Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703.und Hütten-Wercke an und auf dem Hartz. Stunden lang geröstet oder gebrennet/ damit dem Ertz seine Wildig-keit/ Giftigkeit und Unart benommen werde/ sonst man dasselbe im Schmelzen nicht zwingen könte/ und das gute mit dem bösen in die Lufft gehen würde. Unter währendem Rösten oder Brennen/ da- von der Ofe den Nahmen hat/ wird das Ertz von denen Brenn- Knechten/ unter der Direction des Brenn-Meisters/ offt umgerüh- ret und gewendet/ anfänglich mit einer langen eisernen Krücke/ und folgends/ wenn der Schlich zu schwitzen anfänget/ mit dem Bocke/ welches ein Eisen mit zwey krummen Zacken ist. Beyde Instrumen- ta aber leget der Brenn-Knecht in dem Schurtz oder einem an einer eisernen Kette vor dem Ofen hangenden grossen Hacken/ und regi- ret solche also mit dem Schwange. Sonst ist von diesem Ofen merck-würdig/ daß darinnen die grosse Hitze anfänglich unter dem Umrühren etwas von dem Schlich/ ehe er fliesse/ hebe/ und durch die darüber gebauete Feüer-Esse hinaus auf das Dach führe/ dergleichen von denen auf dem Hartz gelegenen Zeller-Felder- und Wilde-Män- ner-Hütten der Herr von Löheysen in dem 5 Theil seines Berichts von Berg-Wercken fol. 68 schreibet. Ausser diesen Röst-Ofen werden auch etliche rohe Ertze unter dem freyen Himmel geröstet/ und geschiehet solches insonderheit bey Goslar auf der Oker/ da man die Rammelsbergischen Ertze neün Schuh hoch auf Holtz schüttet/ und dasselbe mit glüenden Schlacken anstecket/ alsdenn die Ertze sich hievon entzünden/ und/ wegen des bey sich habenden Schwefels/ eine lange Zeit in sich selbst brennen. Dieser Schwefel sammlet sich zum Theil oben auf dem Röst Hauffen in die daselbst gemachte runde Löcher/ woraus derselbe mit eisernen Löffeln geschöpffet/ und hernach zum gelben Schwefel geläutert wird/ worüber die Arbeiter grossen Gestanck ausstehen müssen/ theils tropfet derselbe/ am meisten aber zu Sommers-Zeit aus denen Seiten des Rostes/ und wird dieser- wegen Tropf- oder Trüpf Schwefel genennet/ welcher wie Eis- Zapfen aussiehet/ und/ wegen seiner Reinigkeit/ in der Artzney/ an Statt derer florum Sulphuris oder so genannten Schwefel-Bluh- men sicher kan gebrauchet werden. VII. Von Z 3
und Huͤtten-Wercke an und auf dem Hartz. Stunden lang geroͤſtet oder gebrennet/ damit dem Ertz ſeine Wildig-keit/ Giftigkeit und Unart benommen werde/ ſonſt man daſſelbe im Schmelzen nicht zwingen koͤnte/ und das gute mit dem boͤſen in die Lufft gehen wuͤrde. Unter waͤhrendem Roͤſten oder Brennen/ da- von der Ofe den Nahmen hat/ wird das Ertz von denen Brenn- Knechten/ unter der Direction des Brenn-Meiſters/ offt umgeruͤh- ret und gewendet/ anfaͤnglich mit einer langen eiſernen Kruͤcke/ und folgends/ wenn der Schlich zu ſchwitzen anfaͤnget/ mit dem Bocke/ welches ein Eiſen mit zwey krummen Zacken iſt. Beyde Inſtrumen- ta aber leget der Brenn-Knecht in dem Schurtz oder einem an einer eiſernen Kette vor dem Ofen hangenden groſſen Hacken/ und regi- ret ſolche alſo mit dem Schwange. Sonſt iſt von dieſem Ofen merck-wuͤrdig/ daß darinnen die groſſe Hitze anfaͤnglich unter dem Umruͤhren etwas von dem Schlich/ ehe er flieſſe/ hebe/ und durch die daruͤber gebauete Feuͤer-Eſſe hinaus auf das Dach fuͤhre/ dergleichen von denen auf dem Hartz gelegenen Zeller-Felder- und Wilde-Maͤn- ner-Huͤtten der Herr von Loͤheyſen in dem 5 Theil ſeines Berichts von Berg-Wercken fol. 68 ſchreibet. Auſſer dieſen Roͤſt-Ofen werden auch etliche rohe Ertze unter dem freyen Himmel geroͤſtet/ und geſchiehet ſolches inſonderheit bey Goslar auf der Oker/ da man die Rammelsbergiſchen Ertze neuͤn Schuh hoch auf Holtz ſchuͤttet/ und daſſelbe mit gluͤenden Schlacken anſtecket/ alsdenn die Ertze ſich hievon entzuͤnden/ und/ wegen des bey ſich habenden Schwefels/ eine lange Zeit in ſich ſelbſt brennen. Dieſer Schwefel ſammlet ſich zum Theil oben auf dem Roͤſt Hauffen in die daſelbſt gemachte runde Loͤcher/ woraus derſelbe mit eiſernen Loͤffeln geſchoͤpffet/ und hernach zum gelben Schwefel gelaͤutert wird/ woruͤber die Arbeiter groſſen Geſtanck ausſtehen muͤſſen/ theils tropfet derſelbe/ am meiſten aber zu Sommers-Zeit aus denen Seiten des Roſtes/ und wird dieſer- wegen Tropf- oder Truͤpf Schwefel genennet/ welcher wie Eis- Zapfen ausſiehet/ und/ wegen ſeiner Reinigkeit/ in der Artzney/ an Statt derer florum Sulphuris oder ſo genannten Schwefel-Bluh- men ſicher kan gebrauchet werden. VII. Von Z 3
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und Huͤtten-Wercke an und auf dem Hartz.
Stunden lang geroͤſtet oder gebrennet/ damit dem Ertz ſeine Wildig-
keit/ Giftigkeit und Unart benommen werde/ ſonſt man daſſelbe im
Schmelzen nicht zwingen koͤnte/ und das gute mit dem boͤſen in die
Lufft gehen wuͤrde. Unter waͤhrendem Roͤſten oder Brennen/ da-
von der Ofe den Nahmen hat/ wird das Ertz von denen Brenn-
Knechten/ unter der Direction des Brenn-Meiſters/ offt umgeruͤh-
ret und gewendet/ anfaͤnglich mit einer langen eiſernen Kruͤcke/ und
folgends/ wenn der Schlich zu ſchwitzen anfaͤnget/ mit dem Bocke/
welches ein Eiſen mit zwey krummen Zacken iſt. Beyde Inſtrumen-
ta aber leget der Brenn-Knecht in dem Schurtz oder einem an einer
eiſernen Kette vor dem Ofen hangenden groſſen Hacken/ und regi-
ret ſolche alſo mit dem Schwange. Sonſt iſt von dieſem Ofen
merck-wuͤrdig/ daß darinnen die groſſe Hitze anfaͤnglich unter dem
Umruͤhren etwas von dem Schlich/ ehe er flieſſe/ hebe/ und durch die
daruͤber gebauete Feuͤer-Eſſe hinaus auf das Dach fuͤhre/ dergleichen
von denen auf dem Hartz gelegenen Zeller-Felder- und Wilde-Maͤn-
ner-Huͤtten der Herr von Loͤheyſen in dem 5 Theil ſeines Berichts
von Berg-Wercken fol. 68 ſchreibet. Auſſer dieſen Roͤſt-Ofen
werden auch etliche rohe Ertze unter dem freyen Himmel geroͤſtet/ und
geſchiehet ſolches inſonderheit bey Goslar auf der Oker/ da man die
Rammelsbergiſchen Ertze neuͤn Schuh hoch auf Holtz ſchuͤttet/ und
daſſelbe mit gluͤenden Schlacken anſtecket/ alsdenn die Ertze ſich
hievon entzuͤnden/ und/ wegen des bey ſich habenden Schwefels/
eine lange Zeit in ſich ſelbſt brennen. Dieſer Schwefel ſammlet ſich
zum Theil oben auf dem Roͤſt Hauffen in die daſelbſt gemachte runde
Loͤcher/ woraus derſelbe mit eiſernen Loͤffeln geſchoͤpffet/ und hernach
zum gelben Schwefel gelaͤutert wird/ woruͤber die Arbeiter groſſen
Geſtanck ausſtehen muͤſſen/ theils tropfet derſelbe/ am meiſten aber
zu Sommers-Zeit aus denen Seiten des Roſtes/ und wird dieſer-
wegen Tropf- oder Truͤpf Schwefel genennet/ welcher wie Eis-
Zapfen ausſiehet/ und/ wegen ſeiner Reinigkeit/ in der Artzney/ an
Statt derer florum Sulphuris oder ſo genannten Schwefel-Bluh-
men ſicher kan gebrauchet werden.
VII. Von
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