Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703.von den curieusen Hölen an und auf dem Hartz. Arm-Röhre aber sey so dicke als ein Kerl gewesen/ und die Höle desSchulter-Blats von solcher Weite/ daß eine Carthaunen-Kugel hinein gegangen/ auch bezeüge Eckstormius in seiner Epistel mit dem Autore der Topographie oder Oerter-Beschreibung derer Länder Braunschweig und Lüneburg fol. 32 & seq. wie einesmahls ein gantzes menschliches Sceleton in der Baumans-Höle sey gefunden worden/ welches von einer solchen Grösse gewesen/ als ein Mensch immer in der Welt hätte seyn mögen/ woraus er auch einfölglich und ohne Zweifel geschlossen habe/ daß vor Alters die Riesen überaus groß müsten gewesen seyn/ dergleichen Exempel sie mehr anführen könten. Auf was Art aber die vor gemeldete Einhörner-Elephan- ten- und Riesen-Cörper in die Hölen und andere gedachte Oerter gerathen sind/ können sie sich ebenfals nicht gäntzlich vergleichen; denn etliche darunter davor halten/ daß selbige einig und allein in der allgemeinen und erschrecklichen Sünd-Fluth/ wormit GOtt die gantze Welt bestraffet gehabt/ auch das vom Abend gegen Morgen wütende Nord-Mehr dahin geschwemmet/ und entweder mit Erde/ Stein und Sand/ oder denen von der Gewalt des Wassers abge- rissenen und fortgetriebenen Spitzen und Gipfel derer Berge/ als wovon die Hölen entstanden wären/ bedecket worden; Andere aber geben zwar zu/ daß solches in währender Sünd-Fluht geschehen sey/ sind aber dabey der gäntzlichen Meinung/ daß auch nach derselben von Kriegs- und Kauff-Leüthen Elephanten in Teütsch-Land und andere Länder wären gebracht worden/ deren Cörper man nach ihrem Tode daselbst/ wo sie gefunden worden/ habe begraben lassen. Ob nun schon dieselben also in etlichen Stücken sich nicht gar wohl ver- tragen können/ so sind sie doch ingesamt in diesem einig: daß das ge- grabene Einhorn ein animale sey/ und halten es mit denselben unter- schiedene Autores, unter welchen auch der seelige Herr Doctor Con- ring ist/ als welcher in seiner dissertatio de antiquo Helmstadii statu pag. 13 saget: wie es unmüglich sey/ daß die Natur an und vor sich selbst ohne Zuthun eines andern Thiers vollkömmliche Bei- ne formiren könne/ dergleichen Anfänglich in Mutter Leibe gemacht/ hernach durch langes Wachsthum zur Perfection gebracht worden. Es F 2
von den curieuſen Hoͤlen an und auf dem Hartz. Arm-Roͤhre aber ſey ſo dicke als ein Kerl geweſen/ und die Hoͤle desSchulter-Blats von ſolcher Weite/ daß eine Carthaunen-Kugel hinein gegangen/ auch bezeuͤge Eckſtormius in ſeiner Epiſtel mit dem Autore der Topographie oder Oerter-Beſchreibung derer Laͤnder Braunſchweig und Luͤneburg fol. 32 & ſeq. wie einesmahls ein gantzes menſchliches Sceleton in der Baumans-Hoͤle ſey gefunden worden/ welches von einer ſolchen Groͤſſe geweſen/ als ein Menſch immer in der Welt haͤtte ſeyn moͤgen/ woraus er auch einfoͤlglich und ohne Zweifel geſchloſſen habe/ daß vor Alters die Rieſen uͤberaus groß muͤſten geweſen ſeyn/ dergleichen Exempel ſie mehr anfuͤhren koͤnten. Auf was Art aber die vor gemeldete Einhoͤrner-Elephan- ten- und Rieſen-Coͤrper in die Hoͤlen und andere gedachte Oerter gerathen ſind/ koͤnnen ſie ſich ebenfals nicht gaͤntzlich vergleichen; denn etliche darunter davor halten/ daß ſelbige einig und allein in der allgemeinen und erſchrecklichen Suͤnd-Fluth/ wormit GOtt die gantze Welt beſtraffet gehabt/ auch das vom Abend gegen Morgen wuͤtende Nord-Mehr dahin geſchwemmet/ und entweder mit Erde/ Stein und Sand/ oder denen von der Gewalt des Waſſers abge- riſſenen und fortgetriebenen Spitzen und Gipfel derer Berge/ als wovon die Hoͤlen entſtanden waͤren/ bedecket worden; Andere aber geben zwar zu/ daß ſolches in waͤhrender Suͤnd-Fluht geſchehen ſey/ ſind aber dabey der gaͤntzlichen Meinung/ daß auch nach derſelben von Kriegs- und Kauff-Leuͤthen Elephanten in Teuͤtſch-Land und andere Laͤnder waͤren gebracht worden/ deren Coͤrper man nach ihrem Tode daſelbſt/ wo ſie gefunden worden/ habe begraben laſſen. Ob nun ſchon dieſelben alſo in etlichen Stuͤcken ſich nicht gar wohl ver- tragen koͤnnen/ ſo ſind ſie doch ingeſamt in dieſem einig: daß das ge- grabene Einhorn ein animale ſey/ und halten es mit denſelben unter- ſchiedene Autores, unter welchen auch der ſeelige Herr Doctor Con- ring iſt/ als welcher in ſeiner diſſertatio de antiquo Helmſtadii ſtatu pag. 13 ſaget: wie es unmuͤglich ſey/ daß die Natur an und vor ſich ſelbſt ohne Zuthun eines andern Thiers vollkoͤmmliche Bei- ne formiren koͤnne/ dergleichen Anfaͤnglich in Mutter Leibe gemacht/ hernach durch langes Wachsthum zur Perfection gebracht worden. Es F 2
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von den curieuſen Hoͤlen an und auf dem Hartz.
Arm-Roͤhre aber ſey ſo dicke als ein Kerl geweſen/ und die Hoͤle des
Schulter-Blats von ſolcher Weite/ daß eine Carthaunen-Kugel
hinein gegangen/ auch bezeuͤge Eckſtormius in ſeiner Epiſtel mit dem
Autore der Topographie oder Oerter-Beſchreibung derer Laͤnder
Braunſchweig und Luͤneburg fol. 32 & ſeq. wie einesmahls ein
gantzes menſchliches Sceleton in der Baumans-Hoͤle ſey gefunden
worden/ welches von einer ſolchen Groͤſſe geweſen/ als ein Menſch
immer in der Welt haͤtte ſeyn moͤgen/ woraus er auch einfoͤlglich
und ohne Zweifel geſchloſſen habe/ daß vor Alters die Rieſen uͤberaus
groß muͤſten geweſen ſeyn/ dergleichen Exempel ſie mehr anfuͤhren
koͤnten. Auf was Art aber die vor gemeldete Einhoͤrner-Elephan-
ten- und Rieſen-Coͤrper in die Hoͤlen und andere gedachte Oerter
gerathen ſind/ koͤnnen ſie ſich ebenfals nicht gaͤntzlich vergleichen;
denn etliche darunter davor halten/ daß ſelbige einig und allein in der
allgemeinen und erſchrecklichen Suͤnd-Fluth/ wormit GOtt die
gantze Welt beſtraffet gehabt/ auch das vom Abend gegen Morgen
wuͤtende Nord-Mehr dahin geſchwemmet/ und entweder mit Erde/
Stein und Sand/ oder denen von der Gewalt des Waſſers abge-
riſſenen und fortgetriebenen Spitzen und Gipfel derer Berge/ als
wovon die Hoͤlen entſtanden waͤren/ bedecket worden; Andere aber
geben zwar zu/ daß ſolches in waͤhrender Suͤnd-Fluht geſchehen ſey/
ſind aber dabey der gaͤntzlichen Meinung/ daß auch nach derſelben
von Kriegs- und Kauff-Leuͤthen Elephanten in Teuͤtſch-Land und
andere Laͤnder waͤren gebracht worden/ deren Coͤrper man nach ihrem
Tode daſelbſt/ wo ſie gefunden worden/ habe begraben laſſen. Ob
nun ſchon dieſelben alſo in etlichen Stuͤcken ſich nicht gar wohl ver-
tragen koͤnnen/ ſo ſind ſie doch ingeſamt in dieſem einig: daß das ge-
grabene Einhorn ein animale ſey/ und halten es mit denſelben unter-
ſchiedene Autores, unter welchen auch der ſeelige Herr Doctor Con-
ring iſt/ als welcher in ſeiner diſſertatio de antiquo Helmſtadii
ſtatu pag. 13 ſaget: wie es unmuͤglich ſey/ daß die Natur an und
vor ſich ſelbſt ohne Zuthun eines andern Thiers vollkoͤmmliche Bei-
ne formiren koͤnne/ dergleichen Anfaͤnglich in Mutter Leibe gemacht/
hernach durch langes Wachsthum zur Perfection gebracht worden.
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