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Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703.

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und Wasser-Künsten an und auf dem Hartz.
lachend ansiehet. Weiter ist der Brunn an sich selbst folgender
massen beschaffen/ und fänget sich unten bey dem Fuß also an: Es
stehen drey ziemlich grosse so genannte Vogel-Greiffe/ worauf das
unterste Becken ruhet/ darzwischen stehen etliche Löwen/ auch von de-
nen grossen See-Krabben und Meer-Krebsen; unten im Becken sind
Muscheln/ Frösche/ Plateise oder Halb-Fische die man hier zu
Lande Schollen nennet/ und andere in der See befindliche Sachen
zu sehen/ welchen alles natürlich und nach dem Leben gar künstlich
verfertiget ist. Hernach gehet uber diesem Becken wie eine Stein-
Klippe oder Felsen in der Mitte des Brunnens herum/ worzwischen
Frösche/ Kröten/ Eydexen/ Schlangen/ ingleichen allerhand Vö-
gel und Thiere/ so sich in denen Felsen aufzuhalten pflegen/ sehr artig
und fleißig gemachet sind. Auf diesem Stein-Felsen sind ferner
sechs grosse Auer-Ochsen/ worauf denn das andere Becken stehet/
zwischen denselben sitzen drey-köpfichte Drachen/ die mit denen
Ochsen das Wasser aus denen Köpfen geben. Jn diesem andern
Becken ist auch dasjenige zu befinden/ was in dem Vorhergehenden
gemeldet worden/ und siehet darinnen alles aus/ als ob es lebete im
Wasser/ über diesem Becken gehet auch ebenfalls wieder eine Stein-
Klippe herum/ auf welchem eine Gemsen-Jagd mit Gemsen/ Hun-
den und Jägern zu sehen ist. Jngleichen sind noch mehr Thiere/ so
auf dieser Klippe stehen/ denen das Wasser aus denen Mäulern und
Füssen springet/ nemlich proportionirte Pferde/ welche auf denen
Hinter-Füssen stehen/ und scheinen/ als wolten sie herunter sprin-
gen. Ferner Pelicane, welchem das Wasser aus der Brust sprin-
get/ darneben Affen/ die auf der Sack-Pfeiffe spielen/ und Wasser
aus denen Pfeiffen geben/ wie auch Elephanten/ Einhörner und der-
gleichen mehr/ die alle artiger Weise Wasser geben. Endlich stehet
zu alleroberst ein wohl gebildeter Hirsch/ als ein zum Hoch-Fürstli-
chen Braunschweigischen Lüneburgischen Wapen gehöriges Stück/
dem ebenfalls das Wasser aus dem Maule/ denen Vorder-Füssen
und Hörnern gantz zierlich springet/ welches Kunst-Stück wohl zu
sehen/ und von Johann Royern/ vormahls Hoch-Fürstlichen
Braunschweigischen Lüneburgischen bestalten Gartner/ in der Be-

schrei-

und Waſſer-Kuͤnſten an und auf dem Hartz.
lachend anſiehet. Weiter iſt der Brunn an ſich ſelbſt folgender
maſſen beſchaffen/ und faͤnget ſich unten bey dem Fuß alſo an: Es
ſtehen drey ziemlich groſſe ſo genannte Vogel-Greiffe/ worauf das
unterſte Becken ruhet/ darzwiſchen ſtehen etliche Loͤwen/ auch von de-
nen groſſen See-Krabben und Meer-Krebſen; unten im Becken ſind
Muſcheln/ Froͤſche/ Plateiſe oder Halb-Fiſche die man hier zu
Lande Schollen nennet/ und andere in der See befindliche Sachen
zu ſehen/ welchen alles natuͤrlich und nach dem Leben gar kuͤnſtlich
verfertiget iſt. Hernach gehet ůber dieſem Becken wie eine Stein-
Klippe oder Felſen in der Mitte des Brunnens herum/ worzwiſchen
Froͤſche/ Kroͤten/ Eydexen/ Schlangen/ ingleichen allerhand Voͤ-
gel und Thiere/ ſo ſich in denen Felſen aufzuhalten pflegen/ ſehr artig
und fleißig gemachet ſind. Auf dieſem Stein-Felſen ſind ferner
ſechs groſſe Auer-Ochſen/ worauf denn das andere Becken ſtehet/
zwiſchen denſelben ſitzen drey-koͤpfichte Drachen/ die mit denen
Ochſen das Waſſer aus denen Koͤpfen geben. Jn dieſem andern
Becken iſt auch dasjenige zu befinden/ was in dem Vorhergehenden
gemeldet worden/ und ſiehet darinnen alles aus/ als ob es lebete im
Waſſer/ uͤber dieſem Becken gehet auch ebenfalls wieder eine Stein-
Klippe herum/ auf welchem eine Gemſen-Jagd mit Gemſen/ Hun-
den und Jaͤgern zu ſehen iſt. Jngleichen ſind noch mehr Thiere/ ſo
auf dieſer Klippe ſtehen/ denen das Waſſer aus denen Maͤulern und
Fuͤſſen ſpringet/ nemlich proportionirte Pferde/ welche auf denen
Hinter-Fuͤſſen ſtehen/ und ſcheinen/ als wolten ſie herunter ſprin-
gen. Ferner Pelicane, welchem das Waſſer aus der Bruſt ſprin-
get/ darneben Affen/ die auf der Sack-Pfeiffe ſpielen/ und Waſſer
aus denen Pfeiffen geben/ wie auch Elephanten/ Einhoͤrner und der-
gleichen mehr/ die alle artiger Weiſe Waſſer geben. Endlich ſtehet
zu alleroberſt ein wohl gebildeter Hirſch/ als ein zum Hoch-Fuͤrſtli-
chen Braunſchweigiſchen Luͤneburgiſchen Wapen gehoͤriges Stuͤck/
dem ebenfalls das Waſſer aus dem Maule/ denen Vorder-Fuͤſſen
und Hoͤrnern gantz zierlich ſpringet/ welches Kunſt-Stuͤck wohl zu
ſehen/ und von Johann Royern/ vormahls Hoch-Fuͤrſtlichen
Braunſchweigiſchen Luͤneburgiſchen beſtalten Gårtner/ in der Be-

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[111/0123] und Waſſer-Kuͤnſten an und auf dem Hartz. lachend anſiehet. Weiter iſt der Brunn an ſich ſelbſt folgender maſſen beſchaffen/ und faͤnget ſich unten bey dem Fuß alſo an: Es ſtehen drey ziemlich groſſe ſo genannte Vogel-Greiffe/ worauf das unterſte Becken ruhet/ darzwiſchen ſtehen etliche Loͤwen/ auch von de- nen groſſen See-Krabben und Meer-Krebſen; unten im Becken ſind Muſcheln/ Froͤſche/ Plateiſe oder Halb-Fiſche die man hier zu Lande Schollen nennet/ und andere in der See befindliche Sachen zu ſehen/ welchen alles natuͤrlich und nach dem Leben gar kuͤnſtlich verfertiget iſt. Hernach gehet ůber dieſem Becken wie eine Stein- Klippe oder Felſen in der Mitte des Brunnens herum/ worzwiſchen Froͤſche/ Kroͤten/ Eydexen/ Schlangen/ ingleichen allerhand Voͤ- gel und Thiere/ ſo ſich in denen Felſen aufzuhalten pflegen/ ſehr artig und fleißig gemachet ſind. Auf dieſem Stein-Felſen ſind ferner ſechs groſſe Auer-Ochſen/ worauf denn das andere Becken ſtehet/ zwiſchen denſelben ſitzen drey-koͤpfichte Drachen/ die mit denen Ochſen das Waſſer aus denen Koͤpfen geben. Jn dieſem andern Becken iſt auch dasjenige zu befinden/ was in dem Vorhergehenden gemeldet worden/ und ſiehet darinnen alles aus/ als ob es lebete im Waſſer/ uͤber dieſem Becken gehet auch ebenfalls wieder eine Stein- Klippe herum/ auf welchem eine Gemſen-Jagd mit Gemſen/ Hun- den und Jaͤgern zu ſehen iſt. Jngleichen ſind noch mehr Thiere/ ſo auf dieſer Klippe ſtehen/ denen das Waſſer aus denen Maͤulern und Fuͤſſen ſpringet/ nemlich proportionirte Pferde/ welche auf denen Hinter-Fuͤſſen ſtehen/ und ſcheinen/ als wolten ſie herunter ſprin- gen. Ferner Pelicane, welchem das Waſſer aus der Bruſt ſprin- get/ darneben Affen/ die auf der Sack-Pfeiffe ſpielen/ und Waſſer aus denen Pfeiffen geben/ wie auch Elephanten/ Einhoͤrner und der- gleichen mehr/ die alle artiger Weiſe Waſſer geben. Endlich ſtehet zu alleroberſt ein wohl gebildeter Hirſch/ als ein zum Hoch-Fuͤrſtli- chen Braunſchweigiſchen Luͤneburgiſchen Wapen gehoͤriges Stuͤck/ dem ebenfalls das Waſſer aus dem Maule/ denen Vorder-Fuͤſſen und Hoͤrnern gantz zierlich ſpringet/ welches Kunſt-Stuͤck wohl zu ſehen/ und von Johann Royern/ vormahls Hoch-Fuͤrſtlichen Braunſchweigiſchen Luͤneburgiſchen beſtalten Gårtner/ in der Be- ſchrei-

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Zitationshilfe: Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/behrens_hercynia_1703/123>, abgerufen am 27.11.2024.