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Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703.

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Das I Capitel
erstlich: daß die Ausleger der Heiligen Schrifft/ nemlich Herr
Doctor Lucas Osiander, weiland Hoch-verdienter Würtenbergi-
scher Theologus Orthodoxus, und andere mehr/ nichts Vollkom-
menes von der eigentlichen Beschaffenheit derer vor der Sünd-Fluht
gewesenen Einhörnern setzten/ auch solches aus Mangel einer gründ-
lichen Nachricht und vollkommener Beschreibung nicht zu thun ver-
mächten/ woran auch wenig gelegen wäre/ weilen es keine Sache sey/
so zu der Seelen Seeligkeit gehöre; zum andern: weilen so viele
Einhörner bey denen Scribenten gefunden würden/ daß man nicht
wissen könne/ welches das rechte sey/ massen Martinus Zeillerus in
seinen Episteln und zwar part. & centur. 1 epist. 26 pag. 77 & seq.
berichtet/ daß Ludovicus di Barthema von Bonomen aus Jtalien
bürtig in seiner Orientalischen Reise-Beschreibung libr. 1 de Arab.
cap. 18 pag.
20 melde/ wie er auf seiner Reise in Arabien zu Mecha/
als des Mahomets Vater-Lande/ zwey Einhörner gesehen hätte/
so dem Sultan daselbst von einem König aus AEthiopia oder Moh-
ren-Land vor einen sonderlichen Schatz wären verehret und mit ei-
nem Gitter-Werck verwahret worden/ deren das gröste sich einem
drittehalb jährigen wohl gewachsenem Fohlen oder Füllen vergli-
chen/ und ein Horn bey drey Ellen lang vor dem Kopff gehabt habe;
das andere aber sey fast wie ein jähriges Fohlen/ und dessen Horn
ungefehr fast vier Spannen lang gewesen/ beyde aber hätten Köpffe
wie ein Hirsch gehabt. Ferner sage auch Marcus Paulus Venetus
libr. 3 descript. Orient. c.
15 daß man im Königreich Basinam
Einhörner mit einem Schweins-Kopff finde/ so etwas kleiner als ein
Elephant wären; Jngleichen würden auch unter die Einhörner ge-
rechnet der in denen Wüsten des Mohren-Landes sich aufhaltende
Wald-Esel/ das Nasen-Horn/ sonst Rhinoceros genannt/ und an-
dere mehr/ derer gemelter Zeillerus in angeführten Episteln cen-
tur. 3 Epist. 790 pag.
171 gedacht hätte. Bey solcher Vielheit derer
Einhörner geben diejenigen/ so das unicornu fossile vor kein ani-
male
halten/ einem ieden unpassionirten zu bedencken: Ob solches
ohne Streit abgehen könne/ wenn etliche solten befraget werden:
welches unter vor gedachten Einhörnern dasjenige sey/ wovon die

Heilige

Das I Capitel
erſtlich: daß die Ausleger der Heiligen Schrifft/ nemlich Herr
Doctor Lucas Oſiander, weiland Hoch-verdienter Wuͤrtenbergi-
ſcher Theologus Orthodoxus, und andere mehr/ nichts Vollkom-
menes von der eigentlichen Beſchaffenheit derer vor der Suͤnd-Fluht
geweſenen Einhoͤrnern ſetzten/ auch ſolches aus Mangel einer gruͤnd-
lichen Nachricht und vollkommener Beſchreibung nicht zu thun ver-
maͤchten/ woran auch wenig gelegen waͤre/ weilen es keine Sache ſey/
ſo zu der Seelen Seeligkeit gehoͤre; zum andern: weilen ſo viele
Einhoͤrner bey denen Scribenten gefunden wuͤrden/ daß man nicht
wiſſen koͤnne/ welches das rechte ſey/ maſſen Martinus Zeillerus in
ſeinen Epiſteln und zwar part. & centur. 1 epiſt. 26 pag. 77 & ſeq.
berichtet/ daß Ludovicus di Barthema von Bonomen aus Jtalien
buͤrtig in ſeiner Orientaliſchen Reiſe-Beſchreibung libr. 1 de Arab.
cap. 18 pag.
20 melde/ wie er auf ſeiner Reiſe in Arabien zu Mecha/
als des Mahomets Vater-Lande/ zwey Einhoͤrner geſehen haͤtte/
ſo dem Sultan daſelbſt von einem Koͤnig aus Æthiopia oder Moh-
ren-Land vor einen ſonderlichen Schatz waͤren verehret und mit ei-
nem Gitter-Werck verwahret worden/ deren das groͤſte ſich einem
drittehalb jaͤhrigen wohl gewachſenem Fohlen oder Fuͤllen vergli-
chen/ und ein Horn bey drey Ellen lang vor dem Kopff gehabt habe;
das andere aber ſey faſt wie ein jaͤhriges Fohlen/ und deſſen Horn
ungefehr faſt vier Spannen lang geweſen/ beyde aber haͤtten Koͤpffe
wie ein Hirſch gehabt. Ferner ſage auch Marcus Paulus Venetus
libr. 3 deſcript. Orient. c.
15 daß man im Koͤnigreich Baſinam
Einhoͤrner mit einem Schweins-Kopff finde/ ſo etwas kleiner als ein
Elephant waͤren; Jngleichen wuͤrden auch unter die Einhoͤrner ge-
rechnet der in denen Wuͤſten des Mohren-Landes ſich aufhaltende
Wald-Eſel/ das Naſen-Horn/ ſonſt Rhinoceros genannt/ und an-
dere mehr/ derer gemelter Zeillerus in angefuͤhrten Epiſteln cen-
tur. 3 Epiſt. 790 pag.
171 gedacht haͤtte. Bey ſolcher Vielheit derer
Einhoͤrner geben diejenigen/ ſo das unicornu fosſile vor kein ani-
male
halten/ einem ieden unpasſionirten zu bedencken: Ob ſolches
ohne Streit abgehen koͤnne/ wenn etliche ſolten befraget werden:
welches unter vor gedachten Einhoͤrnern dasjenige ſey/ wovon die

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[46/0058] Das I Capitel erſtlich: daß die Ausleger der Heiligen Schrifft/ nemlich Herr Doctor Lucas Oſiander, weiland Hoch-verdienter Wuͤrtenbergi- ſcher Theologus Orthodoxus, und andere mehr/ nichts Vollkom- menes von der eigentlichen Beſchaffenheit derer vor der Suͤnd-Fluht geweſenen Einhoͤrnern ſetzten/ auch ſolches aus Mangel einer gruͤnd- lichen Nachricht und vollkommener Beſchreibung nicht zu thun ver- maͤchten/ woran auch wenig gelegen waͤre/ weilen es keine Sache ſey/ ſo zu der Seelen Seeligkeit gehoͤre; zum andern: weilen ſo viele Einhoͤrner bey denen Scribenten gefunden wuͤrden/ daß man nicht wiſſen koͤnne/ welches das rechte ſey/ maſſen Martinus Zeillerus in ſeinen Epiſteln und zwar part. & centur. 1 epiſt. 26 pag. 77 & ſeq. berichtet/ daß Ludovicus di Barthema von Bonomen aus Jtalien buͤrtig in ſeiner Orientaliſchen Reiſe-Beſchreibung libr. 1 de Arab. cap. 18 pag. 20 melde/ wie er auf ſeiner Reiſe in Arabien zu Mecha/ als des Mahomets Vater-Lande/ zwey Einhoͤrner geſehen haͤtte/ ſo dem Sultan daſelbſt von einem Koͤnig aus Æthiopia oder Moh- ren-Land vor einen ſonderlichen Schatz waͤren verehret und mit ei- nem Gitter-Werck verwahret worden/ deren das groͤſte ſich einem drittehalb jaͤhrigen wohl gewachſenem Fohlen oder Fuͤllen vergli- chen/ und ein Horn bey drey Ellen lang vor dem Kopff gehabt habe; das andere aber ſey faſt wie ein jaͤhriges Fohlen/ und deſſen Horn ungefehr faſt vier Spannen lang geweſen/ beyde aber haͤtten Koͤpffe wie ein Hirſch gehabt. Ferner ſage auch Marcus Paulus Venetus libr. 3 deſcript. Orient. c. 15 daß man im Koͤnigreich Baſinam Einhoͤrner mit einem Schweins-Kopff finde/ ſo etwas kleiner als ein Elephant waͤren; Jngleichen wuͤrden auch unter die Einhoͤrner ge- rechnet der in denen Wuͤſten des Mohren-Landes ſich aufhaltende Wald-Eſel/ das Naſen-Horn/ ſonſt Rhinoceros genannt/ und an- dere mehr/ derer gemelter Zeillerus in angefuͤhrten Epiſteln cen- tur. 3 Epiſt. 790 pag. 171 gedacht haͤtte. Bey ſolcher Vielheit derer Einhoͤrner geben diejenigen/ ſo das unicornu fosſile vor kein ani- male halten/ einem ieden unpasſionirten zu bedencken: Ob ſolches ohne Streit abgehen koͤnne/ wenn etliche ſolten befraget werden: welches unter vor gedachten Einhoͤrnern dasjenige ſey/ wovon die Heilige

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Zitationshilfe: Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/behrens_hercynia_1703/58>, abgerufen am 24.11.2024.