ und iſt curieus zu ſehen/ daß dieſe durch und durch
hart und nicht ausgehoͤlet ſind/ die meiſten aber unter denen weiſſen
ſich wie ein tubulus oder Roͤhrlein hohl befinden/ deren Hoͤle auch
nach und nach von dem ſteinichten Tropf-Waſſer angefuͤllet wird/
woruͤber ſich etliche Curioſi, denen ich ſolches gezeiget/ ziemlich ver-
wundert haben; die Urſach aber der Farbe dieſer grau- und ſchwaͤrtz-
lichen Tropf-Steins-Zapfen iſt eine unreine irdiſche Materie/ wel-
che ſich an etlichen Orten in der Erde mit dem Tropf-Waſſer genau
vereiniget/ und daſſelbe truͤbe machet; iſt nun ſolches nicht gar zu
ſehr unrein/ ſo verurſachet es nur dem Tropf-Stein eine graue Far-
be/ da hingegen/ wenn viel von ſolcher Unreinigkeit darinnen ver-
handen iſt/ derſelbe auch eine ſchwaͤrtzlichte Farbe davon bekoͤmmet/
und dieſes mehr oder weniger/ nachdem das Tropf-Waſſer viel oder
wenig Unflaht bey ſich gehabt; Ebenfalls ruͤhret es auch von der
gedachten unreinen Materie her/ daß dieſe Tropf-Steins-Zapfen
nicht hohl/ ſondern gantz und gar ſteinern ſind/ weilen dieſelbe nicht
allein das Tropf-Waſſer ſo dicke machet/ daß daraus/ wie ſonſt ge-
ſchiehet/ keine rechte Roͤhrlein von der Natur koͤnnen formiret oder
gebildet werden/ ſondern auch diejenigen/ ſo ohngefehr daraus ent-
ſtanden und gerathen ſind/ alſobald verſtopfet und ausfuͤllet; hieraus
kan man nun leicht ſchlieſſen/ daß ſich das Gegen-Theil bey denen
weiſſen Tropf-Steins-Zapfen befinde/ nemlich daß ſolche von einem
klaren und reinen Tropf-Waſſer herruͤhren/ und deswegen auch
laͤnger hohl als vorige bleiben/ weilen gedachtes Waſſer nicht ſo viel
von einem Stein-machenden oder albereit ſteinichten Weſen bey
ſich fuͤhret/ daß die Roͤhrlein davon von Stund an voll gemachet
werden koͤnten/ zumahl da die ſteinichte Materie ihrer Fluͤßigkeit we-
gen ſich in denen tubulis nicht lange aufhaͤlt/ und darinnen auf ein-
mahl anſetzet/ ſondern bald zu Boden faͤllt/ und daſelbſt zu einem
Stein wird/ wie albereit gedacht worden. Es moͤchte aber etlichen
wunderlich vorkommen/ wenn ich vermelde/ daß derjenige Tropf-
Stein/ ſo von denen Tropfen derer Stein-Zapfen herruͤhret/ und
unter denenſelben angetroffen wird/ weiß ſey/ da er doch vielmehr
grau
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