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Beer, Michael: Der Paria. Stuttgart u. a., 1829.

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Vom Silberschleyer der gestirnten Nacht.
Erstorben war das tosende Gewühl,
Und tiefe Stille herrschte rings umher.
Selbst die geschwätz'ge Luft entführte leise
Dem vollen Kelche reich durchwürzte Düfte.
Nur ferne her aus leuchtenden Pagoden
Klang der Braminen nächtliches Gebet,
Und friedlich an die blühnden Ufer trieb
Des Ganges edler Strom die Silberwellen,
Treu in der vielbewegten Wogenbrust
Das ew'ge Bild des bleichen Lichtes tragend.
So trug auch ich ein ewiges Gefühl
In dem zerrißnen Herzen. Sehnsucht war's
Nach Liebe und Erbarmen. Diese Schöpfung,
Die mich verwarf, war so unendlich schön!
Ich war ein Fremdling unter gleichen Wesen,
Und doch vertilget, wie mit einem Hauch,
War all mein Haß -- mein ganzes Wesen Liebe.
Ein Thränenstrom drang aus dem heißen Aug',
Da blickt ich auf, und vor mir hingegossen
In tiefem Schmerz, auf einem Grabe seh' ich
In namenloser Schönheit -- dieses Weib.
Maja.
Halt ein!
Die Wunden bluten der gequälten Brust.
Entsetzliche Erinn'rung! Meine Mutter!
Auf ihrem Grabe war's, wo er mich sah.
Vom Silberſchleyer der geſtirnten Nacht.
Erſtorben war das toſende Gewuͤhl,
Und tiefe Stille herrſchte rings umher.
Selbſt die geſchwaͤtz’ge Luft entfuͤhrte leiſe
Dem vollen Kelche reich durchwuͤrzte Duͤfte.
Nur ferne her aus leuchtenden Pagoden
Klang der Braminen naͤchtliches Gebet,
Und friedlich an die bluͤhnden Ufer trieb
Des Ganges edler Strom die Silberwellen,
Treu in der vielbewegten Wogenbruſt
Das ew’ge Bild des bleichen Lichtes tragend.
So trug auch ich ein ewiges Gefuͤhl
In dem zerrißnen Herzen. Sehnſucht war’s
Nach Liebe und Erbarmen. Dieſe Schoͤpfung,
Die mich verwarf, war ſo unendlich ſchoͤn!
Ich war ein Fremdling unter gleichen Weſen,
Und doch vertilget, wie mit einem Hauch,
War all mein Haß — mein ganzes Weſen Liebe.
Ein Thraͤnenſtrom drang aus dem heißen Aug’,
Da blickt ich auf, und vor mir hingegoſſen
In tiefem Schmerz, auf einem Grabe ſeh’ ich
In namenloſer Schoͤnheit — dieſes Weib.
Maja.
Halt ein!
Die Wunden bluten der gequaͤlten Bruſt.
Entſetzliche Erinn’rung! Meine Mutter!
Auf ihrem Grabe war’s, wo er mich ſah.
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[37/0047] Vom Silberſchleyer der geſtirnten Nacht. Erſtorben war das toſende Gewuͤhl, Und tiefe Stille herrſchte rings umher. Selbſt die geſchwaͤtz’ge Luft entfuͤhrte leiſe Dem vollen Kelche reich durchwuͤrzte Duͤfte. Nur ferne her aus leuchtenden Pagoden Klang der Braminen naͤchtliches Gebet, Und friedlich an die bluͤhnden Ufer trieb Des Ganges edler Strom die Silberwellen, Treu in der vielbewegten Wogenbruſt Das ew’ge Bild des bleichen Lichtes tragend. So trug auch ich ein ewiges Gefuͤhl In dem zerrißnen Herzen. Sehnſucht war’s Nach Liebe und Erbarmen. Dieſe Schoͤpfung, Die mich verwarf, war ſo unendlich ſchoͤn! Ich war ein Fremdling unter gleichen Weſen, Und doch vertilget, wie mit einem Hauch, War all mein Haß — mein ganzes Weſen Liebe. Ein Thraͤnenſtrom drang aus dem heißen Aug’, Da blickt ich auf, und vor mir hingegoſſen In tiefem Schmerz, auf einem Grabe ſeh’ ich In namenloſer Schoͤnheit — dieſes Weib. Maja. Halt ein! Die Wunden bluten der gequaͤlten Bruſt. Entſetzliche Erinn’rung! Meine Mutter! Auf ihrem Grabe war’s, wo er mich ſah.

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Zitationshilfe: Beer, Michael: Der Paria. Stuttgart u. a., 1829, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_paria_1829/47>, abgerufen am 21.11.2024.