Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703.Das III Cap. von den curieusen Brunnen/ Quellen schreibung des Garten zu Hessem c. 1 p. 2 in einem Kupfer-Stückvorgestellet ist. Nicht gar weit von diesem Brunnen trifft man auch zwischen dem so genannten Wapen- und Rauten-Quartier/ welches bey dem Schloß-Graben hergehet/ auch eine feine Wasser-Kunst an/ so der Dianen Badt nach der Historie/ oder vielmehr Fabel/ des Ovidii artig vorgestellet/ denn erstlich daselbst ein ziemliches mit Qua- ter-Steinen inwendig glatt-auswendig aber wie eine Stein-Klippe gemauretes Gewölbe vorhanden ist/ dessen Boden mit gutem Zinn beleget worden/ hierinnen nun sitzet die Diana mit ihren Jungfrauen gantz nackend/ und stehet in demselben ein vergüldetes Knaben-Bild/ welches einen Delphin unter seinem Fusse hat/ dem das Wasser aus dem Munde in dieses Bad läuffet: Nechst dabey hält der Jäger Actaeon mit seinen Hunden bey einem Baume/ in der Hand einen Jäger-Spieß auf dem Kopf aber Hirsch-Hörner oder Geweyhe habende/ welche derselbe/ wie fabuliret wird/ aus Verfluchung der Dianae, zum Trinck-Gelde soll bekommen haben/ als er die badende Gesellschafft aus Vorwitz beschauet gehabt. Vor gemeldete Bil- der aber sind alle aus Steinen in natürlicher Grösse gantz künstlich gehauen/ und mit lebendigen Oel-Farben zierlich vermahlet. Der Platz/ darinnen dieses Bad stehet/ ist 24 Werck-Schuh ins Ge- vierdte/ und mit einem Gitter-Werck umgeben/ auch mit dreyen Thüren verschlossen. An den vier Ecken desselben befinden sich feine ausgearbeitete Pfosten mit Menschen Bildern/ welche einen Delphin unter dem Fuß haben/ aus welchem Wasser lauffet/ und bey einer ieden Thür stehet auch zu beyden Seiten ein schön geschnitz- ter Pfoste mit Delphinen/ die ebenfalls aus ihrem Munde Wasser geben. Jnwendig ist dieser Platz mit feinen kleinen Steinen aus- gesetzet/ darunter viele verborgene bleyerne Röhren und Meßings- Pfeiflein liegen/ welche zu einer Kurtzweil dienen/ denn/ so iemand hinein kömmet/ diese schöne Bilder zu besehen/ und man den Hahn umdrehet/ springet das Wasser unten aus der Erden anderthalb Mannes hoch/ und aus allen Ecken hervor/ daß derselbe davon gantz naß wird/ welches lustig anzusehen ist. Ferner stehet in diesem Garten mitten vor dem darinnen befindlichen Lust-Hause noch eine andere
Das III Cap. von den curieuſen Brunnen/ Quellen ſchreibung des Garten zu Heſſem c. 1 p. 2 in einem Kupfer-Stuͤckvorgeſtellet iſt. Nicht gar weit von dieſem Brunnen trifft man auch zwiſchen dem ſo genannten Wapen- und Rauten-Quartier/ welches bey dem Schloß-Graben hergehet/ auch eine feine Waſſer-Kunſt an/ ſo der Dianen Badt nach der Hiſtorie/ oder vielmehr Fabel/ des Ovidii artig vorgeſtellet/ denn erſtlich daſelbſt ein ziemliches mit Qua- ter-Steinen inwendig glatt-auswendig aber wie eine Stein-Klippe gemauretes Gewoͤlbe vorhanden iſt/ deſſen Boden mit gutem Zinn beleget worden/ hierinnen nun ſitzet die Diana mit ihren Jungfrauen gantz nackend/ und ſtehet in demſelben ein verguͤldetes Knaben-Bild/ welches einen Delphin unter ſeinem Fuſſe hat/ dem das Waſſer aus dem Munde in dieſes Bad laͤuffet: Nechſt dabey haͤlt der Jaͤger Actæon mit ſeinen Hunden bey einem Baume/ in der Hand einen Jaͤger-Spieß auf dem Kopf aber Hirſch-Hoͤrner oder Geweyhe habende/ welche derſelbe/ wie fabuliret wird/ aus Verfluchung der Dianæ, zum Trinck-Gelde ſoll bekommen haben/ als er die badende Geſellſchafft aus Vorwitz beſchauet gehabt. Vor gemeldete Bil- der aber ſind alle aus Steinen in natuͤrlicher Groͤſſe gantz kuͤnſtlich gehauen/ und mit lebendigen Oel-Farben zierlich vermahlet. Der Platz/ darinnen dieſes Bad ſtehet/ iſt 24 Werck-Schuh ins Ge- vierdte/ und mit einem Gitter-Werck umgeben/ auch mit dreyen Thuͤren verſchloſſen. An den vier Ecken deſſelben befinden ſich feine ausgearbeitete Pfoſten mit Menſchen Bildern/ welche einen Delphin unter dem Fuß haben/ aus welchem Waſſer lauffet/ und bey einer ieden Thuͤr ſtehet auch zu beyden Seiten ein ſchoͤn geſchnitz- ter Pfoſte mit Delphinen/ die ebenfalls aus ihrem Munde Waſſer geben. Jnwendig iſt dieſer Platz mit feinen kleinen Steinen aus- geſetzet/ darunter viele verborgene bleyerne Roͤhren und Meßings- Pfeiflein liegen/ welche zu einer Kurtzweil dienen/ denn/ ſo iemand hinein koͤmmet/ dieſe ſchoͤne Bilder zu beſehen/ und man den Hahn umdrehet/ ſpringet das Waſſer unten aus der Erden anderthalb Mannes hoch/ und aus allen Ecken hervor/ daß derſelbe davon gantz naß wird/ welches luſtig anzuſehen iſt. Ferner ſtehet in dieſem Garten mitten vor dem darinnen befindlichen Luſt-Hauſe noch eine andere
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Das III Cap. von den curieuſen Brunnen/ Quellen
ſchreibung des Garten zu Heſſem c. 1 p. 2 in einem Kupfer-Stuͤck
vorgeſtellet iſt. Nicht gar weit von dieſem Brunnen trifft man auch
zwiſchen dem ſo genannten Wapen- und Rauten-Quartier/ welches
bey dem Schloß-Graben hergehet/ auch eine feine Waſſer-Kunſt
an/ ſo der Dianen Badt nach der Hiſtorie/ oder vielmehr Fabel/ des
Ovidii artig vorgeſtellet/ denn erſtlich daſelbſt ein ziemliches mit Qua-
ter-Steinen inwendig glatt-auswendig aber wie eine Stein-Klippe
gemauretes Gewoͤlbe vorhanden iſt/ deſſen Boden mit gutem Zinn
beleget worden/ hierinnen nun ſitzet die Diana mit ihren Jungfrauen
gantz nackend/ und ſtehet in demſelben ein verguͤldetes Knaben-Bild/
welches einen Delphin unter ſeinem Fuſſe hat/ dem das Waſſer aus
dem Munde in dieſes Bad laͤuffet: Nechſt dabey haͤlt der Jaͤger
Actæon mit ſeinen Hunden bey einem Baume/ in der Hand einen
Jaͤger-Spieß auf dem Kopf aber Hirſch-Hoͤrner oder Geweyhe
habende/ welche derſelbe/ wie fabuliret wird/ aus Verfluchung der
Dianæ, zum Trinck-Gelde ſoll bekommen haben/ als er die badende
Geſellſchafft aus Vorwitz beſchauet gehabt. Vor gemeldete Bil-
der aber ſind alle aus Steinen in natuͤrlicher Groͤſſe gantz kuͤnſtlich
gehauen/ und mit lebendigen Oel-Farben zierlich vermahlet. Der
Platz/ darinnen dieſes Bad ſtehet/ iſt 24 Werck-Schuh ins Ge-
vierdte/ und mit einem Gitter-Werck umgeben/ auch mit dreyen
Thuͤren verſchloſſen. An den vier Ecken deſſelben befinden ſich
feine ausgearbeitete Pfoſten mit Menſchen Bildern/ welche einen
Delphin unter dem Fuß haben/ aus welchem Waſſer lauffet/ und
bey einer ieden Thuͤr ſtehet auch zu beyden Seiten ein ſchoͤn geſchnitz-
ter Pfoſte mit Delphinen/ die ebenfalls aus ihrem Munde Waſſer
geben. Jnwendig iſt dieſer Platz mit feinen kleinen Steinen aus-
geſetzet/ darunter viele verborgene bleyerne Roͤhren und Meßings-
Pfeiflein liegen/ welche zu einer Kurtzweil dienen/ denn/ ſo iemand
hinein koͤmmet/ dieſe ſchoͤne Bilder zu beſehen/ und man den Hahn
umdrehet/ ſpringet das Waſſer unten aus der Erden anderthalb
Mannes hoch/ und aus allen Ecken hervor/ daß derſelbe davon gantz
naß wird/ welches luſtig anzuſehen iſt. Ferner ſtehet in dieſem
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